"Typisch Raiffeisen", Putin und "selbstherrliche Götter" in der Hofreitschule

Sonja Klimas Herzenswunsch, Chefin der Spanischen Hofreitschule zu werden, ging 2019 in Erfüllung.

Intervenieren steht in der Politik wohl auf der Tagesordnung: In der türkis-blauen Ära unter Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) gab es aber offenbar kaum einen Bereich, der da ausgelassen wurde. Dokumentiert ist das in den zahlreichen Chats, die für U-Ausschüsse oder Strafverfahren ausgewertet worden sind. Und so erschließt sich aus Nachrichten aus Straches Handy, dass es auch für Jobs in der Spanischen Hofreitschule in Wien viele Begehrlichkeiten gab.

Zur Einordnung: 2019 endete die Ära der früheren Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler, die seit 2007 Generaldirektorin der "Spanischen" gewesen war. Für ihre Nachfolge beworben hatte sich Sonja Klima, die in ihrem Leben schon Volksschullehrerin und Schmuckhändlerin war und seither ein Pferdegestüt in Niederösterreich betreibt. Klima war einst mit Altkanzler Viktor Klima (SPÖ) verheiratet.

Die Chefinnensuche gestaltete sich turbulent, neben Klima hatten sich auch ein Bereiter und die ehemalige Miss World, Schauspielerin und Team-Stronach-Politikerin Ulla Weigerstorfer beworben.

Skepsis der Raiffeisen-Fraktion

Wie nun aus Chats hervorgeht, mischte im Hintergrund der Lobbyist und Unternehmer Andreas Königsberger mit, der sich gegenüber Strache als "Initiator des Projekts Klima" bezeichnete. Schon im November 2018 berichtete ihm Königsberger, dass Klima "heute beim Kabinettschef vom Kurz" gewesen sei; es aber Widerstand aus dem Raiffeisen-Imperium gebe. Gemeint war damit Johann Marihart, damals Aufsichtsratschef der Spanischen, Vorstandsmitglied der Agrana (Wiener Zucker) und Klimaskeptiker.

Um diese Skepsis zu brechen, wurde im Hintergrund kräftig gekurbelt, etwa bei Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), zu deren Ressort die Hofreitschule gehört. "Jetzt muss nur mehr mein Mandat als Aufsichtsrat dort funktionieren", setzte Königsberger hinzu, der sich selbst auch gegenüber Strache als "türkis" bezeichnete. Er hatte hochtrabende Pläne, wollte selbst Aufsichtsratschef werden und behauptete, einen saudischen Prinzen als Sponsor für die Lipizzaner an der Hand zu haben. Das "mache ich aber nur, wenn ich Aufsichtsratschef bekomme", lautete seine Bedingung.

Allerdings gab es immer wieder Rückschläge im "Projekt Klima": Beim Hearing sei die Pferdenärrin "sehr abwertend behandelt" worden, schrieb Königsberger an Strache. Der solle unbedingt "nachstoßen", etwa bei Köstinger. Noch dazu wurde medial bekannt, dass der Bereiter im Hearing deutlich besser als Klima abgeschnitten haben soll.

"Kämpfen hart um jeden Zentimeter"

Am 17. Jänner 2018 war es aber fix: Klima werde nächste Chefin der Spanischen, teilte Königsberger dem Vizekanzler und Sportminister mit. Ausruhen konnte sich der lobbyierende Unternehmer auch damals noch nicht: Nun wollte er als Aufsichtsratschef in die Spanische einziehen. "Wir kämpfen hart um jeden Zentimeter", schrieb er an Strache. "Diese Intriganten sind letztklassig", erwiderte der Vizekanzler und FPÖ-Chef in Richtung des amtierenden Aufsichtsrats.

