BBV-Mitgliederversammlung zum Thema Gülle: Was Ostallgäuer Landwirten stinkt

Umdenken per Verordnung

BBV-Mitgliederversammlung zum Thema Gülle: Was Ostallgäuer Landwirten stinkt

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Sie sprachen bei der jüngsten Mitgliederversammlung des BBV in Leuterschach: Georg Sachsenhauser (v.li.), Andreas Schmid und Thomas Fleschutz.

Die ab dem Jahr 2025 verordnete bodennahe Gülleausbringung erregt die Gemüter und sorgt für massive Kritik, insbesondere vonseiten der Allgäuer Landwirtschaft. Das zeigte sich auch bei der jüngsten Mitgliederversammlung des BBV-Kreisverbandes Ostallgäu. Diese Verordnung enthalte, so die Meinung nahezu aller anwesender Landwirte, geradezu praxisferne und fachlich völlig falsche Vorgaben und dies zum Nachteil von Natur und Landwirtschaft.

Landkreis/Marktoberdorf – BBV-Kreisobmann Andreas Schmid hatte zu diesem Thema mit Georg Sachsenhauser und Thomas Fleschutz zwei kompetente Fachleute eingeladen, die aus erster Hand über ihre Erfahrungen berichteten. Bis auf den letzten Platz war deshalb auch der Große Saal im Landgasthof „Voglerwirt“ in Leuterschach bei Marktoberdorf besetzt.

Erfolgversprechend: Ansäuerung von Gülle

Georg Sachsenhauser, BBV- Kreisobmann aus Landshut, stellte seine langjährigen positiven Ergebnisse mit der Ansäuerung von Gülle vor. Dabei setzt der Landwirt auf Schwefelsäure – ein Verfahren, das speziell in Dänemark bereits seit längerer Zeit erfolgreich eingesetzt wird. Die angefallene Gülle wird in der Güllegrube mit Schwefelsäure angesetzt. Dabei sinke, so Sachsenhauser, der pH-Wert unter die geforderten 6,4 und verbessere gleichzeitig nachweislich die Ammoniak-Emmission. Infolge der deutlichen Reduktion der Ammoniakausgasung bei der Ausbringung wäre somit die Gülle auch nach dem Jahre 2025 mit Breitverteilung erlaubt und möglich.

Nach seinen Erfahrungen ist, entgegen oft geäußerter Befürchtungen, durch diese derart mit Schwefelsäure behandelte Gülle keine schnellere Abnutzung des Betons in der Güllegrube zu erwarten. Abschließend gab er noch einen Überblick hinsichtlich Antragstellung und Erteilung der dafür notwendigen Ausnahmegenehmigung, die beim zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten beantragt werden kann.

Fleschutz: Nicht allein auf die Technik setzen

Landwirt Thomas Fleschutz berichtete in einem weiteren Vortrag über den aktuellen Stand der Gülleversuche am Spitalhof in Kempten und die damit verbundenen Aktivitäten im vergangenen Jahr. Wie der Referent hier einleitend erklärte, sei die Düngeverordnung eine vom Bund und der EU erlassene Sache, weshalb er Landwirte aufrief, entsprechend Druck auf die dafür maßgeblichen Politiker auszuüben. Mit entsprechenden Versuchen am Spitalhof werde intensiv nach brauchbaren Lösungen in Richtung Gülle-Verdünnung gesucht. Deshalb sollte der Blick in erster Linie in die Zukunft gerichtet sein. Bis 2025 müsse, so der Fachmann, ein befriedigendes Ergebnis für die Landwirtschaft gefunden werden.

Dabei dürfe nicht allein auf die Technik gesetzt werden. Auch auf Natur, auf Temperatur, Niederschlag und den TS-Gehalt (Anteil Trockensubstanz) der Gülle sei zu achten. Individuell müsse der Landwirt in der Lage sein, situationsbedingt all diese Dinge eigenverantwortlich entscheiden zu können.

Wie Fleschutz mit einem gewissen Stolz hervorhob, seien Allgäuer Landwirte in der Vergangenheit in dieser Sache keineswegs untätig gewesen. So war eine Protestveranstaltung im April vorigen Jahres mit mehr als 1.000 Grünland-Bauern in Marktoberdorf ein Beweis dafür, dass man den Ernst der Lage erkannt habe.

BBV-Blumen für Landtagsabgeordneten Pohl

Im Landtagsabgeordneten Bernhard Pohl von den Freien Wählern habe man einen Politiker, der den verunsicherten Bauern zuhöre, sich der Sache annehme und zumindest akzeptable Vorschläge hinsichtlich gewisser Ausnahmeregelungen in Betracht ziehe. Am Spitalhof, so Fleschutz weiter, sei man weiterhin mit entsprechenden Gülleversuchen beschäftigt. Er konnte auch eine gute Nachricht überbringen: Bernhard Pohl habe mitgeteilt, dass es ihm gelungen sei, trotz anfänglichen Widerstands von Bayerns Landwirtschaftsministerin Kaniber, für diese Praxis-Düngerversuche 300.000 Euro in den Haushalt einstellen zu können.

Kreisobmann Andreas Schmid wies in seinem Schlusswort darauf hin, dass man sich wohl oder übel darauf einstellen müsse, dass es bei der Gülleausbringung nicht so wie bisher weitergehen werde. Ein gewisser Umdenkungsprozess müsse einsetzen. Der BBV werde sich aber weiterhin für Erleichterungen ab dem Jahre 2025 einsetzen. Allerdings gebe es derzeit keine Anzeichen, dass die Breitverteilung unbehandelter Gülle außerhalb der schon erreichten Ausnahmen für Kleinbetriebe zugelassen werde. Seiner Meinung nach habe aber dieser Abend den einen oder anderen wertvollen Lösungsvorschlag gebracht.

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