Ansgar Knauff: Zu schnell auf den Beinen
Ansgar Knauff
Ansgar Knauff: Zu schnell auf den Beinen
Hoch hinaus: Ansgar Knauff ,(rechts) gewinnt das Kopfballduell gegen Jeremie Frimpong aus Leverkusen.
Ansgar Knauff ist So treffsicher wie noch nie in seiner Karriere, doch der erste Kontakt muss besser werden. Das FR-Klassenbuch.
Des einen Leid, des anderen Freud: Elf Minuten hatte Ansgar Knauff nur die harte Ersatzbank drücken müssen an jenem Tag Mitte Februar, seitdem die Karriere seines neues Mitspielers Sasa Kalajdzic am seidenen Faden hängt. Elf Minuten waren gespielt, als der lange Mittelstürmer vom Platz humpelte, erst später stellte sich die Verletzung als Kreuzbandriss heraus, sein dritter, noch immer ist der Österreicher nicht fit. Jedenfalls kam Knauff, der nach einem schwachen Spiel gegen den VfL Bochum seinen Platz in der ersten Elf verloren hatte, in die Partie beim SC Freiburg, und als eine wilde, aufregende Begegnung 80 Minuten später abgepfiffen war, hatte der 22 Jahre alte Einwechselspieler zwei Tore zum 3:3 beigesteuert – noch nie in seiner Laufbahn waren Knauf zwei Bundesligatreffer in einem Spiel vergönnt gewesen.
Ansgar Knauff: Viele Ballverluste
Ohnehin war die gerade abgelaufene Bundesligasaison eine, die für den gebürtigen Göttinger ein paar Neuigkeiten bereithielt, etwa die, dass er in seiner ganzen Karriere noch nie so viele Torbeteiligungen geschafft hatte, zehn. Er traf siebenmal in 31 Ligaspielen und bereitete drei weitere Treffer vor, auch im Pokal hatte er eingenetzt. Und noch etwas: Immer wenn der Flügelmann bei einem Frankfurter Treffer Füße oder Kopf im Spiel hatte, verlor die Eintracht nicht, eine Knauffsche Normalverteilung sozusagen.
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Auch im letzten Spiel um Europa, gegen RB Leipzig, bereitete Knauff den Anschlusstreffer zum 1:2 (durch Hugo Ekitiké) vor und damit den Boden zum wichtigen Ausgleich. Apropos Leipzig: Sein schönster und technisch anspruchsvollster Treffer war ihm im Hinspiel in Leipzig gelungen, da wuchtete er nach Vollsprint über den halben Platz eine Flanke von Niels Nkounkou volley zum 1:0-Siegtreffer ins Tor.
Nur zwei sind flinker als Ansgar Knauff
Man kann aber nicht sagen, dass Ansgar Knauff eine besonders gute Saison gespielt hätte, er war vielen Schwankungen unterworfen. Trotz der Tore, die seine Leistung natürlich aufhübschen, traten seine technischen Defizite häufig zu Tage. Sein erster Ballkontakt ist schlecht, da verspringen ihm zu viele Bälle. Daran muss er dringend arbeiten. Auch seine Passquote von 65 Prozent ist allenfalls unterer Durchschnitt. Derlei Fehlpässe tun einer Mannschaft immer enorm weh, weil alle dann zurückarbeiten müssen.
Auf der anderen Seite hat Trainer Dino Toppmöller Knauff viel zu häufig auf der linken Seite eingesetzt. Sicher, da war oft genug Not am Mann, seine Stärke beweist Knauff aber auf dem anderen Flügel, weil er halt ein ausgewiesener Rechtsfuß ist. Und sich links die Kugel lieber auf den anderen Fuß legen will.
Eintracht-Zeugnis
Eintracht Frankfurt läuft am Ende auf Rang sechs ein, kann aber die Menschen in der abgelaufenen Saison nicht begeistern. Im FR-Abschlusszeugnis reicht es daher nur für die Note 3- für den Bundesligisten.
Das große Klassenbuch gibt’s dieses Mal in Serienform und loser Folge. Spieler für Spieler im Porträt – vom Primus über den Musterschüler bis hin zu den Sitzenbleibern.
Heute im Check: Ansgar Knauff.
Wenn der Euro-Held von 2022, da wurde er von der Uefa zum europäischen Rookie gewählt, seine fußballtechnischen Fähigkeiten verbessern würde, könnte er mit seinem Tempo noch viel, viel wertvoller für die Eintracht werden. Denn Ansgar Knauff gehört mit einer Spitzengeschwindigkeit von 36,38 km/h zu den drei schnellsten Spielern in der Liga, nur Alphonso Davies (FC Bayern) und der zukünftige Freiburger Erin Dinkci (beide 36,41) sind noch flinker.
Förderlich für seine nähere Zukunft wäre zudem, wenn er es ein wenig ruhiger und gelassener am Ball angehen würde. Zuweilen kommt er im Übereifer zu spät, kassierte, wie am zweiten Spieltag in Mainz, eine gelb-rote Karte und verursachte den einen oder anderen überflüssigen Elfmeter. Aber mit 22 Jahren ist man ja noch in einem lernfähigen Alter. Knauffs Vertrag bei den Hessen läuft ohnehin noch bis 2028.
Toppmöller ist dessen ungeachtet meist zufrieden mit dem sehr pflegeleichten Flügelstürmer, der Coach lobt dessen Disziplin und Engagement, dazu ist er trotz des Hypes in der glorreichen Europapokalsaison mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben. Ein Faktor, der durchaus nicht immer die Regel ist. Ansgar Knauff ist und bleibt geerdet.