Flugverkehr: So treibt Indien den Aufstieg zur Luftfahrt-Supermacht voran

Nirgendwo wurden in den vergangenen zwölf Monaten so viele Flugzeuge bestellt wie in Indien. Mit der neuen Flotte könnte Air India auch gegen die Lufthansa antreten.

Der Ort, an dem in den kommenden Monaten Tausende indische Piloten und Flugbegleiter ausgebildet werden sollen, ist noch eine Baustelle: Wenige Monate vor dem geplanten Start von Südasiens größtem Trainingszentrum für die Luftfahrtindustrie sind die Sessel in den Klassenzimmern in Plastikfolien eingepackt, geplante Flugsimulatoren und Übungsschwimmbecken müssen erst noch geliefert werden. Doch bereits ab Oktober soll die 55.000 Quadratmeter große Anlage in der nordindischen Stadt Gurgaon den Eigentümer Air India wie am Fließband mit Personal versorgen: Mit 500 neu ausgebildeten Piloten pro Jahr und monatlich 300 bis 400 neuen Flugbegleitern plant man bei der ehemaligen Staatsairline.

Der Nachwuchs wird dringend benötigt: Die Fluggesellschaft, die nach der Privatisierung vor zwei Jahren vom indischen Konglomerat Tata übernommen wurde, ist zentraler Teil eines gigantischen Expansionsplans. Im vergangenen Jahr bestellte die Airline 470 neue Flugzeuge bei Airbus und Boeing für einen Listenpreis von 70 Milliarden Dollar – viermal so viele, wie sie derzeit in Betrieb hat. Inzwischen treffen die ersten Maschinen ein: Im laufenden Jahr will Air India im Schnitt alle sechs Tage einen neuen Jet in Empfang nehmen.

Air India ist nicht die einzige Airline des Landes, die ihre Flotte massiv ausbaut: Konkurrent Indigo bestellte im Sommer 500 Airbus-Jets – der gemessen an der Zahl der Maschinen größte Einzelauftrag in der Luftfahrtgeschichte. In keinem Land wurden damit in den vergangenen zwölf Monaten so viele Flugzeuge geordert wie in Indien. Akasa Air, Indiens jüngste Airline, trieb die Zahl am Donnerstag weiter nach oben: Sie meldete bei der Luftfahrtmesse Wings India die Bestellung von 150 Boeing-737-Max-Maschinen – ungeachtet der jüngsten technischen Probleme bei dem US-Hersteller.

Die Airlines wetten mit dem Ausbau ihrer Flotten auf eine stark steigende Nachfrage im bevölkerungsreichsten Land der Welt: Branchenvertreter gehen davon aus, dass derzeit nur rund vier Prozent der 1,4 Milliarden Inder regelmäßig mit dem Flugzeug unterwegs sind – und sehen viel Luft nach oben: Die Zahl der Passagiere auf Inlandsflügen wird nach Prognosen des Beratungsunternehmens CAPA India bis 2030 von zuletzt rund 150 Millionen auf 350 Millionen steigen. Der Hersteller Airbus geht davon aus, dass in den kommenden zwei Jahrzehnten kein anderer großer Luftfahrtmarkt so stark zulegen wird wie der indische.

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