Berlin-Dahlem: Wirbel um Flüchtlingscontainer an der FU – „Woke Fassade bröckelt“

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Der Hahn-Meitner-Bau in der Thielallee 63 in Berlin-Dahlem.

Noch dient das Grundstück mit einigen Sträuchern als Parkplatz. Etwa 4000 bis 5000 Quadratmeter ist die Fläche an der Thielallee 63 in Berlin-Dahlem groß. Geht es nach dem Senat, soll auf dem brachliegenden Unigelände bald ein Containerdorf für 260 Flüchtlinge hochgezogen werden.

Doch in dem vornehmen Kiez brodelt es. Vor allem in der Freien Universität regt sich Widerstand, weil die Uni dort eigentlich ein Gebäude für Lehre und Forschung bauen möchte. Am Freitag teilte Berlins Flüchtlingskoordinator Albrecht Broemme der FU-Kanzlerin Andrea Güttner mit, dass er dort erst einmal Migranten unterbringen möchte. Diese schrieb zurück und wehrte sich, heißt es. „Eine auch befristete Unterbringung von Flüchtlingen ist für die Fläche nicht möglich“, entgegnete sie laut BZ.

An der FU fühlt man sich übergangen. Der Präsident Günter Ziegler beklagte, von den Senatsplänen erst aus der Zeitung erfahren zu haben. Die Hochschulleitung habe dieser Maßnahme nicht zugestimmt, sagte er.

Für Broemme, der derzeit jede städtische Freifläche daraufhin prüft, ob sie für eine Flüchtlingsunterkunft infrage kommt, lässt sich alles klären, wie er der Berliner Zeitung sagt. „Wir wollen keine Erweiterung der FU blockieren, doch solange das Grundstück brachliegt, können dort doch Flüchtlinge untergebracht werden.“ Die Uni-Kanzlerin habe er daher gebeten, eine zeitliche Angabe zu machen, wann das neue Gebäude entstehen soll. Bislang sei sie ihm eine Antwort schuldig geblieben. „Doch in der nächsten Woche entsteht dort sowieso kein Containerdorf, sondern wenn, in naher Zukunft“, sagt Broemme. Es müsse auch noch geprüft werden, ob es keine Bedenken in Sachen Naturschutz gebe.

Ende März waren die 16 zusätzlichen Containerdörfer vom Senat beschlossen worden. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) räumte damals bereits ein, dass es kein einfaches Unterfangen war: „Natürlich war es ein Ringen. Wenn Sie 16 Standorte beschließen plus die soziale Infrastruktur, dann können Sie sich vorstellen, dass nicht alle direkt an einem Strang gezogen haben. Und trotzdem ist es gelungen, hier gemeinsam ein Gesamtpaket zu schnüren“, sagte er.

Denn auch für Flüchtlinge gibt es viel zu wenig Wohnungen, und damit sie nicht ewig in den Notunterkünften der früheren Flughäfen Tegel und Tempelhof ausharren müssen, sollen die Container auf 16 Brachen, Parkplätzen und Irgendwann-Bauplätzen errichtet werden.

berlin-dahlem: wirbel um flüchtlingscontainer an der fu – „woke fassade bröckelt“

Broemme ist Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen beim Senat und ewig auf der Suche nach freien Flächen.

Die meisten sind mal wieder im Ostteil der Stadt geplant – allein neun Containerdörfer. Davon vier in Lichtenberg, drei in Pankow und zwei in Treptow-Köpenick. Die Häufung der neuen Standorte in den Ostbezirken trägt dazu bei, dass sich das Ungleichgewicht noch weiter verschärft. So nimmt beispielsweise Pankow als bevölkerungsreichster Bezirk Berlins schon jetzt fast 15 Prozent aller hauptstädtischen Flüchtlinge auf – in keinem Bezirk sind es mehr. Nach Auskunft des Bezirksamts Pankow leben dort derzeit etwa 5000 geflüchtete Menschen. Nun kommen noch einmal bis zu 1400 hinzu.

Doch auch in Reinickendorf entstehen zwei Containerdörfer, in Spandau, Tempelhof-Schöneberg, Neukölln und Charlottenburg-Wilmersdorf je eines. Marzahn-Hellersdorf, Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg gehen leer aus.

Und eins soll auch in Steglitz-Zehlendorf entstehen, auf dem Unigelände, das nun für Ärger sorgt. Neu ist das nicht. Gerade in vornehmeren Stadtteilen rege sich oft Widerstand, heißt es im Senat. Ein weiteres Beispiel sei Heckeshorn am Wannsee. Dort wird seit Jahren von einem Anwohner verhindert, dass in die leer stehende Lungenklinik Flüchtlinge einziehen. Der Streit geht seit 2018.

Im Netz spotteten am Montag manche darüber – vor allem über den Widerstand der FU. Eine Userin twitterte: „Warum hat die bunte, weltoffene & tolerante FU-Berlin Platz f. antisemitische Hamas-Aufmärsche, Gendergerechtigkeit & Fahnen, aber keinen Platz f. Unterkünfte f. die von ihr so gepriesenen Flüchtlinge? Ist das nicht rassistisch & intolerant?“ Ein weiterer User schreibt: „Wenn man selbst betroffen ist, bröckelt die woke Fassade verdammt schnell.“

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