Ukraine-Invasion Tag 779: US-Offizielle befürchten Kollaps der ukrainischen Armee

Ukraine hat fast alle Wärmekraftwerke verloren, Kiew und Moskau tauschen erneut Soldatenleichen aus. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

ukraine-invasion tag 779: us-offizielle befürchten kollaps der ukrainischen armee

dpatopbilder – 11.04.2024, Ukraine, Donezk: Ein ukrainischer Soldat der Asow-Brigade bereitet Granaten für eine Gebirgshaubitze Modell 56 an der Frontlinie in Richtung Kreminna, Region Donezk vor. Foto: Alex Babenko/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Darüber, dass Russland gegenüber der Ukraine in der derzeitigen Phase des Putinschen Angriffskriegs klar im Vorteil ist, sind sich viele Experten und westliche Verantwortungsträger einig. Das hat nicht zuletzt mit den ausbleibenden Waffenhilfen der USA zu tun, die im dortigen Repräsentantenhaus von den Republikanern blockiert werden.

Die Schärfe, in der US-Offizielle die Situation dem Nachrichtenmedium „Bloomberg“ schildern, ist allerdings neu: Sie sehen die Ukraine in ihrer „schwächsten Position seit Beginn des Krieges“ und wollen einen Kollaps der ukrainischen Armee „nicht ausschließen“ (Quelle hier).

Noch vor Beginn des Sommers wird eine russische Großoffensive im Osten der Ukraine erwartet, das betonte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zuletzt. Einer der US-Offiziellen, die „Bloomberg“ zitiert, sieht zwar „keine Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Durchbruch der russischen Streitkräfte“. Doch gelinge es den Russen, die getöteten oder verwundeten Soldaten schneller zu ersetzen als erwartet. Das erklärte der US-General Christopher Cavoli dem Bericht zufolge in einem Statement am Donnerstag. Demnach ist die russische Armee derzeit größer als zu Beginn des Kriegs im Februar 2022.

Das größte Risiko besteht dem „Bloomberg“-Bericht zufolge darin, dass die ukrainische Defensive dem russischen Druck nicht standhält. Das würde Russland „erstmals seit der Anfangsphase des Konflikts einen großen Vorstoß ermöglichen“.

Der ukrainische Ministerpräsident Denys Shmyhal erklärte am Freitag, dass die Regierung zusätzliche fast 100 Millionen Euro für die Errichtung von Verteidigungsanlagen in den Regionen Charkiw und Sumy, die im Osten des Landes liegen und an Russland grenzen, gesammelt hat. Allerdings hatte das „Wall Street Journal“ bereits im März über Bedenken berichtet, ob die Verteidigungslinien rechtzeitig vor Beginn der russischen Offensive ausgebaut sind. Es könnte ein Wettlauf mit der Zeit werden.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Der Kreml sieht ein kurz nach Kriegsbeginn ausgehandeltes, letztlich aber gescheitertes Abkommen zwischen Russland und der Ukraine über einen Friedensschluss als mögliche Basis für eine neue Lösung – und stellt Zusatzforderungen. Die damals in Istanbul ausgehandelte Vereinbarung könne als Grundlage für neue Verhandlungen dienen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax. Mehr hier.
  • Angesichts der massiven Angriffe der Russen mit Raketen und Drohnen werden die Forderungen dringender, Kiew mit mehr Luftabwehr zu helfen. Der Grünen-Europapolitiker Anton Hofreiter wird konkret. Mehr hier.

    Eine klare Mehrheit der Deutschen befürwortet einer Umfrage zufolge mehr Mittel für die Bundeswehr – auch wenn anderswo eingespart werden muss. Nur 23 Prozent sprechen sich gegen mehr Geld für die Truppe aus. Auch die Ukraine solle besser unterstützt werden. Mehr hier.

  • Nach massiven russischen Angriffen seit Mitte März ist der Großteil der ukrainischen Wärmekraftwerke zerstört oder unter russischer Kontrolle. Das lässt sich aus einer ukrainischen Medienrecherche und den Angaben von Unternehmen ableiten. Mehr in unserem Newsblog.
  • Um die Umgehung von Russland-Sanktionen einzudämmen, haben die EU-Staaten neue Regeln zur Strafverfolgung beschlossen. Die am Freitag angenommenen Vorschriften sehen vor, dass künftig überall in der Europäischen Union Zu­wi­der­hand­lungen geahndet werden müssen. 
  • Die Niederlande sagen der Ukraine weitere Milliardenhilfen zu. Für das laufende Jahr werde zusätzlich eine Milliarde Euro an Militärhilfe bereitgestellt, teilt Ministerpräsident Mark Rutte auf der Plattform X mit. Für 2025 seien weitere drei Milliarden Euro vorgesehen. 
  • Die Ukraine hat den Ausschluss russischer sowie belarussischer Sportler und Sportlerinnen von den Olympischen Spielen in Paris gefordert. Man sei darüber informiert worden, dass einige der neutralen Athletinnen und Athleten, die sich für die Sommerspiele qualifiziert haben, den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine unterstützen würden, hieß es in einem offenen Brief vom Freitag.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz unterstützt die Pläne, im Juni in der Schweiz eine Ukraine-Friedenskonferenz zu organisieren. Dabei sei wichtig, eine große Beteiligung aus der Welt zu erreichen – „also zum Beispiel aus arabischen Ländern, aus Südafrika, aus Brasilien, auch China“, sagte Scholz in Berlin.
  • Die Ukraine und Russland haben trotz laufender Kampfhandlungen mehr als 100 Soldatenleichen ausgetauscht. Die ukrainische Seite habe dabei 99 tote Soldaten zurückerhalten, teilte der Stab für die Belange von Kriegsgefangenen in Kiew am Freitag per Telegram mit. 
  • Das russische Militärkommando schickt offenbar Personal der Pazifikflotte, der 11. Luftwaffe und der Luftverteidigungsarmee in die Ukraine, um Verluste an der Front auszugleichen. Dies teilte der Verteidigungsnachrichtendienst der Ukraine mit.
  • Die Mobilmachung in der Ukraine wird von 50 Prozent der Menschen im Land abgelehnt. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag der öffentlichen Rundfunkgesellschaft der Ukraine, über die der Sender Suspilne-TV berichtet. 
  • Der polnische Präsident Andrzej Duda hat an die Nato-Staaten appelliert, zur Abschreckung Russlands die Produktion von Munition anzukurbeln. „Ganz Europa muss zusammen mit den Vereinigten Staaten seine Kräfte bündeln, um mehr Granaten, insbesondere Artilleriegeschosse, zu produzieren“, sagte er am Donnerstagabend in einem Interview im litauischen Fernsehen. 
  • Der Machthaber von Belarus, Alexander Lukaschenko, hat bei einem Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin über eine angebliche Bedrohung seines Landes aus dem Westen geklagt. „Die Lage ist schwer. Am meisten beunruhigt mich die Position der polnischen Führung“, sagte Lukaschenko bei einem im Fernsehen übertragenen Gespräch am Donnerstag in Moskau. 
  • Die jüngsten russischen Luftangriffe auf das ukrainische Energienetz haben nach den Worten des russischen Präsidenten Wladimir Putin unter anderem die „Entmilitarisierung“ der Ukraine zum Ziel. „Wir gehen davon aus, dass wir auf diese Weise Einfluss auf den militärisch-industriellen Komplex in der Ukraine nehmen“, sagte Putin bei einem Treffen mit Lukaschenko in Moskau. 
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