Björn Höcke: US-Komiker macht sich über AfD-Politiker lustig - »Those are Nazi eyes«
Sogar US-Medien wundern sich über Björn Höcke: Talkshow-Komiker John Oliver widmete dem jüngsten Prozess gegen den AfD-Rechtsaußen ein Segment seiner Sendung »Last Week Tonight«. Er geizte nicht mit Spott.
Es ist nicht so, als gäbe es in den USA nicht genügend Missstände und politische Aufreger, über die sich TV-Talker auslassen könnten. Aber in der jüngsten Ausgabe seiner Sendung »Last Week Tonight« richtete der britisch-amerikanische Komiker und Talkshow-Gastgeber John Oliver den satirischen Blick seiner Show nach Europa, »Großbritanniens Ex«, wie Oliver scherzte.
Europa habe mit dem Attentat auf den slowakischen Premierminister Fico eine turbulente Woche hinter sich, so Oliver. Zudem sei in Deutschland die »rechtsextreme, einwanderungsfeindliche Partei AfD« auf dem Vormarsch. »Und ja«, sagte Oliver, »ihr Logo sieht aus, als wäre dem Nike-Swoosh ein sehr spitzer Penis gewachsen.«
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Nach dieser Einführung erklärte er seinem Publikum die näheren Umstände des Gerichtsprozesses gegen den AfD-Politiker Björn Höcke, Vorsitzender des als gesichert rechtsextrem eingestuften Landesverband Thüringens. Das Landgericht von Halle an der Saale hatte Höcke vergangene Woche wegen des öffentlichen Verwendens einer verbotenen Naziparole zu einer Geldstrafe in Höhe von 13.000 Euro verurteilt.
Im Mai 2021 hatte der ehemalige Geschichtslehrer am Ende einer Rede auf einer Wahlkampfveranstaltung in Merseburg (Sachsen-Anhalt) die zentrale Losung der Sturmabteilung (SA) verwendet, einer paramilitärischen Schlägertruppe der NSDAP. Er habe die historische Bedeutung der Formulierung »Alles für Deutschland« nicht gekannt, behauptet Höcke noch am Tag des Urteils. »Ich bin völlig unschuldig und habe ein reines Gewissen.«
Das nahm Oliver als Vorlage dankend auf: »Yeah, Höcke behauptete, er habe nicht gewusst, dass ›Alles für Deutschland‹ ein Nazislogan war«, sagte er, »obwohl ich sagen muss, das ist ein bisschen schwer zu glauben.« Erstens, fuhr Oliver fort, während neben ihm ein Foto von Höcke eingeblendet wurde, müsse man bedenken, dass »das Nazi-Augen sind«.
»Zweitens«, so Oliver weiter, sei Höcke vor seinem Eintritt in die Politik Geschichtslehrer gewesen: »In Deutschland! Es sei denn, seine Version der deutschen Geschichte verlief so: Mittelalter, dann 18. Jahrhundert, dann Otto von Bismarck, dann ›alle hingen eine Weile rum‹, dann ›99 Luftballons‹.« Zu dieser Punchline zeigte Oliver ein Bild der Sängerin Nena.
Oliver wurde dann aber auch noch kurz ernst. Laut Transkript der Sendung beklagte er im weiteren Verlauf den Aufstieg der AfD zur »zweitbeliebtesten Partei im Lande« und erklärte, dass Höcke trotz allem bei den Landtagswahlen im September für das Amt des Ministerpräsidenten in seinem Bundesland kandidiere, »also des Gouverneurs«. Sollte Höcke Erfolg haben, so Oliver, »wäre es das erste Mal seit dem Ende des Naziregimes, dass eine rechtsextreme Partei die Kontrolle über eine Landesregierung in Deutschland hat. Das Wachstum der AfD ist alarmierend.«
Dabei gebe es in Deutschland »verfassungsrechtliche Garantien, die eine autoritäre Herrschaft verhindern sollen«, lobte Oliver die deutsche Verfassung, wahrscheinlich auch mit einem gezielten Seitenhieb auf die juristischen Querelen um den Ex-Präsidenten Donald Trump und dessen erneute Präsidentschaftskandidatur. Warum es diese Hürden in Deutschland gebe, sagte Oliver, habe Gründe, »die jedem klar sein sollten, außer – so vermute ich – dem schlechtesten Geschichtslehrer, den Deutschland je hatte«.