Ganz schlimm sei es gewesen, als Klima mit dem zukünftigen Oberbereiter der Spanischen zu Marihart gegangen sei. Der habe sie mit dem Verweis, sie habe ihre Stelle offiziell noch nicht angetreten, "glatt hinausgeschmissen", berichtete Königsberger Strache und ergänzte: "Typisch Raiffeisen! (...) Diese selbstherrlichen Götter!!!!"

Gleichzeitig arbeiteten Königsberger und angeblich auch Klima offenbar an einer Art Dankeschön für Strache: an einem "inoffiziellen Termin" beim russischen Präsidenten Wladimir Putin. Um das einzufädeln, werde Klima bald ihre Freundin Margot Löffler-Klestil treffen, die in Moskau bestens vernetzt ist: Schon als Ehefrau von Bundespräsident Thomas Klestil hatte sie Putin kennengelernt, der dem Paar zwei Hundewelpen (Olga und Orchidea) schenkte. Von 2009 bis 2015 war die Diplomatin dann Botschafterin in Moskau; 2018 ernannte Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) sie zur "Russland-Beauftragten".

Plan für gemeinsame Reise zu Putin

"Alles auf Schiene!", meldete Königsberger im Februar 2018 im Zuge des geplanten Treffens mit Putin, "so nah wird Kurz ihm nie kommen!". Strache bedankte sich, das wäre "ein Knüller". "Wir werden eine gemeinsame Reise zum Putin planen", lockte Königsberger, "wo ihn die Sonja inoffiziell in die Spanische Hofreitschule einladen wird! Er liebt die weißen Pferde!"

Doch zunächst galt es noch, die Probleme in der Hofreitschule zu lösen, Strache sollte Neubesetzungen im Aufsichtsrat erwirken. "Und wir legen dir dafür den Putin auf", versprach Königsberger. So einfach gestaltete sich die Angelegenheit aber nicht. Man müsse "mit Geduld und Stück für Stück" vorgehen, riet Strache – wenige Wochen später ereilte ihn aber das Ibiza-Video. Und Klima und Marihart mussten noch lange miteinander auskommen: Sie verließ die Hofreitschule 2023, nachdem ihre Wiederbewerbung gescheitert war; er trat nach Untreue-Vorwürfen 2022 zurück – die Ermittlungen wurden später eingestellt. Königsberger selbst zog übrigens nie in den Aufsichtsrat ein.

Und warum hat sich Königsberger so engagiert, um Klima und sich selbst in den Sattel zu helfen? "Ich hätte damals meine fachliche Kompetenz zur Verfügung gestellt", erklärt der Unternehmer dem STANDARD. Das habe man aber "ignoriert". Klima kenne er "seit Kindestagen", er sei "reiterlich mit ihr aufgewachsen und von ihrer menschlichen und fachlichen Kompetenz überzeugt". Deshalb habe er sie Strache empfohlen, auch wenn der nicht für die Spanische zuständig gewesen sei. Sonja Klima ergänzt, sie und Königsberger seien "bis heute den Pferden verfallen", und mit Marihart habe sie "stets ein korrektes Verhältnis gehabt". Die Vorgänge rund um ihr Hearing möchte sie nicht mehr kommentieren.

Strache betont, dass die Bestellung Klimas durch das ÖVP-geführte Landwirtschaftsressort erfolgt sei, er habe die Pferdezüchterin nicht vorgeschlagen, sie aber fachlich für geeignet gehalten. Die Besetzung des Postens sei für ihn jedoch "nicht von Wichtigkeit" gewesen.

Und der geplante Termin bei Putin? Davon wollen die Beteiligten nichts wissen. Sie habe weder alleine noch mit Löffler an einem Termin von Putin mit Strache gearbeitet und "nie vorgehabt", Putin in die Hofreitschule einzuladen, sagt Klima dazu. Königsberger, der Strache das Treffen in den Chats versprochen hatte: "Mit dem Herrn Putin habe ich nichts am Hut, außer dass ich sein Vorgehen missachte." Löffler reagierte auf eine Anfrage nicht. (Renate Graber, Fabian Schmid, 17.6.2024)

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