Wie der Westen Putin zur rhetorischen Eskalation ermutigt
Dieses vom russischen Verteidigungsministerium am 21. Mai verbreitete Bild zeigt Soldaten bei der Verladung einer Iskander-Rakete
Russlands Truppen sind in der Ukraine gerade im Vorteil. Weil es der Ukraine an Material fehlt, können sie an mehreren Abschnitten der Front vorrücken und zugleich die Infrastruktur des Landes immer weiter zerstören. Das von Wladimir Putin angeordnete Manöver mit taktischen Nuklearwaffen soll diesen Vormarsch decken und den Westen davon abhalten, der Ukraine die Ausrüstung zu liefern, die sie zur Abwehr dieser Angriffe benötigt.
Das ist eine Wiederholung der Situation zu Beginn des Großangriffs auf das Land: Damals wollte der russische Präsident den Westen mit unverhohlenen nuklearen Drohungen davon abbringen, der Ukraine überhaupt beizustehen.
Zeichen der Schwäche
Es sind Zeichen der Unentschiedenheit und Schwäche im Westen, die den Kreml zu nuklearem Säbelrasseln ermutigen. Die als „Besonnenheit“ deklarierte Positionierung von Bundeskanzler Olaf Scholz ist für Putin ein Anreiz, die Wirksamkeit solcher Drohungen zu testen. Durch Zurückhaltung im Westen sieht er sich zudem zu einer rhetorischen Eskalation ermutigt.
Das ist ein Verhaltensmuster des russischen Regimes, das schon lange vor dem Überfall auf die Ukraine zu beobachten war. Dagegen hilft eines: keine Zweifel an der eigenen Standhaftigkeit gegenüber Moskaus Aggressionen aufkommen zu lassen. Entschiedenheit und Besonnenheit sind keine Gegensätze.