Wie Rangnick mit Österreich Geschichte schreiben will

Leipzig. Vor dem EM-Achtelfinale der Österreicher gegen die Türkei steht ein Mann besonders im Fokus – Ralf Rangnick. Der deutsche Trainer hat den Fußball im Nachbarland wachgeküsst und kann mit einem Sieg in Leipzig Geschichte schreiben. Auch politisch bezieht der 66-Jährige Stellung.

wie rangnick mit österreich geschichte schreiben will

Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick steht vor dem EM-Achtelfinale in Leipzig besonders im Fokus.

Als Ralf Rangnick im April 2022 als neuer Cheftrainer der österreichischen Nationalmannschaft vorgestellt wird, scheint es für beide Seiten nicht gerade die naheliegendste Lösung zu sein. Der Deutsche hatte zuvor beim Weltklub Manchester United die Saison interimsweise zu Ende gebracht, Österreichs Fußball befand sich nach der verpassten Qualifikation für die WM 2022 in einer großen Krise.

Trotz Skepsis probierte es Peter Schöttel, Sportdirektor des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB), und horchte bei Rangnick nach: „Ich war mir lange unsicher, wie Ralf sich entscheidet“, sagte Schöttel mal über die Zeit im Frühling 2022. Doch der 66-Jährige, der in Deutschland unter anderem für Ulm, Stuttgart, Hannover, Hoffenheim, Schalke und Leipzig erfolgreich gearbeitet hat, übernahm tatsächlich den Job als Nationaltrainer Österreichs – und schreibt seitdem mit dem Land eine wahre Erfolgsgeschichte.

Mit einem Punkteschnitt von knapp zwei hat Rangnick die beste Quote aller ÖFB-Trainer, die mindestens zehn Partien an der Seitenlinie standen. Die Qualifikation für die EM in Deutschland gelang problemlos. Und in den Testspielen gab es unter dem „Professor“ bemerkenswerte Erfolge über Italien, Deutschland und die Türkei. Rangnick hat den österreichischen Fußball wachgeküsst und könnte am Dienstag (21 Uhr) mit einem Sieg im Achtelfinale über die Türkei ein weiteres Erfolgskapitel im Nachbarland schreiben. Noch nie stand ein ÖFB-Team im EM-Viertelfinale.

Im Duell mit der Türkei sind die Österreicher, die ihre Gruppe vor Frankreich, Polen und den Niederlanden sensationell gewonnen haben, leicht in der Favoritenrolle. Das hat insbesondere mit dem Einfluss von Coach Ralf Rangnick zu tun, der am Dienstag in Leipzig ganz besonders im Fokus steht. Als Geburtstagskind. Als Heimkehrer. Als politischer Warner.

Das Geburtstagskind

Natürlich brachte David Alaba den Kuchen. Am Samstag feierte Rangnick im Berliner EM-Quartier der Österreicher seinen 66. Geburtstag und wurde von seiner Mannschaft mit einem Ständchen und einer Torte überrascht. Voran bei den Glückwünschen für ihren Coach ging ÖFB-Kapitän David Alaba, der trotz eines Kreuzbandrisses bei der Mannschaft weilt und – nicht nur während der EM – so etwas wie die rechte Hand von Rangnick ist.

Der Deutsche war sichtlich gerührt von der Aufmerksamkeit seines Teams und nahm die Glückwünsche mit feuchten Augen entgegen. Was vor allem zwei Dinge zeigt: Der in Deutschland häufig als nüchterner Analytiker gesehene und aufgrund seiner großen Erfolge bei den Retortenklubs Hoffenheim und Leipzig nie von allen geschätzte Rangnick fühlt sich pudelwohl beim Fußballverband des Nachbarlandes. Nicht von ungefähr schlug er kurz vor EM-Start eine Anfrage des FC Bayern München aus, um weiter für Österreich arbeiten zu können.

Und auch andersherum sind die österreichischen Spieler, Funktionäre und Fans ganz vernarrt in ihren deutschen Nationaltrainer. „Er hat auch noch ein paar Worte an uns gerichtet. Es war wirklich sehr schön. Ich glaube, es war auch für ihn emotional“, sagte Alaba nach der kurzen Geburtstagssause vor dem EM-Achtelfinale. Lob gab es in diesen Tagen, in denen sich Österreich weiter zu einem Geheimfavoriten aufgespielt hat, auch vom ehemaligen Nationalspieler und -trainer Hans Krankl. „Rangnick hat einen Kader übernommen, der schon lange Zeit auf einem Top-Niveau ist. Und er hat ihn Stück für Stück weiter geformt. Seine Spielweise – diese Red-Bull-Philosophie – liebt er und diesen Fußball forciert er. Die Spieler danken es Rangnick mit tollen Leistungen“, sagte Krankl im Interview mit Sport1.

