Lauter Haie im Becken
Nagelprobe
Lauter Haie im Becken
Füllkrug beim 1:1 gegen die Schweiz.
Hätte dieser Füllkrug also mal lieber seinen Schädel eingezogen, wäre es für die Deutschen vielleicht leichter geworden. Die Kolumne „Nagelprobe“.
Der Baum brennt. Man muss es so deutlich sagen. Und da ist dieser Füllkrug Schuld. Oder der umgekehrte Sparwasser. Auf jeden Fall die Uefa.
Natürlich brennt der Baum nicht.
Er kann ja nichts dafür, dieser Turnierbaum. Ein Spielplanplaner bei der Uefa hat das ausgeheckt, es gibt eine gewisse Systematik und Turnierhälften, der Zufall hat ein bisschen Regie geführt, und natürlich dieser Niclas Füllkrug. Was sind der und sein Komplize auf links, David Raum, für dieses späte Tor gegen die Schweiz abgefeiert worden, ein Tor mit dem Anstrich eines Pyrrhus-Sieges (für die Jüngeren; bitte googlen), das zwar den beifallumkränzten Sieg in der (leichtesten) Gruppe A brachte, aber die deutschen Nagelsmänner auf einen schweren Pfad gesetzt hat, und dieser Weg wird kein leichter sein, schwurbelte verschwörungstechnisch schon mal einer.
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Das wiederum hat mit dem Baum nicht viel zu tun. Jedenfalls könnten auf dem einen Pfad, nennen wir ihn der Einfachheit halben „den deutschen“, nach einem Erfolg über Dänemark im Achtelfinale erst Spanien, dann Portugal oder Frankreich respektive Belgien Gegner der DFB-Auswahl sein, allesamt Teams, die zum engsten Favoritenkreis auf die EM-Krone gezählt werden. „A Bola“, die portugiesische Sportzeitung, schreibt da trefflich von „einem Haifischbecken“.
Auf der anderen Seite des Turnierbaums finden sich allesamt Mannschaften, die bislang als positive Außenseiter auffällig geworden (Schweiz, Slowakei, Rumänien, Österreich, Türkei) oder als Mitfavorit deutlich hinter den (fußballerischen) Erwartungen geblieben sind, etwa England, Niederlande, Italien, das überhaupt nur wegen des Tores Sekunden vor dem Ende der längsten Nachspielzeit dieses Turniers nicht fünftbester Dritter geworden sind (und damit schon längst zu Hause in Italia wären).
Der Turnierbaum brennt
Apropos spätes Tor: Hätte dieser Füllkrug also mal lieber seinen Schädel eingezogen bei der Raumflanke, die Deutschen hätten die (vermeintlich) niedrigeren Hürden zu überwinden gehabt. Oder hätte er mal aus der Geschichte was gelernt (statt semantische Widerworte in Richtung ZDF zu senden). Wie war das noch 1974, mein lieber Niclas? Da sind WIR doch nur Weltmeister geworden, weil WIR nicht Gruppensieger geworden sind, weil WIR das letzte Gruppenspiel verloren haben - und dem Sachsen-Anhaltiner Jürgen Sparwasser das 1:0-Siegtor für die DDR in Hamburg überlassen haben. Mit der Folge: Dass WIR dadurch den Krachern Argentinien, Brasilien und Holland aus dem Weg gehen konnten.
Der Vor-Vor-Vor-Vorgänger von Füllkrug wusste das übrigens: Gerd Müller zielte damals in der 39. Minute an den Innenpfosten. So wird das gemacht.