Ärger bei PK - Plötzlich fordert Italiens Nationaltrainer die Personalien eines Reporters
Dafür, dass seine Mannschaft kurz zuvor bei der Europameisterschaft chancenlos ausgeschieden war, wirkte Luciano Spalletti gefasst. Etwa eine halbe Stunde nach der 0:2-Niederlage (0:1) gegen die Schweiz erklomm Italiens Nationaltrainer das Podium im Bauch des Olympiastadions. Pressekonferenz. Pflichtveranstaltung.
Spalletti hätte nach dem leidenschaftslosen Auftritt seiner Elf toben, mit seiner Elf abrechnen, oder patzig auf die Fragen der Reporter antworten können. Er tat es nicht. Stattdessen setzte der 65-Jährige schon bei der ersten Frage einer italienischen Journalistin zu einem mehrminütigen Monolog an.
Spalletti analysierte sachlich den Status quo der Squadra Azzurra, sprach über die Schwächen seiner Elf, die wenige Zeit, die er vor dem Turnier gehabt habe, um den Spielern seine Idee vom Fußball zu vermitteln. Mehr selbstkritische Ausführungen statt Ausreden. „Ich habe keine Angst, mich der Kritik zu stellen und meine Spieler zu verteidigen“, war so ein Satz, der hängen blieb.
Luciano Spalletti konnte seinen Spielern nur traurig hinterherschauen
Doch dann kippte die Stimmung.
Provokante Frage reizt Spalletti
Ein Schweizer Reporter stellte folgende Frage. Vorab: Es sollte die letzte des Abends sein. Er entschuldige sich für die Metapher, schob der Mann aus der ersten Reihe vor. Dann fragte er, ob Italien an diesem Abend ein Fiat Panda und die Schweiz ein Ferrari gewesen wären. Stille im Raum.
Spalletti nestelte an seinem Knopf im Ohr. Die Übersetzung hakte offenbar. Vielleicht aber auch ein Psychospielchen, denn Italiens Nationaltrainer forderte den Reporter zusammen mit dem italienischen Pressesprecher auf, die Frage doch noch einmal zu wiederholen. Der Reporter tat wie ihm befohlen, langsam erkennend, dass seine Provokation keine gute Idee gewesen war.
Gefrustet: Luciano Spalletti (r) litt an der Seitenlinie ob des schwachen Auftritts seiner Elf
Spalletti hört noch einmal zu, dann setzte er ein kaltes Lächeln auf. „Wir müssen alles akzeptieren, auch diese Metapher und diese geschmacklosen Anspielungen“, sagte der Trainer ruhig. „Wenn man verliert, muss man alles akzeptieren. Sie müssen ein sehr ironischer Mensch sein und deshalb sage ich Ihnen: Sie haben recht.“
Doch die Szene war noch lange nicht vorbei. Spalletti und sein Pressesprecher fragten anschließend mehrmals nach Namen und Arbeitgeber des Reporters, bis dieser beides vor allen Anwesenden preisgab. Eine Drohung? Spalletti nickte zufrieden, zeigte dem Fragesteller lächelnd einen Daumen nach oben und schritt dann vom Podium. Zurück blieb ein Raum irritierter Gesichter.
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