"Schlechter Cocktail": Schottland hat "zu viele Dinge falsch gemacht"
Das war gar nichts aus schottischer Sicht. Abgesehen von den lautstarken und München flutenden Fans präsentierte sich die Auswahl von der Insel als Sparringspartner für die gastgebende DFB-Auswahl zum EM-Auftakt 2024.
Hätte sich etwas anderes gewünscht - etwas ganz anderes: Schottlands Kapitän Andrew Robertson.
Kapitän Robertson verspricht Reaktion
In der heimischen Presse war das Echo eindeutig: Schottlands Start in diese Europameisterschaft ist vergurkt worden.
So schrieb der Scotsman etwa davon, dass die Auswahl von Nationaltrainer Steve Clarke von Deutschland beim klaren 5:1 "gedemütigt" wurde und kam zu folgendem Zeugnis: "Schottlands Euro-Blase platzt in München. Diese Nacht der völligen Unbesonnenheit wirft große Fragen auf."
Dabei erkannte das Blatt das, was im Grunde jedem Beobachter und vor allem der Tartan Army ins Auge gesprungen war: Die Bravehearts hatten DFB-Strippenzieher Toni Kroos (102 von 103 Pässen angebracht) und anderen extrem viel Freiraum gewährt, waren nie richtig ins Spiel gekommen, hatten sich kurz vor der Pause selbst geschwächt (Rote Karte gegen Ryan Porteous) und waren überhaupt nur zum 1:4-Ehrentreffer in der 87. Spielminute ernsthaft vor dem Kasten von Manuel Neuer aufgetaucht. Das Tor hier hatte aber Unglücksrabe Antonio Rüdiger erzielt.
"Deutschland war einfach besser als wir"
- Die Tabelle der Gruppe A
- Turnierrechner
Kurzum: Schottland durchlebte "ein Euro-Desaster", rührte sich selbst quasi "einen schlechten Cocktail" (The Herald) zusammen - Deutschland mit lustvollem Offensivfußball hier, die Gäste quasi nicht präsent dort (1:20 Torschüsse, 27:73 Prozent Ballbesitz, 251:682 gespielte Pässe). "Eine demütigende Niederlage. Die Männer von Clarke bekamen eine ernüchternde Erinnerung daran, wie brutal der internationale Spitzenfußball ist."
"Deutschland war einfach besser als wir", musste auch Kapitän Andrew Robertson (FC Liverpool) neidlos anerkennen. "Wir haben es heute nicht auf den Platz bekommen, wir sind schwer enttäuscht. Wir wussten, dass es gegen den Gastgeber geht und nicht einfach werden würde, doch wir haben zu viele Dinge falsch gemacht. Das müssen wir schnellstmöglich hinbekommen." In diesem Atemzug versprach der 30-jährige Abwehrmann auch, dass sich er und sein Team steigern und bessern werden.
„Wir behalten unseren Glauben.“ (Schottlands Nationaltrainer Steve Clarke)
Raus ging das Versprechen vor allem an die eigenen und zahlreich aus dem Heimatland mitgereisten Fans. Denn während sich Schottland sportlich unter Wert verkaufte, hatte die Tartan Army München erobert - vor dem Spiel die Stadt und das Umland. Beim EM-Auftakt dann auch die Allianz-Arena mit steter Stimmung, lautstarkem Gesang oder immer wieder angestimmter Nationalhymne.
Zusätzlich zu dieser 1:5-Abreibung gesellt sich obendrein noch der Fakt, dass Schottland - bei der EM-Qualifikation noch klar vor Erling Haalands Norwegen gelandet - bei keiner Turnierteilnahme bislang die Vorrunde überstanden hat. Nationalcoach Clarke gab sich trotz allem optimistisch, dass sich seine Mannschaft gegen die Schweiz (19. Juni in Köln) und Ungarn (23. Juni in Stuttgart) steigern wird. "Wir behalten unseren Glauben. Wir brauchen vier Punkte aus den nächsten zwei Spielen - und darauf konzentrieren wir uns."
Zum Thema: Dudelsäcke am prallvollen Marienplatz: Das war der Countdown zum EM-Auftakt