Ukrainerinnen: Den Schock überwinden

Auf die traumatische Erfahrung der Flucht folgen Wut, Trauer, Depressionen, Anpassung: Wie Frauen aus der Ukraine mit ihrer schwierigen Situation umgehen.

ukrainerinnen: den schock überwinden

ARCHIV - 21.03.2022, Berlin: Die Flagge der Ukraine weht im Wind auf einem Schiffsmast. Zum Weltkriegsgedenken am 8. und 9. Mai dürfen nun doch ukrainische Flaggen rund um die drei Sowjetischen Ehrenmale in Berlin gezeigt werden. (zu dpa: «Weltkriegsgedenken: Gericht erlaubt ukrainische Flaggen in Berlin») Foto: Monika Skolimowska/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Für viele Ukrainerinnen war die Ankunft in Deutschland ein Schock, vergleichbar mit dem Schmerz nach dem Tod eines geliebten Menschen. Am Anfang will man es nicht wahrhaben. Dann kommen Wut, Trauer, Depressionen. Irgendwann versöhnt man sich dann und akzeptiert die Situation. Ukrainische Frauen haben alle diese Phasen durchlaufen. Hier einige Beispiele:

Natalia Kovalenko, 43 Jahre

Nach der Flucht:  Verzweiflung, Depression, sie vermisst ihren Mann.

Jetzt organisiert sie mit Freunden den „Generator für Unterstützung, Traditionen und Energie. Von Geflüchteten für Geflüchtete“ (GUTEmission). Sie laden Deutsche ein, sprechen über das Leben in der Ukraine und in Deutschland und kochen zusammen ukrainische Gerichte. Natalia, die früher Business Coach war, hat in Deutschland ihre Bestimmung gefunden. Sie spürt, dass sie ihren Horizont für Migranten und nicht nur für Ukrainer weiter ausbauen kann.

Alla Sokol (56 Jahre)

Nach der Flucht:  Keine Bekannte, kein sozialer Status, keine nützlichen Verbindungen. Keine Sprachkenntnisse. Gefühle unter dem Nullpunkt.

Jetzt besucht Alla Integrationskurse, engagiert sich ehrenamtlich und mietet ein Zimmer in der Hauptstadt. Sie hat etwas in sich entdeckt, das sie gar nicht kannte: Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Als Nächstes will sie ein eigenes Unternehmen gründen und Silberschmuck nach ihren eigenen Techniken herstellen.

Maryna Palii (34 Jahre)

Nach der Flucht: Angst, ohne Sprachkenntnisse und ohne Arbeit mit ihren drei Kindern hier nicht überleben zu können. Und Schuldgefühle gegenüber ihren Mitbürgern, die ohne Essen, Wasser und Licht unter Beschuss standen.

Jetzt ist Maryna klar, dass jeder seinen eigenen Weg wählt. Sie hat sich für die Sicherheit ihrer Kinder entschieden. Sie würde gerne in die Ukraine zurückkehren, aber sie weiß nicht, ob sie in die neue, durch den Krieg traumatisierte ukrainische Gesellschaft noch passt. In Deutschland hat sie gelernt, ihre eigenen und die Grenzen anderer zu respektieren. Und dem Staat zu vertrauen, in dem sie lebt. Dass sie als junge Mutter einen Integrationskurs besuchen kann, um später arbeiten zu gehen – das gibt ihr eine Zuversicht, die sie vorher nicht hatte.

Viktoriia Kurylenko (49 Jahre)

Nach der Flucht:  Katastrophe.

Jetzt ist „Egal“ ihr Lieblingswort. „Ich kann die Situation nicht ändern, also lebe ich einfach und versuche, das Leben in den kleinen Dingen zu genießen“, sagt sie. Von den Deutschen hat sie gelernt, das Leben nicht auf die lange Bank zu schieben; und, dass man hier nicht für sein Aussehen oder die Art, wie man sich kleidet, verurteilt wird. Und: Sie hat verstanden, dass die Bürokratie zwar langsam sein kann, aber zum Wohle der Bürger funktioniert.

Oksana Tukalevska (57 Jahre)

Nach der Flucht: Konnte sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Manchmal sogar nur, wenn sie einen Geruch roch, der sie an etwas von zu Hause erinnerte.

Jetzt arbeitet sie in einer Schule und hilft Flüchtlings- und Migrantenkindern, Deutsch zu lernen und sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Sie hat angefangen, jeden Tag zu genießen.

Tatiana Yurtchuk (53 Jahre)

Nach der Flucht: Bei einer deutschen Familie.

Jetzt lebt Tatiana mit ihrer 84-jährigen Mutter in einer Wohnung, die komplett behindertengerecht ausgestattet ist. Ihre Mutter kann das Bett nicht mehr verlassen und benötigt Pflege. Tatiana hat renoviert, die Wohnung dekoriert und schöne Vasen gekauft. In ihrem neuen Zuhause gibt es immer frische Blumen. „Ich bin immer viel gereist, habe studiert und in verschiedenen Ländern gelebt“, sagt sie, „deshalb war es für mich nie ein Problem, in einem neuen Land zu leben. Im Gegenteil – es ist interessant!“

Anders als viele ukrainische Frauen hat Tatiana immer darauf vertraut, dass sich in ihrem Leben alles so oder so entwickeln wird. Sie beherrscht mehrere Fremdsprachen, kann sich gut mit Menschen verständigen, lernt aber noch Deutsch und hofft, in Deutschland einen Job zu finden. Aber sie ist sich nicht sicher, ob sie für immer in Deutschland bleiben wird.

Marisabel Hulko (35 Jahre)

Nach der Flucht: So schnell wie möglich nach Hause zurückzukehren!

Jetzt hat Marisabel sich entschieden zu bleiben. Sie fühlt sich in Deutschland zu Hause. Sie arbeitet wieder im Marketing, hat ein Unternehmen angemeldet und Partner in Deutschland und den USA gefunden. Zusammen mit einigen anderen Unternehmern ukrainischer Herkunft organisiert Marisabel einen Unternehmerclub in Hamburg. Irgendwann will sie dort hinziehen. Die Suche nach einer neuen Wohnung schreckt sie nicht mehr.

Viktoriia Makarova (51 Jahre)

Nach der Flucht: Neu. Unbekannt. Ohne Verbindungen.

Jetzt: Viktoriia Makarova ist eine Weinexpertin. In der Ukraine hatte sie einen Namen und weitreichende Verbindungen auf dem Gebiet des ukrainischen Weinbaus, den sie aktiv förderte. Das tut sie auch in Deutschland als Freiwillige. Sie hat deutsche Winzer kennengelernt, schreibt bereits Kritiken nicht nur über ukrainische, sondern auch über deutsche Weine und hofft, einen Job in ihrem Fachgebiet zu finden. Zu diesem Zweck verbessert sie ihre Deutschkenntnisse in C1-Kursen.

Sie mag Deutschland, die deutsche Lebensart. Die Art, wie die Menschen im deutschen Süden es zu genießen wissen. Aber das Glück bleibt für sie unerreichbar. „In der Ukraine leben die Menschen unter Bombenangriffen, meine engen Freunde sterben dort an der Front, und hier schreibe ich in einem gemütlichen Haus über Wein“, sagt Viktoriia. „Es ist ein wilder, surrealer Kontrast, ein unvereinbares Zusammentreffen zweier Realitäten. Und es wird sich nicht ändern. Wir sind immer noch hin- und hergerissen: Der Kopf ist hier und das Herz ist dort.“

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