Polen baut "Schutzschild Ost" und jagt russische Agenten

In Polen wächst die Angst vor der Bedrohung aus Russland. Stecken Saboteure hinter den Großbränden der letzten Tage? Sind Politiker der national-konservativen Opposition russische Spione? Nun handelt die Regierung.

polen baut

Großbrand im Einkaufszentrum Marywilska 44 im Norden der polnischen Hauptstadt Warschau am 12.05.2024

Polen ist seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 ein Frontstaat der EU. Doch erst jetzt scheint die polnische Gesellschaft das volle Ausmaß der Bedrohung aus dem Osten begriffen zu haben. Mehrere Großbrände haben die Menschen in letzter Zeit aufgeschreckt. Obwohl bisher keine belastbaren Beweise gefunden wurden, vermuten viele Polen, dass fremde Geheimdienste dahinter stecken könnten. "Wir haben heute keine Zweifel mehr, dass die russischen und die mit ihnen eng kooperierenden belarussischen Geheimdienste in Polen sehr aktiv sind", sagte Regierungschef Donald Tusk nach der Kabinettssitzung am Dienstag (21.05.2024). Er nutzt in diesen Tagen jede Gelegenheit, um vor Sabotagegefahr und Desinformation aus dem Osten zu warnen.

Laut Tusk sitzen derzeit zwölf Personen in Untersuchungshaft in Polen, denen die Beteiligung an Sabotageakten im Auftrag Russlands vorgeworfen wird. Wie er weiter mitteilte, hatten russische Geheimdienste wahrscheinlich auch mit dem Großbrand des Einkaufszentrums Marywilska 44 im Norden der polnischen Hauptstadt "etwas zu tun". Am 12. Mai 2024 vernichtete das Feuer dort rund 1400 Geschäfte. Innerhalb weniger Stunden verloren tausende Händler, vor allem aus Vietnam, ihr Hab und Gut. Die Tatsache, dass das Feuer gleichzeitig an mehreren Stellen aufflammte, gab Anlass zu wilden Spekulationen. "Wir prüfen das", versprach Tusk.

polen baut

Polnische Feuerwehr bekämpft einen Großbrand im Einkaufszentrum Marywilska 44 im Norden der polnischen Hauptstadt Warschau am 12.05.2024

In den vergangenen Wochen mehrten sich ähnliche Zwischenfälle. Mal brannte eine Mülldeponie, mal ein Schulgebäude während der Abiturprüfung. Die überraschende Flucht des polnischen Richters Tomasz Schmydt nach Belarus Anfang Mai, von wo er im Auftrag des Diktators Alexander Lukaschenko antipolnische Propaganda betreibt, hat die Verunsicherung in Polen noch verschärft. Wahrscheinlich hatte der strebsame Jurist seit langem mit ausländischen Spionagediensten kooperiert und brisantes Material weitergegeben.

Tusk kündigt "Schutzschild Ost" an

Angesichts wachsender Gefahren für die Sicherheit seines Landes entschloss sich Tusk, zur Gegenoffensive überzugehen. Bereits in der vergangenen Woche stellte er das Projekt einer Verteidigungslinie vor, die die 600 Kilometer lange Grenze zu Russland und Belarus schützen soll. Neben Naturhindernissen wie Flüssen, Seen, Sümpfen und Wäldern sollen die Befestigungen - von Tusk "Schutzschild Ost" genannt - aus Panzersperren und viel Elektronik, darunter Aufklärungseinrichtungen bestehen. Er hoffe, dass Brüssel einen Teil der Kosten übernehme, so Polens Regierungschef.

polen baut

Ministerpräsident Donald Tusk kündigt am 18.05.2024 in Krakau Milliarden-Investitionen in die Grenzsicherung nach Belarus an

Am Dienstag (21.05.2024) rief er eine Kommission ins Leben, die den Einfluss russischer und belarussischer Geheimdienste auf die polnische Politik untersuchen soll. Der Ausschuss soll unter der Leitung des auch international angesehenen Chefs des Militärischen Abschirmdienstes SKW, Jaroslaw Strozyk, arbeiten und bereits vor der Sommerpause den ersten Bericht vorlegen.

