TV-Sender Welt verteidigt TV-Duell Höcke gegen Voigt

Erfurt. Vor dem TV-Duell des thüringischen CDU-Spitzenkandidaten Mario Voigt mit AfD-Landeschef Björn Höcke hat der Sender „Welt“ Kritik an dem Format zurückgewiesen. So argumentiert der Chefredakteur.

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Björn Höcke (r, AfD) und Mario Voigt (l, CDU) im Plenarsaal des Thüringer Landtags (Archivbild).

„Ich bin überzeugt von diesem Duell, da gibt es keine Zweifel“, sagte Chefredakteur Jan Philipp Burgard der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben neben Kritik auch Zuspruch bekommen.“ Es sei ein Versuch, eine neue Qualität der inhaltlichen Auseinandersetzung mit der AfD zu finden, fügte er hinzu. Das Fernsehduell wird am Donnerstagabend (20.15 Uhr) auf dem Sender Welt übertragen.

Voigt und Höcke hatten sich nach einer Auseinandersetzung bei X (früher Twitter) zu dem Streitgespräch verabredet. Beide sind Spitzenkandidaten ihrer Parteien zur Landtagswahl am 1. September. Kritik gab es unter anderem daran, dass Höcke – Chef eines vom Landesverfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistisch geführten AfD-Landesverbands – durch das Format bundesweite Öffentlichkeit bekomme. Das Kampagnennetzwerk Campact bemängelte, dass die Debatte am 11. April mit dem Jahrestag der Befreiung des NS-Konzentrationslagers Buchenwald zusammenfällt.

Linken-Chef Martin Schirdewan sagte der „Welt“: „Wer Höcke eine Bühne bietet, macht sich zum Komplizen.“ Der Linken-Politiker forderte CDU-Chef Friedrich Merz auf, einzuschreiten: Das Duell dürfe nicht stattfinden. „Die CDU adelt den braunen Hetzer so zum seriösen Gesprächspartner und macht ihn salonfähig“. Auch der Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder kritisierte in der Funke Mediengruppe: „Es ist ein Fehler von Voigt, dass er sich mit Höcke zum TV-Duell verabredet hat.“ Voigt trage damit zu „einer weiteren Normalisierung und Etablierung der AfD bei“.

„Die AfD braucht nicht das Fernsehen“

Welt-TV-Chef Burgard sagte hingegen: „Die AfD braucht nicht das Fernsehen, um Menschen zu erreichen – das tut sie gezielt über Social Media als ungefilterte Einbahnstraßen-Kommunikation, ohne kritische Nachfragen, ohne Einordnung, ohne Widerspruch.“ Eine Live-Situation im Studio und die Konfrontation mit Fakten sei hingegen die geeignete Form, um Wählerinnen und Wählern zu zeigen, mit wem sie es zu tun hätten. „Ich sehe das als Boxring der Demokratie“, sagte der Fernsehjournalist, der das Duell zusammen mit einer Kollegin moderieren will.

Zustande kam das Duell so: CDU-Landeschef Voigt hatte der „Welt“ gesagt, Höcke wolle Europa sterben lassen – wohl in Anspielung auf Höckes Satz „Diese EU muss sterben, damit das wahre Europa leben kann“. Höcke drohte daraufhin bei X mit einer Unterlassungsklage, schlug dann aber vor, den Streit anders zu regeln: „Wie wäre es mit einer Diskussion – Format bestimmen Sie – zum Europabegriff?“, schrieb er. „Dann mal los“, antwortete Voigt.

Nach Burgards Worten bewarben sich mehrere Sender darum, den Schlagabtausch zu übertragen. „Wir sind nicht nur Nachrichtensender, sondern verstehen uns auch als Debattensender“, sagte der Chefredakteur. „Ich nehme an, dass deshalb die Wahl auf uns gefallen ist.“ Sein Medienhaus Axel Springer habe in Grundsätzen festgehalten, dass es jede Art von politischem und religiösen Extremismus und Rassismus ablehne und sich zum Existenzrecht Israels wie auch zu Europa bekenne. „Europa wird das Kernthema dieser Debatte, deshalb passt das sehr gut.“

Voigt sagte zuletzt, er wolle zeigen, dass die CDU im Unterschied zur AfD von Höcke Konzepte habe, die funktionieren. „Wer will, dass sich etwas ändert, muss nicht Rechtsradikale wählen“, sagte Voigt. Die Thüringer SPD rief hingegen dazu auf, das Duell zu ignorieren und etwas anderes zu sehen.

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