Zwei polnische Hooligans attackierten den Nawalny-Vertrauten Wolkow mit einem Hammer – in Moskaus Auftrag?

zwei polnische hooligans attackierten den nawalny-vertrauten wolkow mit einem hammer – in moskaus auftrag?

Angespannte Sicherheitslage in Polen: Patriot-Raketen sichern den Flughafen Rzeszow-Jasionka, während die Behörden Erfolge gegen Russlands Militärgeheimdienst melden. Evan Vucci / AP

Die Repression des Putin-Regimes hat dessen Gegner in den letzten zwei Jahren zur Flucht ins Ausland gezwungen. Wie verwundbar sie gegen Angriffe des Kremls sind, zeigte im März der brutale Angriff auf den ehemaligen Nawalny-Vertrauten Leonid Wolkow: Zwei Männer attackierten den 43-Jährigen in Litauen und schlugen 15 Mal mit einem Hammer auf ihn ein. Wolkow überlebte nur knapp.

Nun wurden die beiden polnischen Tatverdächtigen in ihrem Heimatland verhaftet. Der Zugriff erfolgte bereits am 3. April, wurde aber erst am Freitag bekannt. Der litauische Präsident Gitanas Nauseda dankte dabei seinem polnischen Amtskollegen für die Zusammenarbeit der beiden Länder und warnte gleichzeitig die «Organisatoren des Verbrechens» davor, Ähnliches erneut zu versuchen. Bereits zuvor hatte der Geheimdienst in Litauen klargemacht, dass er russische Dienste als Urheber sieht. Die Innenministerin kritisierte den Präsidenten hart für seine Verlautbarung. Diese gefährde die komplexen Ermittlungen.

Ein Video der polnischen Polizei zeigt die Verhaftung der beiden mutmasslichen Wolkow-Angreifer.

Polnische Fussball-Hooligans als Täter

Für die globale Dimension des Falls sprechen auch die Umstände seiner Aufklärung. Die Investigativjournalisten des Portals «The Insider» kamen den Tätern in Argentinien auf die Spur. Dort hatte ein Pole im letzten Sommer die Familie eines weiteren russischen Oppositionellen angegriffen. Über eine Bildsuche identifizierten die Reporter den Mann und übergaben ihre Erkenntnisse der Polizei. Diese fand heraus, dass dessen mutmasslicher Führungsoffizier im russischen Geheimdienst Kontakte zu den Wolkow-Angreifern hatte.

Wie Polens Regierungschef am Freitag verkündete, handelt es sich dabei um einen Weissrussen. Er habe die beiden Männer unter Fussball-Hooligans angeworben. Gleichzeitig hätten die Behörden einen Mann verhaftet, der ein Attentat auf Präsident Selenski in Polen geplant habe.

zwei polnische hooligans attackierten den nawalny-vertrauten wolkow mit einem hammer – in moskaus auftrag?

Der ehemalige Nawalny-Vertraute Leonid Wolkow auf einem Bild von 2021. Jean-Francois Badias / AP

Ob die Fälle miteinander zusammenhängen, liess der polnische Ministerpräsident Donald Tusk offen. «Für die Kollaborateure der russischen Dienste wird es keine Nachsicht geben», schrieb er auf X (ehemals Twitter). «Wir werden jeden Verrat und jeden Destabilisierungsversuch niederbrennen.»

Ob den beiden Wolkow-Angreifern bewusst war, wen sie im Visier hatten, ist weniger klar. Die Zeitung «Rzeczpospolita» verortet sie im kriminellen Milieu. Sie seien eher Türsteher als professionelle Killer, und es sei offen, ob sie eine ideologische oder rein finanzielle Motivation zur Attacke bewegt habe. Der Leiter der Staatsanwalt in der litauischen Hauptstadt Vilnius sagte, Wolkow sei wegen seiner politischen Meinungen und Aktivitäten zum Ziel geworden.

Russlands Militärgeheimdienst im Umbruch

Widersprechen muss sich das nicht. Der im europäischen Ausland sehr aktive russische Militärgeheimdienst GRU befindet sich in einer Umbruchsphase. Seine personelle Basis ist seit der Invasion und der Ausweisung mehrerer hundert als Diplomaten getarnter Spione geschwächt. Er greift deshalb laut Experten vermehrt auf Kriminelle zurück, um Angriffe auszuüben, während seine eigenen Agenten sich auf die Auskundschaftung potenzieller Ziele beschränken.

Wie aktiv die russischen Geheimdienste ihren Schattenkrieg in Europa führen, zeigt eine Reihe von Fällen in den letzten Monaten. Manche, wie die stalinistisch anmutende Hammer-Attacke gegen Wolkow oder die brutale Ermordung eines zu den Ukrainern übergelaufenen Helikopterpiloten in Spanien, sollten wohl ein Zeichen der Abschreckung setzen. Andere, wie das Netzwerk des für Moskau spionierenden Österreichers Jan Marsalek, setzen auf höchste Geheimhaltung. Im Vergleich dazu gingen die Hooligans geradezu amateurhaft vor.

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World