PiS-Kontakte zu Russland im Visier

Die Kommission soll aus Experten bestehen, hinter verschlossener Tür ohne laufende Kameras tagen und die Zeit seit 2004, also auch die Regierungszeit der Tusk-Partei PO 2007-2015 durchleuchten. Auch wenn sich Tusk um den Anschein der Neutralität bemüht, liegt für alle politischen Beobachter auf der Hand, dass sich im Zentrum der Aufmerksamkeit der Experten die Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) von Jaroslaw Kaczynski befindet.

polen baut

Der ehemalige polnische Verteidigungsminister und heutige PiS-Abgeordnete Antoni Macierewicz

In diesem Zusammenhang wird ein Name besonders oft genannt: Antoni Macierewicz. Der einstige Regimekritiker, der seit den 1970er Jahren gegen das kommunistische System kämpfte, näherte sich nach der demokratischen Wende immer mehr dem nationalistisch-klerikalen Flügel der Opposition an. Seit 2006 in verschiedenen Funktionen im Verteidigungsministerium, führte Macierewicz radikale Säuberungen im militärischen Geheimdienst durch. Kritiker warfen ihm vor, die polnische Armee damit lahmgelegt zu haben. Auch als Verteidigungsminister 2015-2017 soll er die Modernisierung der Streitkräfte durch Kündigung der Rüstungsverträge, etwa mit Frankreich, behindert haben.

Tusk will kein zweiter McCarthy sein

"Die Schlinge der Informationen, die wir sammeln, zieht sich um Antoni Macierewicz fest", sagte Tusk. In seiner Umgebung seien Personen tätig gewesen, die die polnische Armee abgerüstet und den Nachrichtendienst ausgeschaltet hätten. "Viele Entscheidungen [von Macierewicz] dienten Russland", sagte Marek Biernacki, der Chef des Parlamentsausschusses zur Kontrolle der Geheimdienste am Mittwoch (22.05.2024) dem Fernsehsender TVN. Seiner Meinung nach sei die PiS "keine prorussische, sondern eine von Russland infiltrierte Partei".

polen baut

Marek Biernacki, der Chef des Parlamentsausschusses zur Kontrolle der Geheimdienste im polnischen Sejm

"Ich bin kein moderner McCarthy", versicherte Tusk. Doch in der heißen Phase des Wahlkampfes vor der Europawahl am 9. Juni will der Chef der größten Regierungspartei Bürgerplattform (PO) seine Wähler mobilisieren, indem er den Urnengang zur Konfrontation zwischen Europa und Russland stilisiert. Im auch in seiner Partei umstrittenen Wahl-Spot heißt es: "Russland ist schon hier". Die Autoren bezichtigen die PiS, Kontakte mit Russland und Belarus zu haben und zitieren aus einer Rede Tusks im Parlament, in der er die polnische Rechte als "bezahlte Verräter, Knechte Russlands" bezeichnet.

"Tusk braucht unbedingt den Sieg, um die Übernahme der Kontrolle über den Staat zu beschleunigen", schreibt Michal Szuldrzynski in der Zeitung Rzeczpospolita. Trotz Aufdeckung zahlreicher Skandale und Korruptionsfälle der Vorgängerregierung bleibt die Unterstützung für Kaczynskis Partei auf hohem Niveau. Die Umfragen sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus. Der zehnte Wahlsieg der PiS hintereinander wäre ein schwerer Prestigeverlust für Tusk.

Die Botschaft, die Tusk angesichts dessen immer wieder an die Wähler richtet, könnte nicht einfacher sein: "Putin will Europa destabilisieren. Willst du Frieden, geh wählen."

