Bayer Leverkusen hält den Ball flach

Leverkusen. Der 2:0-Sieg in Köln macht Bayer Leverkusen endgültig zum Favoriten auf die Deutsche Meisterschaft. Über den Titel reden will bei der Werkself aber weiterhin niemand. Die Tabelle bedeute aktuell gar nichts, betont Trainer Xabi Alonso.

bayer leverkusen hält den ball flach

Erkennt auch eine Gefahr im Zehn-Punkte-Vorsprung: Bayer Leverkusens Innenverteidiger Jonathan Tah. ⇥ FOTO DPA

Nach dem Derbysieg in Köln wirkte Xabi Alonso zufrieden, vielleicht auch ein bisschen erleichtert und glücklich, überschwänglich wurde der Trainer von Bayer Leverkusen jedoch nicht. Das entspräche ohnehin nicht dem Stil des Spaniers, war aber wohl auch dem Spielverlauf geschuldet. Der FC dezimierte sich nach einer knappen Viertelstunde selbst, weil Jan Thielmann nach einem Tritt auf Granit Xhakas Achillessehne zurecht die Rote Karte sah, blieb jedoch auch nach dem 1:0 von Jeremie Frimpong (38.) ein immer wieder nadelstichartig konternder Gegner, bis Alejandro Grimaldo mit seinem Treffer das Nachbarschaftsduell entschied (73.).

Letztlich war es ein souveräner Sieg mit Schönheitsfehlern, der den Vorsprung auf den FC Bayern auf zehn Punkte hochschraubt. Das wettbewerbsübergreifend 34. Saisonspiel ohne Niederlage baut zudem Leverkusens historische Serie aus. Bei noch zehn ausstehenden Ligapartien kann sich Bayer im Grunde nur noch selbst ein Bein auf dem Weg zur ersten Meisterschaft der Klubgeschichte stellen. Fast wie im Jahr 2000, beim Vize-Trauma von Unterhaching. Womöglich ist das ein Grund, warum in Leverkusen nach wie vor niemand das „M-Wort“ in den Mund nehmen will: Der Weg zum Titel ist geebnet, vielleicht sogar noch eindeutiger als damals.

Alonso sieht das anders. „Ich schaue nicht auf die Tabelle, ganz im Ernst, denn sie bedeutet gar nichts im Moment“, betonte er. „Wir kennen unsere Position, aber es sind noch zehn Spiele und es gibt noch viel zu tun – für uns und für alle anderen Teams.“ Er bleibe dabei, die Saison in Abschnitten mit kurzfristigen Zielen zu betrachten. Schritt für Schritt zum Glück. Das ist ein erprobtes Erfolgsrezept Spaniers, ebenso wie die zurückhaltende Kommunikation. „Es ist erst Anfang März“, hob Alonso hervor. Über Titel könne man zu gegebener Zeit sprechen. Wann die ist? Anfang April vielleicht, oder erst im Mai, vielleicht auch erst, wenn er die Schale in den Händen hält und von seinen Spielern mit einer Bierdusche bedacht wird. Jetzt jedenfalls nicht.

Jonathan Tah stößt ins gleiche Horn. Anstatt sich der Vorzüge des vorentscheidend hohen Vorsprungs auf den Rekordmeister zu erfreuen, sprach der Innenverteidiger von einer „gefährlichen Situation, weil noch 30 Punkte zu vergeben sind. Das darf man nicht unterschätzen.“ Natürlich seien sich aber alle der Situation bewusst. „Da brauchen wir uns nicht anlügen“, sagte er.

Sportgeschäftsführer Simon Rolfes freute sich über einen wichtigen Sieg, der auf einem subotpimalen Rasen nicht einfach zu erreichen gewesen sei. Fragen zur Meisterschaft quittierte er mit einem Grinsen, nicht aber mit einer Titelansage. „Die Mannschaft ist weiter motiviert, zu gewinnen. Das habe ich auch bei unserer Serie gesagt: Es geht nicht darum, nicht zu verlieren, sondern darum, viel zu gewinnen. Das bleibt der Ansatz.“ Er freue sich, dass Bayer so viele Punkte hole, weiterhin dranbleibe und einen hohen Konkurrenzkampf bei gleichzeitig guter Stimmung im Kader habe. Lob gab es für die tägliche Arbeit von Team und Trainer. Es sei „großartig“, dass die Mannschaft so viele Siege einfahre.

Den Elefanten im Raum, die immer wahrscheinlicher werdende erste Meisterschaft der Klubgeschichte, ignoriert Bayer weiterhin beharrlich – und fährt mit dem Ansatz des konsequenten Ballflachhaltens bislang außerordentlich gut.

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