Kai Wegner, Claudia Roth, Friedrich Merz: Die Tops und Flops vom Bundespresseball im Hotel Adlon

Prösterchen! Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit Ehefrau Elke Büdenbender (links) und Deutschlandradio-Korrespondentin Nadine Lindner.

Der Bundepresseball ist eine furchtbar deutsche Veranstaltung, prüde und piefig. Nach den obligatorischen Eröffnungswalzern folgen vermeintlich flotte Tänze zu der schlechtesten Musik aus den Achtzigern, den Neunzigern und von Heute; Fotos der jährlichen Veranstaltung zeigen Politikerinnen und Journalisten, Verleger und Moderatorinnen mit angeklebtem Lächeln.

Das war offenbar auch am Freitagabend nicht anders, an dem der Bundepresseball im Hotel Adlon ausgerichtet wurde, die Fotos der Veranstaltung sprechen Bände. Allerdings: Keine Regel ohne Ausnahme! Freilich hatten sich auch am gestrigen Abend einige gut gelaunte, gut gekleidete Gestalten auf das dröge Event verirrt.

Doch bevor wir zu unseren obligatorischen Tops und Flops vom dieses Mal nicht roten, sondern – wie aufregend! – pinkfarbenen Teppich kommen, sei ein Dreiergespann erwähnt, das völlig außer Konkurrenz läuft.

Laufen außer Konkurrenz: Hans-Olaf Henkel, seine Ehefrau Bettina und ihre Zwillingsschwester Almut.

Der Publizist und Politiker Hans-Olaf Henkel hatte nebst seiner Gattin Bettina auch deren Zwillingsschwester Almut mit ins Adlon gebracht – in Doppeltes-Lottchen-artiger Einigkeit trugen die Damen dasselbe Kleid zur selben Frisur über demselben Strahlelächeln. Finden wir lustig, finden wir gut – so viel Humor ließen leider nicht alle Gäste der Pressesause erkennen! Aber sehen Sie selbst:

TOP: Niemand sah am gestrigen Abend besser aus als Solveig Orlowski! Ein sanft schimmerndes Kleid mit eleganten Raffungen und Rüschchen, getüncht in einen zarten Salbeiton, der wunderbar zu ihren rötlichen Haaren passt, diese wiederum gelegt in eine lockere Botticelli-Frisur – träumerisch und zugleich modern. Schön, dass sie mit dem sympathischen Bundesarbeitsminister Hubertus Heil einen ebenso fachkundig gekleideten Gatten an ihrer Seite hatte.

FLOP: Sie im pinkfarbenen Abendkleid mit Glitzertasche, er mit blauem Kummerbund und blauer Fliege. Ein bisschen sehen Friedrich Merz und seine Ehefrau Charlotte Merz nach dem übererfolgreichen „Barbie“-Film aus – nur ohne die lustigen Pointen. Die Inszenierung farblicher Geschlechter-Klischees, frei von jedem Witz und allem Charme? Da hätten wir mehr erwartet – selbst vom gänzlich humorbefreiten CDU-Vorsitzenden.

TOP: Oberteil und Hosenrock statt Abendkleid – das ist eine ohnehin potente Wahl für alle, die mit den Kleiderkonventionen eines Galaabends brechen wollen. Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes tat dies auf besonders charmante Weise; ihre Kombination aus einem schlichten schwarzen Rollkragenpulli mit weiten Ärmeln und einer silberfarbenen Hose üppiger Silhouette sollte der modernste Look des Abends werden. Da hätte man beinahe übersehen, dass auch ihr Mann Christian Ulmen in seinem perfekt geschnittenen Anzug recht schneidig aussah.

FLOP: Irgendeinen Gast, der in Cherno-Jobatey-artigem Trotz weiße Sneaker statt schwarzer Schnürschuhe zum Anzug kombiniert, muss es mittlerweile wohl auf jeder Galaveranstaltung geben. Dieses Mal war’s der Zauberkünstler Marc Weide, der es offenbar immer noch nicht mitbekommen hat: Turnschuhe auf dem Ballabend wirken weder cool noch sportlich, sondern einfach nur infantil und nachlässig; das macht auch der völlig unpassende, blau-karierte Büroanzug nicht besser. Schade, denn seine Freundin, die Musicaldarstellerin Astrid Hagenah, macht in ihrem noblen Dreißigerjahre-Look eine wirklich gute Figur!

