Wer das Auto abschafft, bekommt ein Deutschlandticket
Mobilität
Wer das Auto abschafft, bekommt ein Deutschlandticket
Der öffentliche Nahverkehr ist in Frankfurt gut ausgebaut. Allerdings fahren Bus und Bahn in ausgedünntem Takt.
Menschen, die in Frankfurt ihr Auto verschrotten, verschenken oder verkaufen, bekommen von Juli an ein 49-Euro-Ticket.
In Frankfurt können Bürgerinnen und Bürger, die ihr eigenes Auto abschaffen, von 1. Juli an eine sogenannte Umweltprämie beantragen. Dabei handelt es sich um ein Abonnement für ein Deutschlandticket, dessen Kosten die Stadt Frankfurt für ein Jahr übernimmt. Ähnliche Modelle gibt es in Darmstadt oder Marburg.
Berechtigt sind alle, die in Frankfurt wohnen, 18 Jahre alt sind, und ihr Auto mit Verbrennungsmotor oder als Hybrid bei der Antragsstellung beziehungsweise maximal drei Monate davor verkauft, verschrottet oder verschenkt haben. Beim Verkauf oder Verschenken darf kein Mitglied des eigenen Haushalts begünstigt werden. Für das Abschaffen von Elektroautos gibt es keine Prämie.
Die Römer-Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt hat dafür 500 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Das Geld reicht für 850 Prämien. „Wir rechnen mit 50 bis 60 Anträgen pro Monat“, sagte Tom Reinhold, der Geschäftsführer der lokalen Nahverkehrsgesellschaft Frankfurt. Sie organisiert das Projekt gemeinsam mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) und dem Mobilitätsdezernat. Das Pilotprojekt läuft zunächst ein Jahr. Ausgegeben werden die 49-Euro-Tickets auf einer Chipkarte im VGF-Servicezentrum in der B-Ebene der Hauptwache.
Vor der Ausgabe steht ein umständliches Antragsverfahren. „Wir hätten es gerne digital gemacht. Aber das ging nicht“, sagte Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne). Antragsteller müssen zunächst per Post beim Kraftfahrt-Bundesamt einen Auszug aus dem zentralen Fahrzeugregister beantragen. Darin stehen die Daten zu den Fahrzeugen.
Das Kraftfahrt-Bundesamt braucht laut Traffiq etwa eine Woche, um den Auszug per Post zu versenden. Mit diesem Auszug und einem Bestellschein geht man in das Ticketzentrum der VGF in der Hauptwache und bekommt dort das Deutschlandticket auf einer Chipkarte – nicht etwa digital aufs Handy. Mobilitätsdezernent Siefert erklärte zur Einführung, warum die Stadt auf Anreize wie die Autoabschaffprämie setzt. Eine U-Bahn in Frankfurt könne pro Stunde 29 600 Menschen transportieren. Rechne man die Länge der U-Bahn aufs Straßennetz um, wären „13 Spuren Fahrbahn“ für dieselbe Zahl an Menschen nötig.
Frankfurt wachse bei der Bevölkerungszahl, aber die Verkehrsfläche nehme nicht zu, führte er aus. Autos bräuchten viel mehr Fläche als Bus, Bahn oder Fahrrad, wie das Beispiel zeige. Die Zahl der Autos zu reduzieren sei „die logische Konsequenz für den effizienten Verkehr“. Zuletzt waren in Frankfurt etwa 430 000 Fahrzeuge zugelassen bei mehr als 770 000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Davon sind etwa 626 000 volljährig.
Die Autoabschaffprämie ist Teil des Koalitionsprogramms „Klimastadt Frankfurt“, das Anfang Mai beschlossen wurde. Es sieht vor, den Vorrang für den motorisierten Individualverkehr zugunsten einer Gleichberechtigung aller Verkehrsarten zurückzufahren. Lücken im Fußverkehrs-, Radverkehrs- oder ÖPNV-Netz sollen demnach geschlossen werden.
Die FDP im Römer hat dem Programm „Klimastadt Frankfurt“, das auch die Umsetzung des Masterplans Mobilität vorsieht, zugestimmt. Zuletzt hatte die FDP in Frankfurt auf einem Parteitag einen Antrag beschlossen, den Masterplan Mobilität nicht akzeptieren zu wollen, Das habe aber keine Auswirkung auf die Einführung der Umweltprämie, sagte Siefert.
Eine Ausweitung der Umweltprämie auf alle Frankfurterinnen und Frankfurt, die kein Auto haben, lehnte Siefert ab. „Wir können nicht allen, die kein Auto haben, ein Geschenk machen.“
Wer einen Antrag stellt, muss mit einer sogenannten Missbrauchsprüfung rechnen und erneut einen Auszug vom Kraftfahrt-Bundesamt vorlegen. Damit man sich nicht während des Prämienbezugs kein neues Auto anschafft. Siehe Kommentar