Solarfeld-Pläne an der A 44 liegen auf Eis: „Zu viel Strom - es rechnet sich nicht“
Strom für 2.000 Haushalte
Solarfeld-Pläne an der A 44 liegen auf Eis: „Zu viel Strom - es rechnet sich nicht“
Der Bau eines acht Hektar großen Solarfelds entlang der Autobahn 44 bei Werl liegt auf Eis.
Ein Riesen-Solarfeld an der Autobahn 44 wird nicht gebaut - weil es sich nach Auskunft der Projektierer aktuell nicht mehr rechnet. Mittlerweile gebe es ein Überangebot an Strom zu bestimmten Zeiten, sodass Produzenten für die Abnahme sogar zahlen müssten. Zu viele Anlagen machen Solarfelder mittlerweile unwirtschaftlich.
Werl – Ein Projekt, das mit der Kraft der Sonne zur Energiewende beitragen soll, wird auf Eis gelegt – weil die Ertragsmöglichkeiten mittlerweile so weit geschmolzen sind, dass es sich schlichtweg derzeit nicht mehr lohnt.
Daher drücken die Projektierer „die Pause-Taste“ beim Vorhaben zum Bau eines acht Hektar großen Solarfelds entlang der Autobahn 44 bei Werl. Das hat Stadtwerke-Geschäftsführer Robert Stams jetzt auf Anfrage bestätigt. „Wir wollen das Projekt bis zur Baureife weiterentwickeln“, kündigt er zwar an. „Aber wir legen den Schalter für den Bau und die Inbetriebnahme nicht um.“
Solarfeld an der A 44: Wirtschaftliche Schattenseiten
Der Grund ist, das weiß auch Stams, nur schwer vermittelbar: Der (zu) starke Ausbau von Solarkraft hat inzwischen bislang kaum bekannte wirtschaftliche Schattenseiten. Schließlich sorgt die Vielzahl solcher Projekte mittlerweile für so genannte „Negativstunden“, gerade in der Mittagszeit, wenn die Sonne vermeintlich ertragreich scheint.
Das geht so weit, dass wir sogar bezahlen müssten, damit jemand den Strom abnimmt.
Robert Stams, Stadtwerke-Geschäftsführer
Dann wird durch die vielen Solaranlagen inzwischen so viel Strom erzeugt, dass er nicht mehr abgenommen werden kann. Heißt: Es gibt auch keine Vergütung für die Betreiber. Im Gegenteil: „Das geht so weit, dass wir sogar bezahlen müssten, damit jemand den Strom abnimmt.“
Solarfeld an der A 44: Überangebot an Strom
Solche Effekte gebe es bereits durch die extrem stark gestiegene Zahl von Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energie, sagt Robert Stams. „Die produzieren ein Überangebot an Strom an bestimmten Tagen, zum Beispiel an Wochenenden, wenn die Industrie den Strom nicht braucht und die Abnahme gering ist.“ Und da es beim Strom wie in vielen Bereichen beim Preis um „Angebot und Nachfrage“ geht, führt dieses Überangebot zum Preisverfall bis unter Null.
Das wollen die drei Partner (neben den Stadtwerken Werl wollen zwei örtliche Projektierer bauen) nicht. Der Stadtwerke-Chef verdeutlicht: Für einen Projektierer, der für den Bau solcher Anlagen keine feste Einspeise-Vergütung bekommt, rechnet sich der Bau bei derart massiven Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit nicht.
Solarfeld an der A 44: Problem nur bei Großanalgen
Dabei betont er, dass sich die aktuelle Entwicklung nur auf Großanlagen beziehe, nicht auf den privaten Hausbesitzer mit seiner PV-Anlage auf dem Dach. Dort rechne sich weiterhin die Investition in die eigene Energieerzeugung durch die Zeitgleichheit von eigener Erzeugung und eigenem Verbrauch – der sogenannte „Direktverbrauch“.
Da der starke Zubau an Anlagen für Erneuerbare Energien mittlerweile diese negativen Effekte hat, werde das Solarfeld entlang der A 44 unter den geltenden Rahmenbedingungen nicht gebaut.
Solarfeld an der A 44: Strom für 2.000 Haushalte
Dabei habe man alles hintereinander, das Projekt ist weit gediehen: Es gebe Vorverträge zur Pacht der Flächen mit den Grundstücksbesitzern, man habe Projektierer, die Finanzierung in Höhe von rund sechs Millionen Euro ist gesichert. Und es gebe die angesichts der Klimakrise so wichtige Aussicht, auf den 80 000 Quadratmetern durch Solarmodule Strom für 2 000 Haushalte zu produzieren. Acht Megawatt (8 000 Kilowatt) soll die Leistung der Anlage betragen und bis zu 7,5 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen. Den genauen Standort hat der Stadtwerke-Chef noch nicht genannt.
Solarfeld an der A 44: Speicher unrentabel
Und warum setzen die Projektierer nicht auf einen Speicher? „Für eine Großanlage wie an der A 44 benötigt man einen sehr großen Speicher“, sagt Stams. Das wäre sehr teuer und ebenso „aktuell nicht wirtschaftlich“.
Damit das Solarfeld kommt und der Schalter zum Bau doch noch umgelegt wird, bräuchte es die Zusage einer Vergütung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) durch die Bundesnetzagentur. Nur so entfalle das finanzielle Risiko, das die Partner nicht schultern wollen und können.
Schon bei Bekanntwerden der Pläne im Februar hatte der Stadtwerke-Chef betont: „Wir können nicht in ein Projekt investieren, wo wir nicht die ausreichende Sicherheit haben, dass es sich wirtschaftlich trägt“. So sehr man das Solarfeld auch wolle, um der Verantwortung fürs Klima gerecht zu werden. Und nun? „Wir müssen abwarten, ob sich die Rahmenbedingungen ändern.“ Eine Einspeise-Mindestvergütung zum Beispiel.
KOMMENTAR: Nicht weniger als eine Bankrotterklärung
Wie bitte? Alle Welt redet über den Klimawandel und was man dagegen tun muss – und dann kann ein Solarfeld als eines der angepriesenen Energieversorgungsfelder der Zukunft nicht gebaut werden? Weil sich das finanziell nicht lohnt? Im Ernst? Da staunt der Laie – aber der Fachmann wundert sich schon längst nicht mehr. Hinter vorgehaltener Hand sprechen Experten längst vom unkontrollierten Wildwuchs im Markt der Erneuerbaren Energien. Da müsse man sich doch nicht wundern, dass Windräder eben dann und wann mal still stehen. Zu viel des Guten halt. Zu viel des guten Stroms wohlgemerkt. Und da stehen die Klimawandelwilligen und drehen sprichwörtlich am Rad. Auch, wenn es still steht.
Und nun? Atom ist nicht gewollt, Kohle auch nicht. Aber wenn sich Solar- und Windenergie als gewollte Alternativen tatsächlich nicht mehr durchgängig rechnen – bei den Stadtwerken als Energieversorger und zwei mit der Materie vertrauten Projektierern darf man davon ausgehen, dass sie rechnen können – dann bleibt die Frage: Wie denn dann soll dieses Land bitte mit Strom versorgt werden? Das ist nicht weniger als eine Bankrotterklärung. Zyniker könnten behaupten, dass der regulierungswütige Bund mit seiner Regierung die Wirtschaft deswegen zunehmend im Regen stehen lässt, damit am Standort Deutschland die Lichter ausgehen. Spart Strom...