TOP: Nanu, was ist denn das für ein Fiffi, den Bettina Stark-Watzinger da zum Presseball mitbrachte? Echtpelz – kann das sein? Wir wissen es nicht, finden den Auftritt der Bundesministerin für Bildung und Forschung aber so oder so grandios: Das cremeweiße, locker geschnittene Abendkleid mit Rundhalsausschnitt und langen Ärmeln begeistert mit zurückhaltender Noblesse; schön auch die unaufgeregte Bobfrisur und der bräunliche Lippenstift, der der Politikerin ungemein gut steht. Bitte weiter so!

FLOP: Carola Ferstl hat kurzerhand zwei Kleider übereinander angezogen – anders ist ihr unguter Auftritt auf dem Presseball kaum zu erklären. Besonders fatal: Beide Roben sind für sich schon schwierig. Untendrunter ein schlichtes Trägerdress aus einem nassglänzenden Dekostoff, obendrüber die Kleid-Entsprechung einer zu arg glitzernden spanischen Mantilla – da will einfach nichts zusammenpassen. Immerhin: Die Fernsehmoderatorin lächelt freundlich zugewandt, das ist ja schon mal was.

TOP: Die Frau kennt sich mit Mode aus, das sieht man gleich! Ingeborg Neumann, Präsidentin des Gesamtverbandes Textil+Mode, hat überdrehte Galaauftritte nicht nötig. Stattdessen wählte sie ein weitschwingendes Chiffonkleid in einem herrlich modernen Neon-Ton, darüber ein Oversized-Jackett aus zart schimmernder dunkelgrauer Seide. Wirklich spannend, vielen Dank dafür! Aber bitte: Nächstes Mal auch den Begleiter, Georg Graf Waldersee, in einen aufregenderen Look einpacken. In seinem dunkelblauen Anzug mit einem zu stark glänzenden, zu spitzen steigenden Revers kann er mit der fantastisch aussehenden Neumann absolut nicht mithalten.

FLOP: Ja, nein, ja, nein. Man ist so hin- und hergerissen beim Outfit von Kai Wegner und seiner Freundin Katharina Günther-Wünsch. Nicht schlimm, aber auch gar nicht schön! Der Regierende sieht ordentlich aus, alles sitzt, wären da nicht die schwarzen Knöpfe am weißen Hemd. Red Flag, beziehungsweise Black Flag! Damit sieht jedes Shirt aus wie aus dem Zirkus. Herrrreinspaziert! Ihr Kleid: so eine Art Erotik-Pelle. Was man in Spandau halt sexy findet.

TOP: Von wegen Bundesbräsig! Wäre das ein Voguing-Ball, würde jetzt jemand rufen „Presseball-Realness“ und Frank-Walter Steinmeier und Ehefrau Elke Büdenbender würden über den Laufsteg tanzen. So sieht ein distinguiertes Outfit aus! Seriös, nicht zu knallig, nicht zu brav. Pluspunkte gibt es für die weißen Knöpfe am Hemd. Herr Wegner, bitte zügig hier in die Stil-Lehre gehen.

FLOP: Aua! Liebe Claudia Roth, das Kleid in diesem elektrischen blau ist wunderbar, aber was haben Sie denn da an den Armen? Einen Cardigan, oder so eine Art Strickschlauch? Das ruiniert doch wirklich alles. Wenn Ihnen kalt ist, dann ziehen Sie sich halt etwas anderes an. Das ist schließlich ein Ball und keine Nachtwanderung mit Bratwurst durch den Tiergarten.

TOP: Katrin Göring-Eckardt und Thies Gundlach wollten danach vielleicht noch woanders ein bisschen tanzen. Irgendwo, wo es stilvoller zugeht als beim Bundespresseball im Adlon. Und was trägt man da? Ein unauffälliges Outfit, damit kann man dann einfach verschwinden und keiner merkt’s. Abzug gibt es für das allzu sichtbare Band an der Fliege von Herrn Gundlach. Tipp: Abnehmen, wenn der Uber-Fahrer da ist.

FLOP: Jesses, da streiken wir auch direkt! Bahn-Vorständin Sigrid Nikutta und Ehemann Christoph Mönnikes schienen gerade vom Bundeskongress der Zauberer im Wintergarten-Varieté zu kommen. Sie trägt einen rummeligen Fummel mit strapsigen Armstulpen. Was soll das? Der sicherlich schweißtreibende Samtanzug des Gatten fügt dem Ensemble auch keinen Funken Seriosität hinzu. Und dann diese puffrote Fliege! So stellen wir uns eine Soiree im Swinger-Club vor.