Bremer Drogenprozess: Mit Zitronen gehandelt
Auftakt vor dem Landgericht
Bremer Drogenprozess: Mit Zitronen gehandelt
Drei der Angeklagten mit ihren Verteidigern am ersten Prozesstag.
Eine Frau und vier Männer müssen sich seit Donnerstag vor dem Landgericht verantworten. Ihnen wird unter anderem die gemeinschaftliche Einfuhr von Drogen vorgeworfen.
Bremen – Fünf Angeklagte, acht Verteidiger, zwei Dolmetscher – die Zahlen zu diesem Prozess lassen ein aufwendiges Verfahren erwarten. Eine wichtige Zahl allerdings fehlt: Insgesamt 1 034 Kilogramm Kokaingemisch sollen die fünf 32 bis 59 Jahre alten Angeklagten etwa von Ende 2019 bis Anfang 2024 in unterschiedlicher Beteiligung nach Hamburg und Antwerpen eingeführt und einen Teil verkauft haben.
Dem „fleißigsten“ Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft zudem Handeltreiben mit Cannabis vor. Über die Zahlen hinaus gibt es weitere Besonderheiten: Eine Lieferung in einem Container aus Kolumbien begleitete der angeklagte Kolumbianer auf dem Seeweg. Die Bestellung der Waren, hinter denen das Rauschgift versteckt wurde, wurde zum Teil über Scheinfirmen oder Strohmänner getätigt. Die Kommunikation lief über sogenannte Krypto-Handys, also eine vollständig verschlüsselte Kommunikation.
Insgesamt geht es um vier Lieferungen Kokain(gemisch) und eine Lieferung Cannabiskraut. Haupttäter, der an allen Taten beteiligt war, ist ein 41-jähriger Albaner. Er organisierte mit unbekannten Mittätern – und eben einmal mit seiner angeklagten Landsfrau (33) – die Transporte des Kokains nach Europa. Mal wurden die Drogen in einem Container mit Speisesalz versteckt, einmal sollten „mindestens 150 Kilogramm“, so die Anklage, gemeinsam mit Zitronen reisen, einmal dienten zwölf Tonnen Papierwaren als Tarnung, einmal Fliesen, Bodenplatten und Spachtelmaterial aus Brasilien.
Drei Angeklagte stammen aus Albanien
Drei der Angeklagten sind albanische Staatsangehörige, der 59-Jährige ist Kolumbianer, der 32-Jährige Bremer. Er soll dem 41-Jährigen und der Frau bei der Sicherung der Drogen behilflich gewesen sein, indem er einen Lkw-Fahrer mit der Abholung des Containers im Hamburger Hafen beauftragte.
„Mindestens 716 Kilogramm“ eines Kokaingemischs, wie es in der Anklage heißt, soll der 39-Jährige mit unbekannten Mittätern „vor dem 31.01.2020“ zum Weiterverkauf in Südamerika erworben haben. Die Drogen im Container wurden von den belgischen Behörden in Antwerpen sichergestellt.
Immer wieder Fuhren aus Südamerika
Im Jahr 2020 dann die nächste Fuhre: Diesmal kaufte der 39-Jährige 540 Kilogramm Kokain in Südamerika. Mindestens 270 Kilo davon landeten, in einem Seecontainer versteckt, in Hamburg und wurden weiterveräußert. Von einem weiteren 150-Kilo-Drogentransfer soll der 39-Jährige wegen Unstimmigkeiten mit Kontaktpersonen in Kolumbien Abstand genommen haben.
Beim letzten Kokain-Deal kauften der 39-Jährige und die Mitangeklagte laut Anklage 48 Kilogramm Kokain. Der Kolumbianer habe sich bereit erklärt, die Kommunikation zwischen dem 39-jährigen Angeklagten und den Verkäufern zu übernehmen, den Transport zu begleiten und die Bergung zu überwachen. Seine Hilfe bei der Bergung hatte auch ein 46 Jahre alter Albaner zugesagt. Deshalb steht er vor Gericht. Die Lieferung wurde im Hamburger Hafen sichergestellt.
Gericht lehnt Antrag auf Einstellung des Verfahrens ab
Die Verteidiger der albanischen Angeklagten hätten es gerne gesehen, wenn der erste Prozesstag gleichzeitig der letzte gewesen wäre: Sie stellten einen Antrag auf Einstellung des Verfahrens, weil ihre Mandanten die schlechte Übersetzung der Anklageschrift eines anerkannten Übersetzungsbüros monierten. Das Gericht lehnte diesen Antrag ab. Es behalf sich damit, dass die anwesende Dolmetscherin die deutsche Anklage noch einmal Wort für Wort übersetzte.