Eintracht Frankfurt: Toppmöller muss sich gedulden
Trainerfrage
Eintracht Frankfurt: Toppmöller muss sich gedulden
Weiterhin vereint? Die Eintracht-Bosse Hellmann (li.) und Beck mit Trainer Toppmöller.
Eintracht Frankfurt wird erst in der kommenden Woche über die Zukunft des Cheftrainers befinden.
In Frankfurt kehrt jetzt erst einmal Ruhe ein. Die Eintracht-Mannschaft verabschiedet sich am Donnerstag nach dem letzten Freundschaftsspiel gegen Germania 94 am Mittwochabend in den Urlaub, die Spieler verteilen sich quer über den Erdball; manche aber haben auch noch Verpflichtungen von nationaler Tragweite, Robin Koch etwa, der zur deutschen Auswahl reist, um sich auf die EM vorzubereiten.
Die meisten Akteure werden zurückkommen in einigen Wochen, wenn es wieder losgeht am 8. Juli mit den medizinischen Tests. Manche nicht, Sebastian Rode, Makoto Hasebe, auch Donny van de Beek und Sasa Kalajdzic, auch das ist bekannt. Und einige werden nicht mehr da sein, wenn die Saison startet. Aussortiert, verkauft, verliehen. Was auch immer. So ist das Geschäft.
Eintracht Frankfurt: Kein Schnellschuss
Die Kardinalfrage lautet: Wird auch Dino Toppmöller dann noch das Trainerzepter schwingen oder den Staffelstab nach nur einer Saison schon wieder weitergeben (müssen)? Momentan ist das offen. Nach dem fehlenden Bekenntnis von Sportvorstand Markus Krösche, der die Zukunft des Cheftrainers ganz bewusst offenließ, haben sich die Protagonisten erst einmal eine Auszeit gegönnt. Also keine Ferien, aber ein paar Tage, in denen sie das Erlebte sacken lassen wollen; man will erst einmal reflektieren, überlegen, analysieren. Das ist vernünftig.
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Seit dem letzten Pflichtspiel hat es keinen tiefergehenden Austausch zwischen der Sportlichen Leitung und dem Trainerteam gegeben. Ein Schnellschuss, egal in welche Richtung, ist auch nicht ratsam, mit gebotenem Abstand soll die Saison aufgearbeitet werden; eine Saison, die zwar mit Platz sechs endete, aber doch so viel Unzufriedenheit und Fragezeichen hinterließ wie schon lange keine Spielzeit mehr. Überhaupt deshalb steht ja der Trainer auf der Kippe.
In der kommenden Woche erst wird es zur großen Generalanalyse und den dringend erforderlichen Strategiegesprächen mit dem Chefcoach kommen. Vorher ist das gar nicht möglich, denn seit Mittwoch befindet sich eine hochrangige Eintracht-Delegation um Sportvorstand Krösche gemeinsam mit Altstar Makoto Hasebe in Tokio, um den großen Sportsmann in seiner Heimat gebührend zu verabschieden. Zur Pressekonferenz in der Hauptstadt haben sich mehr als 120 Medienschaffende angemeldet.
Die Eintracht-Entourage wird zudem Kooperationspartner Urawa Red Diamonds besuchen und sich das Spitzenspiel am Sonntag gegen Machida Zelvia anschauen. Anfang der kommenden Woche geht es zurück nach Deutschland. Und dann kommt die Trainerthematik auf den Tisch – mit ihm und auch ohne ihn.
Dino Toppmöller muss neue Konzeption vorlegen
Dino Toppmöller wird eine lückenlose Aufarbeitung vorlegen müssen und eine Konzeption, wie er der Mannschaft in der neuen Saison zu mehr Konstanz, Wucht und spielerischen Klasse verhelfen kann. Es wird für ihn auch darauf ankommen, sich zu öffnen, sein Tun selbstkritisch zu hinterfragen und Lösungen anzubieten. Sollte er in seiner Bewertung nur an der Oberfläche kratzen, könnte ihn das den Job kosten. Denn Einigkeit herrscht nicht nur intern, dass 47 Punkte nicht nur nicht mehr für einen internationalen Startplatz reichen werden, sondern dass in dieser Verfassung der Abstand zu den Spitzenklubs weiter wachsen wird. Genau das Gegenteil von dem, was geplant ist.
Und er wird, wenn er seinen Job behalten will, auch die eine oder andere Kröte schlucken müssen. Als ziemlich sicher gilt, dass das Trainerteam um mindestens einen erfahrenen Assistenten erweitert wird. Oder aber Sportchef Krösche macht Tabula rasa und propagiert einen Neuanfang mit einem anderen Chefcoach. Da soll es aber schnell gehen, eine Kaugummi-Suche wie die Bayern wollen die Frankfurter auf alle Fälle vermeiden. Sollte es mit Toppmöller nicht weitergehen, soll der Nachfolger recht zügig präsentiert werden.
Harmonische Sitzung
Gut, dass in dieser Gemengelage auch hinter den Kulissen die Weichen gestellt sind. In der Aufsichtsratssitzung am Dienstag wurden die verdienten Mitglieder Philip Holzer, Stephen Orenstein und Dieter Burkert höchst anständig verabschiedet, es war eine harmonische Versammlung, ohne böses Blut, alle gehen mit einem guten Gefühl auseinander. Den Aufsichtsratsvorsitz wird ab 1. Juli Vereinspräsident Mathias Beck übernehmen und somit de facto zum stärksten Mann im Verein – auch wenn das natürlich Vorstandssprecher Axel Hellmann bleibt. Am 30. Juni wird überdies der Hauptausschuss, der wichtige Entscheidungen schnell treffen kann, komplettiert, neben Notar Felix Wirmer und Beck wird das ein weiterer Rat sein, nicht unwahrscheinlich, dass Sven Janssen der dritte im Bunde sein wird.
Zudem wird dem Kontrollgremium in einer außerordentlichen Sitzung am 30. Juni frisches Blut zugeführt, nach den Rücktritten von Holzer, Orenstein und Burkert kommen drei Personen hinzu. Das Organ soll weiterhin möglichst paritätisch besetzt sein, das heißt mit entsendeten Vertretern aus dem Mutterverein sowie Persönlichkeiten aus Wirtschaft oder der Stadtgesellschaft. Daran hat sich auch unter Mathias Beck nichts geändert.