Autor: Jacek Lepiarz

OTHER NEWS

44 minutes ago

Deutscher Gegner im Achtelfinale : So kommt es zum Aufeinandertreffen in England

44 minutes ago

Julian Nagelsmann sieht seine Idee scheitern – Bundestrainer bleibt kaum eine andere Wahl

44 minutes ago

Hundert Personen werden im Bodensee vermisst

44 minutes ago

PS5 SSDs im Sale: Gönne deiner Playstation jetzt ein fettes Upgrade

44 minutes ago

„Bauernbund fürchtet sich vor intakter Natur“

44 minutes ago

Amazon hat keine Chance: Jeder will jetzt diese Serie mit Star-Besetzung sehen

44 minutes ago

ARD: Bastian Schweinsteiger beklaut Konkurrenz – trotz Ermahnung von Esther Sedlaczek

44 minutes ago

Disney+: Preiserhöhung erreicht jetzt auch Bestandskunden

44 minutes ago

Hähnchenbrust mit Champignons & Käse überbacken: Ofenglück für Genießer

54 minutes ago

Chef neuer Islamischen Partei: "Bin für Abschiebungen"

54 minutes ago

Dacia wird zwei komplett neue Modelle auf den Markt bringen

56 minutes ago

Archäologen machen faszinierenden Fund – „Es ist etwas ganz Besonderes“

56 minutes ago

Schwärzler in Mailand bereits in der Quali raus

56 minutes ago

Schuld der NFL? Rasen-Problematik in Frankfurt hält an

57 minutes ago

Wichtige Versorgungsroute - Ukraine droht der Verlust der „Straße des Lebens“ - mit fatalen Folgen

1 hour ago

Einsatz von Rüdiger im EM-Achtelfinale fraglich

1 hour ago

"Kein ruhiger Tag" – Klima-Kleber drohen jetzt ALLEN

1 hour ago

Unternehmen verschlägt es die Stimmung

1 hour ago

Netflix-Publikum zerreißt neuen Platz 1 der Charts: „Als würde man wieder Rambo schauen“

1 hour ago

AfD-Spitze strebt Austritt aus ID-Partei an

1 hour ago

Einigung bei Krätzig-Deal: Die Details zum Transfer

1 hour ago

Auf Leihbasis: Wanner wechselt nach Heidenheim

1 hour ago

Bundesliga: Mit dem VfB: Bayern macht wohl nächsten Deal perfekt

1 hour ago

Dušan Tadić Frau: Das ist die Frau des serbischen Nationalspielers

1 hour ago

Exotischer Wurzel-Tisch für knisternde Dates: Kiersper Gastronom verwirklicht Traum

1 hour ago

Lukas (34) wollte kurz wandern – dann verirrte er sich

1 hour ago

Urlaubs-Trupp reist nach Spanien: Die Gefahr lauert auf dem Campingplatz

1 hour ago

Fußball-EM: Wenigstens einer mit einer Frisur

1 hour ago

Nachtmodus: Apple Watch bekommt Night-Shift-Funktion – aber nur über Umwege

1 hour ago

Handy: Sofort besseres WLAN – simpler Trick klappt bei jedem Modell

1 hour ago

Streit mit "Paris Saint-Germain": Kylian Mbappé fordert astronomische Geldsumme zurück

1 hour ago

DFB-Erkenntnisse: Füllkrug muss in die Startelf!

1 hour ago

Wide-Leg-Hosen: Das sind die häufigsten Styling-Fehler

1 hour ago

Druck durch westliche Sanktionen wirkt - Bank of China setzt Zahlungsverkehr mit Russland aus

1 hour ago

"Vorbild Ungarn" – FPÖ-Chef Kickl tobt über Babler-Plan

1 hour ago

Leverkusen holt Kramer

1 hour ago

Extremhitze: Saudi-Arabien meldet insgesamt 1301 Tote bei Pilgerfahrt Hadsch

1 hour ago

Toxisches Schocksyndrom auf Rekordhoch – Was dahinter steckt

1 hour ago

EU droht Georgien mit Einfrieren des Beitrittsprozesses

1 hour ago

In Deutschland explodiert die Zahl der Insolvenzen