Ohne Glanz – Frankreich bezwingt Belgien mit 1:0 und steht im EM-Viertelfinale
Düsseldorf. Lange war vieles Stückwerk zwischen Frankreich und Belgien, doch dem Vizeweltmeister reicht ein abgefälschter Schuss, um das Spiel zu entscheiden. Wer erneut eine Enttäuschung gewesen ist.
Frankreichs Spieler jubeln über den Treffer zum 1:0.
Romelu Menama Lukaku Bolingoli ist eine Offensivkraft internationaler Klasse. Er hat unter anderem beim RSC Anderlecht, FC Chelsea, FC Everton, Inter Mailand und zuletzt bei der AS Rom gespielt. In diesen Tagen der EM hat man allerdings mitunter den Eindruck, er habe erst vor kurzem das Fußballspielen für sich entdeckt. Lukaku, 31, stolperte nämlich recht planlos über den Platz.
Auch gegen Frankreich im Achtelfinale des Turniers wirkte er phasenweise so desorientiert, dass Kevin De Bruyne sich dazu bemüßigt fühlte, einzugreifen und seinem Mitspieler mit wilden Handzeichen taktische Anweisungen zu geben. Es sollte am Ende nicht helfen. Die Franzosen gewannen letztlich 1:0 und stehen damit im Viertelfinale des Wettbewerbs.
Lukaku befand sich indes an diesem Nachmittag in Düsseldorf in bester Gesellschaft. Denn auch Kylian Mbappé hing weitestgehend in der Luft. Der Superstar – mit der schützenden Gesichtsmaske nach seinem Nasenbeinbruch in der Vorrunde gegen Österreich – konnte den hohen Ansprüchen nicht gerecht werden. Vielleicht gehemmt, vielleicht einfach nicht fit genug; der teuerste Fußballer der Welt konnte in der Equipe Tricolore keine größeren Akzente setzen. Der 25-Jährige, seit Montag offiziell Stürmer von Real Madrid, stand dennoch in der französischen Startelf gegen Belgien.
Zwei Änderungen in Frankreichs Startelf
Trainer Didier Deschamps veränderte seine Mannschaft im Vergleich zum enttäuschenden Gruppenabschluss gegen Polen (1:1) auf zwei Positionen: Antoine Griezmann und Marcus Thuram spielten für Ousmane Dembele und Bradley Barcola. Bis zum Achtelfinale hatten die Franzosen trotz ihrer exzellent besetzten Offensive kein Tor aus dem Spiel heraus erzielt. Es sollte dabei bleiben.
Bei Belgien hoffte der deutsche Trainer Domenico Tedesco, dass für seinen Schützling Lukaku endlich der Knoten platzen würde. Der wuchtige Stürmer hatte zwar bereits drei Tore erzielt – alle drei wurden nach VAR-Intervention allerdings zurückgenommen. Lois Openda von RB Leipzig rückte indes erstmals bei diesem Turnier in die Startelf und stürmte neben Lukaku. Er habe eigentlich nur eine Botschaft an die Fans, sagte Tedesco vor dem Nachbarschaftsduell: „Wir brauchen sie.“ Die Roten Teufel sind wieder einmal mit riesigen Erwartungen in ein großes Turnier gegangen. Doch nach der Vorrunde war die Stimmung schwer gereizt. Dass die Belgier die K.o.-Phase überhaupt erreicht hatten – aus Sicht der Fans schön und gut. Gemessen an den Ansprüchen das Mindeste. Sie wollten mehr sehen von ihrem hochdekorierten Kader.
„Alles ist möglich“, sagte Tedesco mit Blick auf den Hit gegen Frankreich. „Wir sind bereit.“ Wer den biederen Auftritt seiner Mannschaft beim 0:0 im abschließenden Gruppenspiel gegen die Ukraine am Mittwoch gesehen hatte, dürfte leise Zweifel angemeldet haben. Und so kam es auch gegen die Franzosen. Die Belgier waren zwar durchaus engagiert in der Spielanlage, aber schlicht zu bieder in der gefährlichen Angriffszone. Es war ein Spiel, wie gemalt für ein Elfmeterschießen.
Vertonghen fälscht entscheidend ab
Denn über weite Strecken plätscherte die Begegnung nur so vor sich hin. Hier und da ein paar gefällige Angriffsbemühungen und dann wieder erschreckend schwache Abschlüsse. Doch es sollte ein anderes Finale geben. Weil die Lücken in der belgischen Abwehrformation mit der Zeit immer größer wurden und sich dadurch Möglichkeiten für die Franzosen einschlichen. Fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit dann der Paukenschlag: N’golo Kanté legte von der rechten Seite in den Strafraum auf den eingewechselten Randal Kolo Muani, der aus der Drehung Jan Vertonghen anschoss. Weil der Innenverteidiger noch entscheidend abfälschte, hatte Belgiens Keeper Koen Casteels keine Abwehrchance. Die Defensive der Roten Teufel sah da gar nicht gut aus.
Die Franzosen dürfte das nicht weiter beschäftigen. Für sie geht das Turnier ja auch weiter.
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