Verbraucherpreise: Inflationsrate in Deutschland sinkt stärker als erwartet
30.08.2014, Berlin, Deutschland - Passanten auf dem Berliner Alexanderplatz. 0CE140830D006CARO.JPG data-portal-copyright=
Der Preisauftrieb ebbt ab. Das sorgt nach dem Anstieg im Juni für Erleichterung – im Sommer könnte sogar der Zielwert der EZB erreicht werden.
Die Inflationsdruck in Deutschland gibt wieder nach. Die Verbraucherpreise sind im Juni im Jahresvergleich nur um 2,2 Prozent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt in seiner am Montag veröffentlichten Schnellschätzung bekannt gab. Damit ist die Teuerungsrate deutlicher zurückgegangen als erwartet. Analysten hatten mit 2,3 Prozent gerechnet,
Im Mai war die deutsche Inflationsrate noch von 2,2 Prozent auf 2,4 Prozent gestiegen, was Zweifel am abnehmenden Preisdruck in Deutschland genährt hatte. Doch der Anstieg im Mai war wohl ein Ausrutscher, wie sich nun zeigt. Seit ihrem Höhepunkt im Herbst 2022 ist die Teuerungsrate in Deutschland um mehr als sechs Prozentpunkte gesunken.
Das Ifo-Institut erwartet, dass die Inflation im Sommer sogar unter die Marke von 2,0 Prozent fallen wird. Deren Konjunkturchef Timo Wollmershäuser verweist auf eine Umfrage bei Unternehmen zu ihren Preisplänen, wonach in der Industrie und in konsumnahen Bereichen etwas weniger Unternehmen als im Vormonat Preiserhöhungen geplant haben.
„Daher dürfte die Inflationsrate ihren Rückgang langsam fortsetzen und im August erstmals seit März 2021 unter die Zwei-Prozent-Marke sinken“, sagte Wollmershäuser am Montag.
Behält das Ifo-Institut recht, würde die deutsche Inflationsrate im Sommer unter die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) fallen. Diese peilt für die gesamte Euro-Zone einen Wert von 2,0 Prozent: Die Inflation soll nicht so hoch sein, dass sie das Geld schnell entwertet, sie soll aber auch nicht zu niedrig sein, dass sie unter die Nulllinie fällt und sich in eine gefährliche Deflation verwandelt.
Gute Nachricht für die EZB
In der Euro-Zone hatte die Inflationsrate aber im Herbst 2022 mit mehr als zehn Prozent einen Rekordwert erreicht. Die EZB hob daraufhin die Leitzinsen bis September 2023 zehnmal nacheinander an, infolge dessen fiel die Inflationsrate bis Mai auf 2,6 Prozent. Die Daten für Juni werden an diesem Dienstag veröffentlicht.
Für die Inflationsentwicklung in der gesamten Euro-Zone ist die Entwicklung Deutschlands als größte Wirtschaftskraft besonders wichtig. Andere wichtige Euro-Länder wie Frankreich, Italien und Spanien haben ihre Inflationsdaten bereits am vergangenen Freitag vorgelegt – auch hier zeigte sich ein rückläufiger Trend.
Insofern ist die Bestätigung dieses Trends aus Deutschland eine gute Nachricht für die EZB. Diese hat im Juni ihre Zinsen bereits das erste seit Langem Mal gesenkt – in der Erwartung, dass die Inflation weiter sinken wird. Einige Beobachter halten das für riskant, weil die Teuerungsrate weiterhin über dem Zielwert liegt und die Abwärtsdynamik deutlich abgenommen hat.
Derzeit weilen die Notenbanker in Sintra, wo auf dem Geldpolitik-Forum der EZB von Montagabend bis zum 3. Juli Experten aus aller Welt zusammenkommen, um über die Inflationsentwicklung und den richtigen Zinskurs zu diskutieren. Das EZB-Forum ist neben der Konferenz der US-Notenbank Fed in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming der wichtigste Konferenztermin für Währungshüter im Jahreskalender.
Märkte warten auf Signale aus Sintra
Die EZB-Führung nutzte Sintra in der Vergangenheit häufig dazu, um den Finanzmärkten wichtige Orientierungshilfe zu geben zu ihrem weiteren Kurs. Lagarde startet die Konferenz am Montagabend mit einer Eröffnungsrede.
Zuletzt hatten mehrere EZB-Ratsmitglieder durchblicken lassen, dass sie vor allem auf den Zinssitzungen im September und im Dezember weitere Zinsentscheidungen erwarten. Denn zu diesen Terminen werden EZB-Volkswirte neue Konjunktur- und Inflationsprognosen für die 20-Länder-Gemeinschaft vorlegen.