Konjunktur: Deutsche Industrie fährt ihre Produktion herunter

Die deutsche Industrie hat zum Jahresende einen deutlichen Produktionsrückgang verzeichnet. Besonders hart traf es die Chemiebranche. Ökonomen sehen aber zumindest einen Lichtblick.

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Konjunktur: Deutsche Industrie fährt ihre Produktion herunter

Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Dezember überraschend stark heruntergefahren. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,6 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Das ist nicht nur der vierte Rückgang in Folge, sondern zugleich der stärkste seit März 2023. Im November hatte es ein Minus von 0,2 Prozent gegeben.

2023 fiel die Produktion damit um 1,5 Prozent niedriger aus als im Jahr davor. »Die deutlichsten Rückgänge waren dabei in den energieintensiven Industriezweigen sowie der Energieerzeugung zu verzeichnen«, erklärten die Statistiker. Die Branchen im Überblick:

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    Die exportabhängige Industrie allein stellte im Dezember 1,5 Prozent weniger her als im Vormonat.

    Besonders die Chemiebranche drosselte ihre Produktion herunter: Hier gab es ein kräftiges Minus von 7,6 Prozent. Damit sank die Produktion in der chemischen Industrie 2023 insgesamt auf den niedrigsten Wert seit 1995.

    Die energieintensiven Industriezweige, zu denen neben der Chemie unter anderem die Bereiche Glas, Glaswaren und Keramik sowie Metallerzeugung und -bearbeitung gehören, stellten im Dezember 5,8 Prozent weniger her als im Vormonat.

    Auch die Maschinenbauer (minus 1,6 Prozent) und die Hersteller elektrischer Ausrüstungen (minus 3,5 Prozent) drosselten ihre Erzeugung.

    »Positiv auf das Gesamtergebnis wirkte sich hingegen der Produktionszuwachs in der Automobilindustrie aus«, hieß es von den Statistikern. Hier habe es im Monatsvergleich einen Zuwachs um 4,0 Prozent gegeben.

    Die Energieerzeugung wuchs Ende vergangenen Jahres um 4,1 Prozent, bedingt durch den Wintereinbruch.

    Die Bauproduktion schrumpfte dagegen um 3,4 Prozent. Der Baubranche machen hohe Zinskosten zu schaffen, die bei privaten und professionellen Investoren für Zurückhaltung sorgen.

Auch im laufenden Jahr dürften es angesichts hoher Zinsen, teurer Energie, geopolitischer Risiken und einer verhaltenen Weltkonjunktur keinen Boom geben. »Eine Trendwende zeichnet sich noch nicht ab«, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium die aktuelle Entwicklung. »Erst im weiteren Jahresverlauf dürfte eine binnenwirtschaftlich getragene Erholung einsetzen.«

Die Industrieaufträge waren im Dezember mit 8,9 Prozent zum Vormonat zwar so stark gestiegen wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr – bedingt allerdings nur durch außergewöhnlich viele Großaufträge, etwa für Flugzeuge. 2023 insgesamt schrumpfte das Neugeschäft dagegen um 5,9 Prozent.

Dennoch sieht ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski im jüngsten Anstieg der Industrieaufträge »zumindest ein vages Licht am Ende eines Tunnels, der zunehmend wie ein sehr langer aussieht«. Streiks im Inland sowie Unterbrechungen der Lieferkette infolge des militärischen Konflikts im Roten Meer machten einen weiteren Rückgang der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal des Jahres noch wahrscheinlicher, sagte er. »Die Industrie steckt nach wie vor zwischen konjunktureller und struktureller Schwäche fest.«

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