Die humanitäre Lage in Gaza führt zunehmend zu Verteilungskämpfen. Jordanien hilft per Luftbrücke. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen sagt, man stehe »an der Seite der Zivilbevölkerung«.
Israel-Hamas-Krieg: Jordaniens Luftwaffe wirft Hilfsgüter über Gazastreifen ab
Die jordanische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben Hilfsgüter über dem Gazastreifen abgeworfen. Wie die Streitkräfte des Königreichs mitteilten, warfen drei Flugzeuge Fallschirme mit Lebensmittelpaketen an verschiedenen Orten im nördlichen Teil des Küstenstreifens ab.
Humanitäre und medizinische Hilfsgüter sollten weiterhin über eine Luftbrücke zum ägyptischen Flughafen Aarisch oder über Abwürfe in den Gazastreifen gebracht werden, hieß es in der Mitteilung weiter.
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Die angespannte humanitäre Lage im Gazastreifen führt zunehmend zu Verteilungskämpfen um Hilfsgüter. Am Donnerstag sollen nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden im Gazastreifen mehr als hundert Menschen getötet und mehrere Hunderte verletzt worden sein, als sie versuchten, an Hilfsgüter von einem Konvoi zu gelangen. Von palästinensischer Seite wurden israelische Soldaten bezichtigt, die Menschen erschossen zu haben. Das israelische Militär gab hingegen an, die Toten seien vor allem auf das Chaos und Gedränge zurückzuführen.
International werden Forderungen nach der Aufklärung des Unglücks laut.
»Näher am Sterben als am Leben«
So zeigte sich etwa EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angesichts der tödlichen Katastrophe während einer Hilfslieferung im Gazastreifen »zutiefst beunruhigt«. »Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um die Geschehnisse zu untersuchen und für Transparenz zu sorgen«, schrieb sie auf der Plattform X, vormals Twitter. »Die Bilder aus dem Gazastreifen beunruhigen mich zutiefst.« Humanitäre Hilfe sei eine Lebensader für die Bedürftigen, und der Zugang zu ihr müsse gewährleistet sein. »Wir stehen an der Seite der Zivilbevölkerung und drängen auf ihren Schutz im Einklang mit dem Völkerrecht«, so von der Leyen.
Auch Außenministerin Annalena Baerbock fordert eine Aufklärung durch Israel. »Menschen wollten Hilfsgüter für sich und ihre Familien und fanden den Tod. Die Berichte aus Gaza erschüttern mich«, schrieb die Grünenpolitikerin auf X. Die israelische Armee müsse lückenlos aufklären, wie es zu Massenpanik und Schüssen kam.
Den Familien der Opfer drückte Baerbock ihr Mitgefühl aus und forderte mehr humanitäre Hilfe für den Gazastreifen. Die Menschen dort seien »näher am Sterben als am Leben«. Baerbock bekräftigte ihre Forderung nach einer humanitären Feuerpause, »damit die Geiseln endlich aus den Händen der Hamas freikommen und nicht noch mehr Menschen in Gaza sterben. Und Hilfe sicher verteilt werden kann.«
Scharfe Kritik kam auch aus China. Man sei »schockiert« darüber und verurteile den Vorfall, sagte Außenamtssprecherin Mao Ning über das Unglück. Die Volksrepublik fordere alle Seiten und besonders Israel auf, sofort das Feuer einzustellen und den Krieg zu beenden. Die Sicherheit von Zivilisten müsse gewahrt und eine noch ernstere humanitäre Katastrophe vermieden werden, sagte die Sprecherin. Anders als viele westliche Staaten steht China im Gazakrieg nicht klar hinter Israel.
Das israelische Militär weist die Vorwürfe eines Angriffs auf die Zivilbevölkerung entschieden zurück. Ein israelischer Armeesprecher sagte: »Es gab keinen Angriff des israelischen Militärs auf den Hilfskonvoi«. Es sei zu einem chaotischen Gedränge gekommen, als zahlreiche Menschen auf die Lastwagen zugestürmt seien. »Einige fingen an, andere gewaltsam zu schubsen und zu Tode zu trampeln, und plünderten die humanitären Hilfsgüter«, sagte der Armeesprecher.
Ein anderer Sprecher des israelischen Militärs, Peter Lerner, sagte dem Fernsehsender CNN, nach ersten Erkenntnissen habe sich kurze Zeit darauf eine Gruppe Palästinenser israelischen Soldaten genähert. Das Militär habe daraufhin Warnschüsse in die Luft abgegeben. Die Gruppe habe sich den Soldaten jedoch weiter genähert und eine Bedrohung dargestellt, woraufhin die Soldaten das Feuer eröffnet hätten. Laut israelischen Medienberichten sollen sie auf die Beine gezielt haben.
Weder die Angaben des israelischen Militärs noch die der Terrororganisation Hamas lassen sich unabhängig überprüfen.
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