Mehr als G7 oder G20: Warum westliche Länder das Vertrauen des Globalen Südens verloren haben

Die G7-Staaten können die weltweiten Probleme längst nicht mehr allein lösen. Der Rest der Welt sucht sich deshalb schon andere Partner. Und der gerne belehrende Westen sollte umdenken.

mehr als g7 oder g20: warum westliche länder das vertrauen des globalen südens verloren haben

Suchen sich andere Partner: Der Globale Süden blickt längst nicht mehr nur nach Westen.

Die Zeiten, in denen Deutschland und andere westliche Länder die weltpolitische Ordnung untereinander ausmachten, sind vorbei. Das zeigt sich auch daran, dass die G7-Staaten mehrere Staats- und Regierungschefs des Globalen Südens zu ihrem Gipfel in Italien eingeladen haben.

Länder des Globalen Südens werden einflussreicher, während die vom Westen gestaltete globale Nachkriegsordnung zunehmend unter Druck gerät.

Egal, ob es um den Frieden in Osteuropa, die europäischen und deutschen Energieabhängigkeiten oder die Bewältigung der Klimakrise geht: nicht Deutschland, nicht die EU, aber auch nicht die G7- oder die G20-Staaten können diese Probleme allein bewältigen. Es braucht dringend neue und flexiblere Allianzen, auch und gerade mit den Ländern des Globalen Südens.

Der Westen misst mit zweierlei Maß

In dieser multipolaren Welt greift das Gesetz des Stärkeren immer weniger. Es braucht stattdessen Kooperation, Verlässlichkeit und die Definition gemeinsamer Ziele, was aber leider in einer sich wandelnden Weltordnung immer mühsamer wird. Dafür braucht es deshalb auch mehr Geld. Denn neue und notwendige Allianzen sind nur dann möglich, wenn wir sie auch mit Ressourcen unterfüttern.

Mit den meisten Ländern des Globalen Südens gibt es für Deutschland einen gemeinsamen Nährboden für Zusammenarbeit. Deutschland ist keine Großmacht, und auch die meisten anderen Länder der Welt sind es nicht. Wollen sie ihre Interessen und Werte durchsetzen, sind sie auf uns angewiesen – und wir auf sie.

Gleichzeitig ist der Nationalismus in Europa und anderen Teilen der Welt auf dem Vormarsch. Wenn wir uns aber alle zunehmend auf uns selbst zurückziehen, laufen wir Gefahr, gegenseitiges Vertrauen zu verlieren.

Internationale Kooperation wird also aufwendiger. Die Regeln und Institutionen, die der Westen nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen hat und seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ständig heraufbeschwört, werden im Globalen Süden zunehmend als unfair kritisiert.

Sie dienen zu oft den Interessen derer, die sie geschaffen haben, so der Vorwurf. Bis heute hat der gesamte afrikanische Kontinent beispielsweise keinen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und auch weiterhin keinen verlässlichen Zugang zu internationalen Finanzmärkten.

Es geht darum, Vertrauen (zurück) zu gewinnen. Und dieses Vertrauen gewinnt sich nicht umsonst.

Olumide Abimbola und Henrik Maihack

Dem Westen wird zudem vorgeworfen, mit zweierlei Maß zu messen – von der Ukraine bis Gaza. Ein Beispiel: Während die G7 geeint in ihrer Unterstützung internationaler Gerichtsbarkeit mit Blick auf den Angriff Russlands auf die Ukraine war, gibt es diese Einigkeit in der Unterstützung internationaler Gerichte im Gaza-Krieg nach dem Terror des 7. Oktobers nicht.

Zusammenarbeit, Respekt und Durchhaltevermögen

Auch das führt dazu, dass China in großen Teilen Afrikas derzeit beliebter ist als die USA oder Deutschland. Es geht also darum, Vertrauen (zurück) zu gewinnen. Und dieses Vertrauen gewinnt sich nicht umsonst.

Wenn die westliche Welt ihre Zusammenarbeit mit Ländern des Globalen Südens beibehalten und gar stärken will, muss sie sich auf einen Dreiklang aus sensibler Zusammenarbeit, Respekt und Durchhaltevermögen besinnen.

Ein Beispiel: Das Ziel der Bundesregierung, Versorgungssicherheit zu erhöhen und die Abhängigkeit von China zu verringern, bedeutet zum Beispiel mehr Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo oder Sambia, die Rohstoffe wie Kobalt, Kupfer oder Lithium beherbergen, die für die Energiewende entscheidend sind.

In diesen Ländern blickt man aber angesichts der europäischen Geschichte aus Sklaverei, Kolonialismus und bis heute unfairen Handelsregimen skeptisch auf europäische Initiativen.

Sie verlangen, dass die Interessen und Autonomie der afrikanischen Länder stärker berücksichtigt werden: eine lokale Verarbeitung von Rohstoffen, die Schaffung von guten Arbeitsplätzen, aber auch ihre freie Auswahl von außen- und wirtschaftspolitischen Partnern.

Selbst, wenn diese Partner China und Russland heißen. Der Westen kann keine exklusiven Partnerschaften mehr erwarten – wenn er es überhaupt jemals konnte.

Keine einseitige Fehlerkultur des belehrenden Westens

Nur wenn wir mehr als je zuvor auf die Interessen afrikanischer Länder eingehen, können verlässliche Partnerschaften entstehen, die für beide Seiten Vorteile bieten.

Dafür braucht es mehr, nicht weniger Dialog, um Interessen verstehen und bearbeiten zu können. Dafür braucht es aber auch Solidarität bei Schuldenkrisen, Armutsbekämpfung oder beim Umgang mit der Klimakrise. Damit wird Vertrauen aufgebaut, das wir für die Prävention und Lösung zukünftiger Krisen, die auch Deutschland betreffen, brauchen werden.

An die Stelle des belehrenden Westens müssen also neue Formen der internationalen Zusammenarbeit treten. Es braucht eine gegenseitige, nicht einseitige Fehlerkultur.

In der Bundesregierung wurde das mittlerweile verstanden. Daher findet aktuell eine kritische Auseinandersetzung mit kolonialen Kontinuitäten statt. Es ist ein historisch, aber auch diplomatisch wichtiger Schritt, um den Anforderungen neuer Machtkonstellationen gerecht werden zu können. Das ist nicht „nice to have“, sondern inzwischen Bedingung internationaler Partnerschaften.

Die deutsche Entwicklungspolitik setzt genau an diesen Grundlagen internationaler Partnerschaft an, auch wenn das absurde Geschrei um Radwege in Peru davon ablenkt. Mit ihrem breiten Ansatz, der nicht nur den langfristigen, regelmäßigen Kontakt zu Regierungen, sondern auch zu Gesellschaften im Globalen Süden sucht, stärkt sie genau die multilaterale Kooperation, der Deutschland wie kaum ein anderes europäisches Land seinen Wohlstand verdankt.

Eine faire und finanziell umfassende Entwicklungspolitik, die die Bedingungen für verlässliche internationale Zusammenarbeit und damit deutsche Wirtschafts-, Sicherheits- und Gesellschaftsinteressen insgesamt stärkt, ist auch kluge Geopolitik.

Sie ermöglicht die Allianzen, die wir in der heutigen Welt brauchen. Als drittgrößte Volkswirtschaft kann sich Deutschland das nicht nur leisten. Es ist darauf angewiesen.

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