GNTM-Finale 2024: Heidi Klum und ihre zusammengeramschte Nonsens-Show
Heidi Klum feiert ihre Gewinner: Lea und Jermaine. Letzterer war in Tränen aufgelöst, was wir gut verstehen können.
Bastian Schweinsteiger, diesen Eindruck musste man gewinnen, wusste auch nicht, wo er da hineingeraten war. Umhüpft von einer angekreischten, spärlich bekleideten Heidi Klum, die ihm entweder die Hose herunterriss oder ihn zum Schuss auf ein Tor animierte, wirkte der arme Ex-Nationalspieler erbarmungswürdig deplatziert.
Immerhin machte er mit seiner allseits freundlichen Art das Beste aus der Situation und spielte sich mit entwaffnender Ehrlichkeit in die Herzen all jener Zuschauer, die sich zum wiederholten Male und wider besseres Wissen das Finale von „Germany's Next Topmodel“ antaten.
Denn nach nunmehr 19 Staffeln muss es eigentlich wirklich jeder mitbekommen haben: Die Finalshow von Heidi Klum ist eine peinliche, wie aus dem Gemischtwarenladen zusammengeramschte Veranstaltung, in der es weder um die Models geht noch um die Gäste, sondern um Heidi Klum, deren Omnipräsenz auch am Donnerstagabend wieder alles andere um sie herum erdrückte.
Eben deshalb musste man Gästen wie Schweinsteiger dankbar sein, sorgten sie doch für die einzigen Lacher in einer ansonsten gänzlich humorbefreiten Show. Der 39-Jährige wurde gleich zu Beginn der Sendung von Klum einvernommen: „Viele werden sich jetzt fragen: Was macht Schweini bei der Heidi?“ Schweinsteiger antwortete frei heraus: „Warum ich hier bin, weiß ich auch nicht.“
Klum lachte Anspielungen wie diese nervös weg und setzte lieber zu einer längeren Erörterung darüber an, ob sie Schweinsteiger denn überhaupt noch „Schweini“ nennen dürfe. Die Antwort darauf interessierte die 51-Jährige freilich ebenso wenig wie die Frage, ob man den fast 80 Jahre alten Wolfgang Joop denn noch „Wolle“ nennen dürfe.
Sie sei ja schließlich auch immer die Heidi mit dem Alm-Öhi, monologisierte eine wie auf Speed wirkende Klum. Ihr ehemaliger Gastjuror Joop, der diesmal nur Publikumsgast war, sorgte für den zweitschönsten Moment des Abends.
Der 79-jährige Designer antwortete auf Klums Frage, ob er denn die aktuelle Staffel verfolgt habe, freimütig, nee, er habe sie nicht gesehen. Nur ins Halbfinale am Dienstag, da habe er mal reingeschaut. Die Irritation darüber kann selbst Klum nicht ganz verbergen, sie braucht einen Moment, bevor sie wieder zurückfindet zu ihren holprigen Nonsens-Gesprächen.
Völlig in den Hintergrund tritt mal wieder der eigentliche Anlass für die ganze Sause. Will Klum doch jedes Jahr aufs Neue ein Topmodel küren, diesmal sogar zwei. Denn das war die Neuerung bei GNTM 2024, erstmals waren Frauen und Männer dabei, es gab also auch zwei Gewinner. Fürs Protokoll sei hier vermerkt, dass in diesem Jahr die Düsseldorferin Lea (24) und Jermaine (20) aus dem hessischen Kassel die Castingshow gewonnen haben.
Wie wenig das von Belang ist, zeigte sich am Finalabend, als die Kamera auf einige Gewinnerinnen der Vorjahre gerichtet war. Ihre Namen, ihre Gesichter hatte man längst vergessen. Das Gesicht von Schweinsteiger hingegen, der angesichts der Ereignisse um ihn herum mit ratloser Mine auf dem weißen Sofa saß, wird sich noch lange einprägen.
Per Handschlag hat er Klum einen Besuch im kommenden Jahr zur Jubiläumsstaffel versprochen. Der Mann weiß nicht, was er tut. So wie die Zuschauer, die jedes Jahr aufs Neue einschalten. Es gibt sie. Sie kennen den Schmerz, aber sie scheinen ihn zu brauchen.