Mit der Ameise zum Nordkap: Zum Mittagessen gibt es Bockwurst, jeden Tag
Halbzeit für Jan Noack: Mehr als 1.551 Kilometer hat der Diera-Zehrener schon auf seinem Weg zum Nordkap zurückgelegt. Warum er auf seiner Tour so viele Kirchen fotografiert.
Fachsimpeleien unter Oldtimerfans. Jan Noack macht Station auf einem Zeltplatz mitten in Schweden. © privat
Diera-Zehren. Die Tochter stutzt. Seit 14 Tagen ist ihr Vati Jan Noack aus Diera-Zehren jetzt schon unterwegs zum Nordkap, mit seiner Ameise. Und unter die geschickten Fotos mischen sich auffallend häufig Bilder von Kirchen und Friedhöfen. Doch gläubig war der gelernte Installateur noch nie und ist es auch heute nicht, wie er am Telefon versichert. Wenngleich seine Tour unter einem guten Stern zu stehen scheint.
Aber mittags macht er immer Pause an einer Kirche und dem dazugehörigen Friedhof. "Hier bekomme ich kostenlos Wasser für die Ameise", sagt der Abenteurer. Der, kaum dass der Tank des Lastenfahrzeugs gefüllt ist, sich selbst stärkt. Zum Mittagessen gibt es Bockwurst, jeden Tag.
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Mittlerweile ist Jan Noack in Njurunda angekommen und mit seinem Transportfahrzeuge, das ausschließlich im Stehen gefahren wird, nicht nur ein beliebtes Fotomotiv. Autofahrer grüßen auf den weiten Strecken durch Schweden, die wahlweise von dichten Wäldern, duftenden Wiesen und klaren Seen gesäumt werden. Sie winken, geben Lichthupe und die Ameise, die einst von Multicar Waltershausen als innerbetriebliches Transportfahrzeug gebaut wurde, hatte offenbar auch jenseits der deutschen Landesgrenzen viele Fans.
Ein gerissener Keilriemen
Mit maximal 15 Kilometern in der Stunde tuckert Jan Noack gen Norden. Das ist gut so, denn so kann er die vielen, vielen Hasen und Rehe, die er bereits traf, in aller Ruhe passieren lassen. Abends, so erzählt seine Tochter Katja Rusch, versuche ihr Vati immer einen Campingplatz anzufahren, um dort zu übernachten. Das bringt interessante Begegnungen mit sich.
Denn nachdem er von Bara über Hishult und Lidhult nach einer Berg- und Talfahrt mit reichlich tierischen Zuschauern in Gnosjö angekommen war, traf er auf einen Campingplatzbesitzer aus Deutschland. Der kam aus Sachsen und war noch dazu, wie Jan Noack auch, begeisterter Oldtimerfan. Das überrascht nicht, die schwedische Gemeinde wird von Zuwanderern dominiert. Jeder zweite Einwohner ist zugezogen oder besitzt einen ausländischen Pass.
Über Askersund, wo Jan Noack nach einer Regenfahrt das legendäre Motorenmuseum besucht hat, macht der Diera-Zehrener Station in Riddarhyttan. Und zum ersten Mal forderte seine Ameise handwerkliche Aufmerksamkeit. Der Keilriemen war gerissen und musste ersetzt werden. "Kein Problem für meinen Vati", sagt Katja Rusch. Der hatte schließlich vorgesorgt und allerlei Verschleißteile mitgenommen, deponiert unter der Koje in seinem Wagenaufbau.
Nicht alleine auf der Strecke
Kaum war die Ameise wieder fit, ging es weiter nach Östra Hudiksvall, wo er auf dem Zeltplatz Camper aus Leipzig traf. "Also an Unterhaltung mangelt es meinem Vati nicht", sagt die Tochter, die Bilder und Reiseberichte auf einer Instagram-Seite zusammenstellt. Der Dank ist eine wachsende Fangemeinde und viele gute Wünsche, die die Reise von Jan Noack begleiten.
Er hat sich zehn Wochen Urlaub genommen, aufgespart aus drei Jahren, um an das Nordkap zu fahren und wieder zurück. Er wird ein Jahr älter sein, wenn er vor seinem Haus in Diera-Zehren auf den Hof fährt, denn Jan Noack feierte am Mittwoch seinen Geburtstag. Nicht allein, aber doch irgendwo im Nirgendwo.
"Er ist noch gar nicht so lange unterwegs und wir sind mächtig stolz, was er bisher für eine Wegstrecke zurückgelegt hat", sagt Katja Rusch. Glaubt man den Streckenplänen von einschlägigen Suchmaschinen, liegen noch gut 1.400 Kilometer vor Jan Noack und die Zuversicht wächst, dass er wohlbehalten am Nordkap ankommen wird.
Dabei ist er nicht allein auf der Strecke. Erst vor wenigen Tagen berichtet der MDR über eine Gruppe von Simsonfans, die sich von Weimar aus auf den 3.500 Kilometer langen Weg gemacht haben. Sie sind deutlich schneller unterwegs und wollen das Nordkap in 21 Tagen erreichen.
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