Der Heimkehrer

In Rangnicks persönlichem Trophäenschrank befindet sich im Grunde nur ein großer Titel: Der DFB-Pokal 2011 mit dem FC Schalke 04. Seine erfolgreichste und prägendste Zeit hatte der 66-Jährige aber sicherlich in Leipzig. Er ist der Architekt und Macher hinter dem von Red Bull aufgebauten Projekt und kehrt beim EM-Achtelfinale an seine alte Wirkungsstätte zurück – mit der er sich noch sehr verbunden fühlt.

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„Für mich und einige meiner Spieler ist es auch die Reise zurück in die alte Heimat, für zwei sogar in die aktuelle“, sagte Rangnick. „Mich freut es unbändig, dass wir hier spielen.“ Während seiner Zeit als Vorantreiber bei RB konnte er von seiner Terrasse auf die Arena blicken. Noch immer hat er eine Stiftung für Schulkinder in der sächsischen Messestadt, deren Weg in die Bundesliga er mit RB maßgeblich geprägt hatte. Fast schon „Heimspielcharakter“ habe die Partie gegen die Türkei für ihn, vor allem auch wegen der kurzen Heimreise per Bus aus dem Teamquartier im Berliner Grunewald.

Konrad Laimer und Marcel Sabitzer, beide von Rangnick geholt, reiften in Leipzig zu internationalen Spitzenspielern. Die aktuellen RB-Profis Nicolas Seiwald und Christoph Baumgartner sind auf dem besten Weg dorthin. Rangnick selbst war zwischen 2012 und 2019 in Leipzig in verschiedenen Funktionen tätig, zweimal auch als Cheftrainer. Der 66-Jährige formte den Fußball im Red-Bull-Kosmos: aggressiv, schnell, ohne Umwege nach vorn. Rangnick konnte seine Vision vom Spiel lange ungestört umsetzen.

Beim ÖFB passt es auch deswegen so gut, weil viele Spieler das System eben auch aus Salzburg kennen. Auf den Begriff „Red-Bull-Fußball“ will sich Rangnick jedoch nicht reduzieren lassen. „Das macht nicht wirklich Sinn, denn wir investieren auch viel Zeit dafür, was wir mit dem Ball zu tun haben. Das, was wir spielen, passt optimal zu den Spielern, und darum geht es im Endeffekt.“

Der Warner

Neben dem sportlichen Erfolg mit Überraschungsteam Österreich ist Rangnick in den Tagen vor dem Achtelfinale gegen die Türkei auch abseits des Platzes aufgefallen – als Warner und Mahner vor dem erstarkenden Rechtsextremismus in Europa. „Gerade die Geschichte unserer beiden Länder, Österreich und Deutschland, in den letzten 100 Jahren sollte uns eigentlich Lehre genug sein“, sagte der Coach im österreichischen Fernsehen und erklärte weiter. „Wer nicht verstanden hat, was uns regelmäßig ins Verderben und zu den schlimmsten Verwerfungen der Menschheitsgeschichte geführt hat, dem kann man wirklich nicht mehr helfen. Wir müssen bei den Entwicklungen in beiden Ländern sehr wachsam auf dem rechten Auge sein“.

Der Sport sei ein guter Hebel, um sich gegen diese Tendenzen zu stellen – und die Teams bei der EM ein positives Beispiel für den Zusammenhalt: „Wenn man sich vorstellt, wie heterogen diese Mannschaften zusammengestellt sind: ein besseres Beispiel für Diversität und Zusammenhalt als den Fußball kann es nicht geben.“ Bereits im März hatte Rangnick in einem Interview mit dem Standard vor der Gefahr gewarnt, dass die Rechtsextremen an die Macht kommen.

Dass sie ihm im Nachbarland bei diesen Themen aufmerksam zuhören, liegt natürlich auch am sportlichen Erfolg, den er nach Österreich gebracht hat. Und vielleicht geht der ja auch noch eine Runde weiter, in das erste EM-Viertelfinale der ÖFB-Historie. „Schreibt Geschichte, ihr könnt Großes erreichen“, titelte daher die österreichische Kronen-Zeitung vor der Partie.

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