Eintracht Frankfurt und die Kohle der Könige
Champions league
Eintracht Frankfurt und die Kohle der Könige
Steht für Mentalität: Pascal Groß.
Plötzlich BVB-Fan: In welchem Maße Eintracht Frankfurt von einer Champions-League-Teilnahme profitieren würde.
Das allerletzte Saisonspiel auf dem alten Kontinent, natürlich um die Krone des europäischen Fußballs, verfolgt die Frankfurter Entourage genau, durchaus mit einer gewissen Anspannung – und sehr parteiisch. Es hat sich ja mittlerweile herumgesprochen, dass auch für die Eintracht ein bisschen was auf dem Spiel steht, wenn sich Borussia Dortmund im Champions-League-Finale am 1. Juni im Londoner Wembleystadion mit Real Madrid misst.
Sollte der BVB aus der Außenseiterrolle heraus den Königlichen ein Bein stellen und sich den Henkelpott greifen, was nicht besonders wahrscheinlich, aber in einem einzigen Duell natürlich möglich ist, dann würde der Frankfurter Bundesligist in erheblichem Maße davon profitieren. Die Hessen würden dann nämlich als Tabellensechster für die kommende Saison noch ein Ticket für die reformierte und nochmals aufgeblähte Königsklasse ergattern. Also ist die Eintracht jetzt Dortmund-Fan. Für ein Spiel zumindest.
30, 40 Millionen zusätzlich
Ob eine Champions-League-Quali nach einer ruckeligen Saison mit nur 47 Punkten auch verdient wäre und ob die Eintracht überhaupt konkurrenzfähig wäre in der royalen Kaste, steht auf einem anderen Blatt und tut nichts zur Sache. Lohnenswert und höchst lukrativ wäre die zweite Teilnahme an der Champions League allemal, sie wäre, auch wenn das bisher niemand so offen ausspricht, ein Meilenstein für die Eintracht – gerade wirtschaftlich.
Mit 30 Millionen Euro mindestens könnte der in einem Jahr aus dem Amt scheidende Finanzvorstand Oliver Frankenbach kalkulieren, vielleicht sogar mit 35, 40 Millionen Euro. Das wäre für einen Verein wie die Eintracht ein Segen, würde die Planungssicherheit erhöhen.
Denn der Verein vom Main setzt zwar Jahr für Jahr mehr Geld um, am Ende dieses Geschäftsjahres die Rekordsumme von rund 380 Millionen Euro, aber er schiebt auch einen gewaltigen Kostenapparat mit sich herum, sodass der Klub nach wie vor darauf angewiesen ist, Transferüberschüsse zu erzielen, um dann wieder entsprechend ins Personal investieren zu können. Ein Königsklassen-Geldregen würde Sportvorstand Markus Krösche deutlich mehr Freiraum bringen.
Zwar sagt der Manager: „Grundsätzlich ist unsere Transferstrategie nicht davon abhängig, in welchem Wettbewerb wir spielen.“ Das stimmt insofern, da der generelle Rahmen ja abgesteckt sein muss und die Liste potentieller Neuzugänge ohnehin dynamisch ist und ständig aktualisiert wird. Und die Spieler müssen ja ins Raster passen, die Sportliche Leitung muss von ihnen überzeugt sein – egal, ob die Eintracht nun international spielt oder nicht, egal, ob sie in der Conference League antritt oder in der Königsklasse. Und natürlich achtet Markus Krösche darauf, das Gehaltsgefüge nicht zu sprengen, eine einmalige Zufuhr von 30, 40 Millionen Euro wird nicht dazu führen, verrückte Sachen zu tun und die Hygiene der Kabine zu gefährden.
Aber: Sportboss Krösche hätte andere Gestaltungsmöglichkeiten. Zum einen ist der Druck nicht ganz so groß, zwingend Erlöse erzielen zu müssen. Er wäre also nicht darauf angewiesen, Willian Pacho oder Omar Marmoush zu verkaufen. Das heißt nicht, dass er es nicht machen würde, sollte etwa der FC Liverpool ernst machen und 35, 40 Millionen für Pacho bieten oder ein anderer Premier-League-Klub 40 Millionen für Marmoush hinblättern. Aber er müsste nicht, und die Verhandlungsposition wäre gestärkt, wenn klar ist, dass nicht verkauft werden muss.
Und natürlich würde es auch die Möglichkeit erhöhen, Fußballer zu verpflichten, die die Eintracht auch so holen könnte, aber doch mit sehr viel mehr Anstrengungen und Verbiegungen. Einen Spieler wie Pascal Groß etwa. Es ist kein Geheimnis, dass die Hessen ihre Fühler nach dem deutschen Nationalspieler ausgestreckt und auch schon Sondierungsgespräche geführt haben.
Der bald 33-Jährige würde in der entworfene Profil passen, schließlich wollen die Frankfurter den vielen Talenten ein paar gestandene Führungsfiguren an die Seite stellen. Das ist die Lehre aus der vergangenen Saison, es gab zu wenige Säulen, die das Haus getragen haben.
Macht Groß den Rode?
Zumal Kapitän Sebastian Rode fast die gesamte Saison über ausfiel und nicht mehr zurückkommen wird, der 33-Jährige hat seine Karriere beendet. Pascal Groß könnte so ein bisschen den Seppl Rode geben, er ist ein ähnlicher Spielertyp, aber torgefährlicher. Der gebürtige Mannheimer wäre keine Investition in die Zukunft, das ausgegebene Geld amortisierte sich nicht mehr. Aber Spieler mit Weiterverkaufspotenzial hat die Eintracht ja ohnehin genug.
Pascal Groß wäre gewiss nicht günstig, er spielt schon seit 2017 bei Brighton & Hove Albion, und in England sind die Verdienstmöglichkeiten andere. Die Ablösesumme wäre sicher noch moderat, drei bis fünf Millionen Euro, da Groß fast 33 ist und der Vertrag nur noch eine Restlaufzeit von einem Jahr hat. Aber in puncto Gehalt müsste sich die Eintracht gewiss strecken, zumal auch Borussia Dortmund Interesse bekundet haben soll.
Ein anderer potenzieller Kandidat ist hingegen raus aus der Verlosung, Nadiem Amiri hat in Mainz verlängert. In Frankfurt hat das niemanden geschreckt. Die Eintracht hatte von einer Verpflichtung schon vorher Abstand genommen.