Hundertausende Blitze, massenhaft Regen
Extremwetter
Hundertausende Blitze, massenhaft Regen
Die Rhone hat nach einem Unwetter im Kanton Wallis die Autobahn A9 unter Wasser gesetzt. Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa
Unwetter über Deutschland verlaufen glimpflich – Tote in Frankreich und in der Schweiz.
Umgeknickte Bäume, imposante Blitze am Himmel und Fußballfans, die pitschnass geworden sind: In der Nacht zum Sonntag hat es in weiten Teilen Deutschlands heftig gekracht und geblitzt. Besonders im Westen und Südwesten stürzten bei den Gewittern Wassermassen und Hagelkörner vom Himmel. Polizei und Feuerwehren sprachen danach aber von einem glimpflichen Verlauf. Doch nicht überall: In anderen Ländern Europas gab es sogar Todesopfer.
Die Unwetter fielen mitten ins Achtelfinale der Fußballeuropameisterschaft. Viele Fans wollten vor Leinwänden oder Fernsehern unter freiem Himmel das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Dänemark in Dortmund verfolgen, das 2:0 für Deutschland ausging. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte davor gewarnt, in den betroffenen Regionen zum Public Viewing zu gehen. Mehrere Veranstaltungen wurden dann auch abgebrochen. Auffallend blitzte es am Himmel: Bundesweit sei von über 100 000 Blitzen in der Nacht auszugehen, sagte DWD-Meteorologe Nico Bauer. „Die Blitzaktivität war sehr, sehr hoch.“ Eine exakte Gesamtzahl lag am Sonntag nicht vor. Um Mitternacht herum zählte der DWD 22 000 Blitze pro halbe Stunde.
Teilweise gab es laut DWD auch heftigen Starkregen: Gebietsweise seien Mengen zwischen 30 und 40 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit gefallen. Punktuell seien auch 50 bis 60 Liter niedergegangen, sagte der Sprecher. Straßen und Keller standen mancherorts unter Wasser. Vereinzelt fielen Bäume um und blockierten Straßen. Keller liefen voll.
Erdrutsch im Tessin
Während in Deutschland bis Sonntagmittag keine Berichte über Verletzte oder Todesopfer bekannt wurden, verliefen die Unwetter etwa in Frankreich weniger glimpflich. Im Osten des Landes wurden drei Menschen in einem Auto von einem umstürzenden Baum erschlagen. Der Baum sei am Samstagabend mit großer Wucht in den Wagen gekracht, der in der Nähe der Ortschaft Rosnay-l‘Hôpital (Aube) auf einer Landstraße unterwegs gewesen sei, berichtete der Sender France 3 am Sonntag unter Verweis auf die örtliche Feuerwehr.
In der Schweiz wurden mehrere Menschen nach einem Erdrutsch im südlichen Schweizer Kanton Tessin vermisst. Laut Polizei traf ein heftiges Gewitter das Maggiatal in der Nacht zum Sonntag. Der Erdrutsch sei in Fontana abgegangen, hieß es. Die Suche nach den Vermissten in Fontana wurde durch die schlechten Wetterbedingungen erschwert.
Wechselhaft und kühler
Größere Behinderungen auf den Straßen und der Schiene gab es nicht. Vereinzelt dauerte es aber länger bis zum Ziel. Auf der Bahnstrecke zwischen Dortmund und Hamm waren am Abend nach Angaben der Bundespolizei Blitze eingeschlagen. Menschen seien zwar nicht verletzt worden, es sei jedoch zu einer kurzzeitigen Sperrung der Strecke gekommen. Auch zwischen Hannover und Minden war die Bahntrasse nach einem Blitzeinschlag über Stunden gesperrt. Zuletzt hatte es in Deutschland mehrfach heftige Gewitter gegeben. Sie führten zum Beispiel in Baden-Württemberg und Bayern kürzlich zu schweren Überschwemmungen mit mehreren Toten.
Für den Beginn der neuen Woche erwartet der DWD wechselhaftes und deutlich kühleres Wetter. Immer wieder soll es schauern, vereinzelt sind Gewitter möglich. Die Temperaturen erreichen maximal knapp über 20 Grad. Erst ab dem kommenden Wochenende deutet sich den Meteorologen zufolge wieder wärmeres Wetter an.
Alina Schmidt, Birgit Reichert
und Christian Thiele, dpa