Riesenflugboot AG600M: Das China-Seemonster ist jetzt auch nachts unterwegs
Chinas Riesenflugboot AG600M stellt sich den letzten Hürden auf dem Weg zur Zulassung. Erstmals startete ein Prototyp zum Nachtflug, ein anderer nahm Kältetests in der Inneren Mongolei auf sich. Und auch ihre Einsatz-Feuertaufe hat die AG600M schon bestanden.
Chinas Großflugboot Avic AG600M bei Nacht
Die Avic AG600M ist das größte Flugboot, das gegenwärtig auf der Welt herumfliegt. China betont stets den friedlichen Charakter seines neuen Seemonsters, das vor allem als Löschbomber fungieren soll, wenngleich westliche Beobachter mutmaßen, dass auch das Militär sich für die AG600M interessieren könnte. In jedem Fall steckt die AG600M derzeit in den letzten Zügen ihrer Flugerprobung, die gegenwärtig von insgesamt vier Prototypen absolviert wird.
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Nächtliche Testflüge
Im Zuge dessen schickte Avic eine der vier AG600M in der vergangenen Woche erstmals für Testflüge im Dunkeln in die Luft. Laut Hersteller fanden die Nachttests in der chinesischen Provinz Shaanxo statt. Start und Landung erfolgten auf beim zivilen Flugtestzentrum in Pucheng, wo seit geraumer Zeit das Gros der Zulassungstests mit der AG600M erfolgt. Beim ersten Nachtflug – gestartet wurde kurz vor Sonnenuntergang – soll der eingesetzte Prototyp insgesamt drei Stunden in der Luft gewesen sein. Laut Avic folgten der Nacht-Premiere in den folgenden Tagen noch neun weitere Flüge bei Dunkelheit, um das Beleuchtungssystem der AG600M zu testen.
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"Kunlong" im Kühlschrank
Zuvor hatte Avic zwei Prototypen des in China "Kunlong" (Wasserdrache) genannten Amphibiums zeitweise in die Innere Mongolei überstellt – Chinas Kältekammer. Dort mussten die Maschinen beweisen, dass sie auch bei eisigen Temperaturen voll einsatzfähig sind. Die Kältetests erfolgten laut chinesischen Angaben bereits im Januar und konfrontierten die beiden abkommandierten AG600M mit Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius. Die Überführungsflüge von Pucheng zum Flughafen Hailar in Hulun Buir und zurück stellten mit rund 2.200 Kilometer Luftlinie zugleich die weitesten Strecken dar, die die AG600M-Testflugzeuge bislang auf sich nahmen.
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Erste echte Löscheinsätze
Einen weiteren Meilenstein meisterte die AG600M ebenfalls im März: ihre sprichwörtliche Feuertaufe. Erstmals setzten die Chinesen zwischen dem 18. und 24. März zwei "Kunlong"-Prototypen zum Löschen von Waldbränden ein. Die Einsatzpremiere erfolgte im Raum Yajiang in der Provinz Sichuan. Stationiert waren die beiden AG600M dabei auf dem Flughafen von Xichang. Insgesamt sollen die Flugboote, zusammen mit einer Xi’an MA-60, bei zwölf Löscheinsätzen 54 Tonnen Wasser auf lodernde Brandherde geworfen haben. Das entspräche allerdings nur einem Bruchteil der Kapazität, die Avic auf dem Papier für die AG600M mit zwölf Tonnen angibt.
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Serienstart demnächst?
Wann genau die chinesische Luftfahrtbehörde der "Kunlong" grünes Licht für die Zulassung erteilt, ist noch nicht klar. Sollte nichts Ernstes mehr dazwischenkommen, ist 2024 aber durchaus wahrscheinlich. Es dürfte also nicht mehr lange dauern, bis das größte Flugboot der modernen Luftfahrt in Serie gehen kann. Avic plant offiziell nach wie vor, 2025 die ersten AG600M auszuliefern.