Russlands Armeelager leeren sich: Militärökonom: "Putin hat das gleiche Problem wie Hitler"
Wie lange wird der Ukraine-Krieg noch toben? "Die Zeit läuft gegen Russland", glaubt der Militärökonom Marcus Keupp. Schätzungen zufolge sind die russischen Lager in nicht allzu ferner Zukunft leer. "Russland lebt von seinen Reserven. Es steht quasi auf den toten Beinen der Sowjetunion."
Putin bei der Feier in diesem Mai zum Sieg über Hitler-Deutschland
Der Militärökonom Marcus Keupp geht davon aus, dass Russland den Krieg gegen die Ukraine nicht mehr jahrelang durchhalten wird. Wie er in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagt, werde der russische Nachschub Schätzungen zufolge spätestens Mitte 2027 kollabieren, womöglich sogar schon Ende 2025. "Das ist das rechnerische Ende, dann sind die Lager leer."
Keupp stützt sich in seinen Berechnungen auf die Verluste der russischen Armee, die auf Open-Source-Seiten dokumentiert sind. Danach hat Russland seit Beginn des Krieges mehr als 16.000 mechanisierte Systeme und mehr als 3000 Panzer verloren - was einer Verlustrate von vier Panzern pro Tag entspricht. Da Russland aber pro Jahr nur 300 bis 500 Panzer neu bauen könne, könne es das nicht ewig aushalten, sagt der Militärökonom, der an der Militärakademie der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich lehrt.In der Ukraine kämpft Russland um Rohstoffe
Keupp stützt sich in seinen Berechnungen auf die Verluste der russischen Armee, die auf Open-Source-Seiten dokumentiert sind. Danach hat Russland seit Beginn des Krieges mehr als 16.000 mechanisierte Systeme und mehr als 3000 Panzer verloren - was einer Verlustrate von vier Panzern pro Tag entspricht. Da Russland aber pro Jahr nur 300 bis 500 Panzer neu bauen könne, könne es das nicht ewig aushalten, sagt der Militärökonom, der an der Militärakademie der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich lehrt.
In der Ukraine kämpft Russland um Rohstoffe
Schon jetzt zeigen demnach Satellitenfotos, dass sich die alten sowjetischen Militärlager überall in Russland "mit massiver Geschwindigkeit" leeren, betont Keupp. "Russland lebt von seinen Reserven. Es steht quasi auf den toten Beinen der Sowjetunion. Und es verbrennt Material, das in der Sowjetzeit produziert wurde, alte T62- oder T72-Panzer." Es komme immer älteres und schlechteres Material auf das Kampffeld. Es gebe Videos, wie russische Infanteristen auf Motorrädern, Quad Bikes und Golf-Carts vorrückten, ohne jede Panzerung. "Eine Armee, die so vorgeht, hat ein Problem."
Natürlich könne Russland produzieren, aber nicht in der Geschwindigkeit und Intensität, die nötig sei, um den Krieg in seiner jetzigen Form aufrechtzuerhalten. Keupps Fazit: "Die Zeit läuft gegen Russland." Ihm zufolge ist die russische Art der Kriegsführung nicht nachhaltig. "Putin hat das gleiche Problem wie Hitler. Seine Ressourcen schmelzen ab, er steht im Gelände und kommt nicht weiter."
Westen produziert auf höherem Niveau
Da der Westen inzwischen laufend und auf höherem Niveau produziere, müsse Ende des Jahres oder Anfang 2025 offen zutage treten, dass sich das Kräftegleichgewicht verschiebe - vorausgesetzt, sagte Keupp, dass die Abnutzungsrate bei den Russen so hoch bleibe und die Ukraine kontinuierlich unterstützt werde. "Ab dann bekommt Russland Probleme."
Die Waffe, die niemand entbehren kann
Die Warnung, dass der Kreml dann eine nukleare Verzweiflungstat begehen könnte, hält Keupp für eine "Angsterzählung, der die Faktenbasis fehlt". Auch Nuklearmächte könnten besiegt werden, sowohl die USA als auch die Sowjetunion erlitten in Afghanistan eine Niederlage. Russlands Nukleardoktrin nennt Keupp defensiv, auch sei es fraglich, ob China den Einsatz von Atomwaffen tolerieren könne. Während des Krieges seien zudem niemals Gefechtsköpfe mit Trägersystemen zusammengeführt worden.
Allerdings sieht Keupp auch ein Problem: "Ohne westliche Hilfe ist die Ukraine nicht kampffähig." Ob die Unterstützung mit einem etwaigen Amtsantritt von Donald Trump eingestellt wird, scheint unklar. Schließlich habe die Trump-Regierung die Ukraine zwischen 2016 und 2018 mit Javelin-Flugabwehrraketen und NLAW-Panzerabwehrraketen ausgestattet, so der Experte. "Wir wissen also nicht, ob Trump, wenn er an der Macht ist, den Schalter umlegt und die Ukraine-Hilfe beendet."
Trump-Berater wollen Ukraine und Russland zu Verhandlungen zwingen
Sollte der Krieg allerdings in diesem Jahr enden, warnt Keupp vor einem raschen Wiedererstarken Russlands. Dann sinke die Abnutzungsrate auf null und ein offen ultranationalistisches Russland produziere bis zu 500 Kampfpanzer im Jahr. "Dann baut sich in zehn Jahren eine Streitmacht auf, der Europa nichts entgegenzusetzen hat. Dann müssen wir davon ausgehen, dass im Baltikum oder an der polnisch-weißrussischen Grenze wieder 5000 Panzer aufmarschieren können. Das ist das Szenario, auf das man sich vorbereiten muss."
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