Mach-5-Versuche fern neugieriger Blicke geplant: USAF testet geheime Hyperschallrakete in Australien
Russland verfügt mit der Kinschal bereits über eine einsatzfähige Hyperschallwaffe. Die USA wollen nachziehen – mit einer besonderen Teststrategie.
Montage HACM-Hyperschall-Flugkörper und Super Hornet der RAAF
Um nicht ins Hintertreffen zu geraten, investieren die USA rund 1,9 Milliarden Dollar in die Entwicklung der bis zu Mach 5 schnellen Hypersonic Attack Cruise Missile (HACM). Der Flugkörper kann von der Größe her von einer F-15 Eagle eingesetzt werden und besteht aus zwei Stufen. Ein Raketenbooster bringt das Gespann auf Geschwindigkeit, bis sich die mit dem Sprengsatz ausgestattete zweite Stufe abtrennt. Sie verfügt über einen luftatmenden Scramjet-Antrieb und lässt sich auf dem Weg zum Ziel noch zwecks eventueller Kurskorrekturen steuern. Hauptauftragnehmer für den Flugkörper ist Raytheon, während Northrop Grumman den Scramjet-Antrieb beisteuert.
Strenge Geheimhaltung
Ansonsten zeichnet sich das Programm durch eine hohe Geheimhaltung aus. Viele Informationen sind daher nicht bekannt. Etwas Licht ins Dunkle bringt jetzt ein Mitte des Monats erschienener Zwischenstandsbericht des US-Bundesrechnungshofs für verschiedene neue Waffensysteme des Pentagons. Demnach will die US Air Force 13 Prototypen der HACM beschaffen. Die Entwicklung begann 2022 und basiert auf einem Scramjet-Demonstrator der DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency). Der endgültige Entwurf soll im kommenden Jahr festgeschrieben werden, damit die mögliche Serienfertigung 2027 beginnen kann.
Kaum Spionage möglich
Erste Flugversuche sind jedoch schon ab Oktober dieses Jahres möglich. Sie finden jedoch nicht wie sonst üblich über dem Pazifik statt. Stattdessen geht es nach Australien. "Die Verfügbarkeit von Testgeländen und deren Beschränkungen sind ein Problem für Hyperschallprogramme. Um diese Schwierigkeit zu lindern, ist das HACM-Projekt in das Southern Cross Integrated Flight Research Experiment eingebunden", heißt es in dem Bericht. Bei SCIFiRE arbeiten die USA und Australien bei der Erprobung luftatmender Hyperschallflugkörper zusammen. Dabei nutzen die Partner das weitläufige Testgelände im südaustralischen Woomera. Das abgeschiedene und abgeriegelte Gebiet hat einen weiteren Vorteil: Es bietet kaum Beobachtungsmöglichkeiten, ganz im Gegensatz zum Pazifik, wo Schiffe zur Informationsgewinnung etwas näher ans Geschehen kommen könnten.
Super Hornet als Testträger
Zum Einsatz werden mit der F/A-18 Super Hornet auch Kampfjets der Royal Australian Air Force (RAAF) kommen. Australien und die USA kooperieren bereits seit rund 15 Jahren auf dem Hyperschall-Gebiet und hatten schon im Projekt HIFiRE (Hypersonic International Flight Research Experimentation) Flugversuche durchgeführt.
B-52-Waffe keine Konkurrenz
Obwohl sich mit der AGM-183A ARRW bereits ein Hyperschallflugkörper in der Erprobung befindet, setzen die Generäle weiter auf die HACM. Das von Lockheed entwickelte Air-Launched Rapid Response Weapon verbucht nämlich bei den Teststarts nur eine durchwachsene Bilanz. Außerdem kann bis dato nur die B-52 das recht große Gerät einsetzen, das über ein antriebsloses Sprengkopfsegment verfügt. Daher lässt sich die Flugbahn im Endanflug nicht mehr verändern, ganz im Gegensatz zu kleineren HACM.