Rechtschreibung: Schleswig-Holstein schafft Fehlerquotienten bei Aufsätzen ab

rechtschreibung: schleswig-holstein schafft fehlerquotienten bei aufsätzen ab

Rechtschreibung

In Schleswig-Holstein werden ab dem kommenden Schuljahr die Rechtschreibfehler bei Aufsätzen nicht mehr einfach gezählt. Es soll nicht mehr darum gehen, wieviele Fehler die Schüler machen, sondern welche. Andere Bundesländer haben es bereits vorgemacht.

“Hefte raus, Aufsatz!” Ganze Generationen von Schülerinnen und Schülern haben diese Worte schon die Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Jeder Rechtschreibfehler und jedes falsch gesetzte Komma wurde gnadenlos gezählt – die Note ergab sich aus der Summe der Fehler. Doch damit ist bald Schluss – zumindest in Schleswig-Holstein. Ab dem kommenden Schuljahr ist nicht mehr der sogenannte “Fehlerquotient”, also die Anzahl der Fehler gemessen an der Länge des Textes, für die Notenvergabe entscheidend. Stattdessen soll die qualitative Fehleranalyse ausschlaggebend für die Note sein. Das mag auf viele Eltern befremdlich wirken, doch tatsächlich ist das nördlichste Bundesland damit keineswegs Vorreiter, sondern hinkt sogar hinterher. In vielen anderen Ländern ist der Fehlerquotient schon lange Vergangenheit.

Rechtschreibung der Schülerinnen und Schüler soll gezielter gefördert werden

Wie aber soll dann in Klassenarbeiten vergleichbar bewertet werden, wenn nicht mehr die Zahl der Fehler der ausschlaggebende Punkt ist? Wie der NDR berichtet, erklärte die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien: “Die Vermittlung von Rechtschreib- und Zeichensetzungskompetenz bleibt weiterhin zentral.” Didaktisch sei der Wegfall des Fehlerquotienten dennoch sinnvoll, weil die Schülerinnen und Schüler zukünftig eine qualitative Rückmeldung über Fehlerschwerpunkte und über die Systematik ihrer Fehler erhielten, so Prien.

Mittelpunkt des neuen Systems werde ein differenzierter Bewertungsbogen, der den Lehrkräften ab dem kommenden Schuljahr zur Verfügung stehe und der derzeit entwickelt werde.

Vorbild für Schleswig-Holstein sind dabei andere Bundesländer, die sich bereits vom Fehlerquotienten verabschiedet haben. Auf Nachfrage der “Bild” erklärte das sächsische Bildungsministerium: “Den Fehlerquotienten für die Rechtschreibung gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Das System hat sich als untauglich vor allem für die Lehrer herausgestellt, die seinerzeit mühsam Wörter zählen mussten, um den Quotienten zu ermitteln.” Dennoch gelte im Freistaat nach wie vor die Regel, konsequent auf die Qualität der Rechtschreibung zu achten und fehlerhafte Orthografie und Grammatik zu bewerten. Bei augenscheinlichen Rechtschreibfehlern gebe es die Möglichkeit, bis zu zwei Noten herunterzugehen. Auch in NRW und Bayern erfolge die Bewertung nicht mehr nach Fehlerquotient.

Präsident des Lehrerverbandes sieht keine Probleme, Philologenverband ist zurückhaltender

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, sieht in dem neuen Bewertungssystem keine größeren Herausforderung, wie er der “Bild” erklärte: “Die Streichung des Fehlerquotienten ist kein Problem, wenn weiterhin gezielt eine korrekte Rechtschreibung von klein auf gelehrt und eingefordert wird. Verstöße gegen die Sprachrichtigkeit sind daher weiterhin zu kennzeichnen und auch angemessen in die Bewertung einzubeziehen.”

Zurückhaltender äußerte sich die Präsidentin des Philologenverbandes, Kirsten Schmöckel gegenüber des NDR: “Rechtschreibleistung, Sprachrichtigkeit ist ein Kulturgut, das in allen Kontexten Berufswelt, Universität mit Studium und Forschung und so weiter einen kompetenten Eindruck vermittelt.” Man dürfe sich nicht darauf verlassen, dass etwa KI oder Textverarbeitungsprogramme Rechtschreibung und Zeichensetzung “schon richten” würden. “Das Signal […] ist zweischneidig zu betrachten.”

Quellen: NDR, Bild

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