Kommentar zu Kirchenaustritten: Es gibt keine Entwarnung
Der Petersdom im Juni 2022
Hat die katholische Kirche in Deutschland die Talsohle schon durchschritten? Mitnichten. Mag die Zahl der Austritte im vergangenen Jahr auch deutlich gesunken sein, der Massenexodus hält an. Entwarnung gibt es nicht. Katholiken werden immer mehr zur Minderheit im Land.
Nicht wenige Bischöfe scheinen das als gottgewollte Verschlankung hinzunehmen, manche sogar herbeizusehnen. Nach der Veröffentlichung der jährlichen Statistik folgt die ritualisierte Betroffenheit des Bischofskonferenzvorsitzenden – und dann herrscht wieder für ein Jahr Stille.
Die Grüne sind vielfältig
Es stimmt schon: Ein Patentrezept, um die Austrittswelle aufzuhalten, gibt es nicht. Die Gründe für einen solchen Abschied sind zu vielfältig. Katholiken treten nicht nur deshalb aus, weil sie sich über ausbleibende Reformen in ihrer Kirche ärgern. Auch für viele, die katholisch getauft wurden, sind Kirche und Religion bedeutungslos geworden – und das wird sich auch so bald nicht mehr ändern.
Aber es gibt immer noch nicht wenige Menschen, denen die christliche Botschaft nicht gleichgültig ist. Wie man diese Gruppe erreichen kann, interessiert die Verantwortlichen in ihren pastoralen Neustrukturierungsprozessen oft herzlich wenig. Weder eine Abschaffung der Kirchensteuer noch die Priesterweihe für Frauen oder Predigten auf Tiktok würden die Kirchenbänke von heute auf morgen wieder füllen. Aber es könnte dennoch helfen, wenn die Bischöfe sich eine Frage in aller Demut stellen würden: Was machen wir falsch?