Zwei Tote bei Föhnsturm: 200 km/h: Enorme Windspitzen am Hochschwab
Zwei Tote bei Föhnsturm: 200 km/h: Enorme Windspitzen am Hochschwab
Mit bis zu als 100 km/h im Tal fegte ein Föhnsturm am Montag über die Steiermark. Auf den Bergen machte sich der massive Südföhn noch stärker bemerkbar: Am Hochschwab zeigten die Messgeräte gestern zeitweise sogar 200 km/h an. Diese Daten wurden nachgeprüft, bestätigte Christian Pehsl, Meteorologe der GeoSphere Austria. Ein „markantes Ereignis“, so der Fachmann.
Zwei Senioren, unterwegs auf der Ilzerstraße, kamen ums Leben, als eine losgerissene Esche auf ihren Pkw prallte. Landesweit wurden bei den Feuerwehren 211 Unwettereinsätze verzeichnet. Am Dienstag flachten die Windspitzen ab, pendelten zwischen 50 km/h (Kalwang) und 70 km/h (St. Radegund). Trend: Es bleibt leicht wechselhaft, ein lebhafter Nordwind weht, aber es gibt „bei weitem keine solchen Sturmspitzen“ wie am Montag, so Pehsl.
Auch am Dienstag sind etliche Straßen weiterhin gesperrt: darunter in Abschnitten die B23, B 25, B 75 und B 77. Mehr dazu von der Antenne Steiermark. Unterdessen arbeiten die Monteure der Energie Steiermark die Schäden (siehe Fotos) auf. 32 Stationen, darunter in Mautern, Kalwang, am Niederalpl oder in Neuberg/Mürz waren am Dienstag noch außer Betrieb. Die Schäden würden im Laufe des Tages behoben, so der Sprecher der Energie Steiermark, die auch Monteure aus der Südsteiermark zur Verstärkung schickte.
Von den sieben Waldbränden beschäftigt jener in Wildalpen die Einsatzkräfte weiterhin. Lässt der Wind nach, können am Dienstag Hubschrauber zur Unterstützung abheben. Aus weiten Teilen der Steiermark eilten Wehren zur Hilfe – etwa aus dem BFV Bruck.
Unglück in Ilz
In Ilz ist am Montag ein Ehepaar verunglückt: Das fahrende Auto des 80-Jährigen und der 84-Jährigen wurde auf der L 404 bei Ilz im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld von einem Baum getroffen. Die Esche, die aufgrund des starken Windes umgefallen war, schlug unmittelbar auf der Windschutzscheibe beziehungsweise dem Dach des fahrenden Fahrzeuges auf. Das total beschädigte Fahrzeug kam dadurch von der Fahrbahn ab und in einem Waldstück zu stehen. Der 80-Jährige und seine 84-jährige Gattin dürften auf der Stelle tot gewesen sein. Eine Notärztin konnte nur mehr den Tod der beiden Oststeirer feststellen. Die Feuerwehren Ilz und Neudorf standen für die Bergung des Fahrzeuges im Einsatz.
Böe mit 101 km/h in Mariazell
Von zahlreichen Einsätzen und einem generell „arbeitsintensiven Ostermontag“ spricht Feuerwehrsprecher Thomas Meier. Die stärkste Böe wurde in Mariazell mit 101 km/h gemessen, wie Geosphere-Meteorologe Paul Rainer weiß. Am Morgen waren in etwa 2000 Haushalte ohne Strom. Am stärksten betroffen waren die Gebiete im Mürztal, etwa Neumarkt an der Mürz, Aflenz, Mautern und Kalwang, aber auch in Kleinlobming und in Deutschlandsberg in der Weststeiermark oder ganz im Norden in der Nähe von St. Gallen gab es Stromausfälle. „Die meisten davon sind bereits behoben oder werden im Laufe des Montags wieder am Netz sein“, erklärte Energie-Steiermark-Sprecher Urs Harnik-Lauris.
Doch eine größere Störung in Kammern im Liesingtal sorgte am Montagmittag für einen zusätzlichen Ausfall von 4000 Haushalten. Bäume sind hier auf die Leitung gefallen. Laut der Übersichtskarte der Energie Steiermark waren 61 Stationen in der Steiermark von Störungen betroffen. Harnik-Lauris: „Die Arbeiten laufen auf Hochtouren. Es handelt sich um punktuelle Schäden fern einer größeren Auswirkung.“ Die Einsatztrupps seien vor Ort, versuchen Schäden zu lokalisieren und (provisorisch) zu reparieren oder eine Verbindung über eine andere Trafostation herzustellen.
Baum stürzte auf fahrendes Auto, Waldbrände schwer zu löschen
Zahlreiche Bäume blockierten Straßen, beispielsweise auf der B 113 zwischen Mautern und Liesingau oder auf der B 145 bei Pürgg. Bis zum Montagabend rückten laut Meier „deutlich über 2000 Feuerwehrleute“ von 200 Feuerwehren zu mehr als 277 Einsätzen aus. Im Bezirk Liezen hat der Wind zahlreiche Häuserdächer abgedeckt, Straßen, Häuser und Pkw wurden von umfallenden Bäumen getroffen. Besonderes Glück hatten zwei Personen mit ihren zwei Hunden in Petersberg in der Gemeinde Aich: „Ein Baum stürzte auf das fahrende Auto, traf jedoch nur den Frontteil des Fahrzeugs, die Personen und Tiere blieben unverletzt“, erzählt Feuerwehr-Bereichssprecher Christoph Schlüßlmayr. 600 Feuerwehrleute standen in Liezen im Einsatz.
Auch in Neuberg an der Mürz tobte Montagvormittag ein großflächiger Waldbrand. 171 Feuerwehrleute standen mit 29 Fahrzeugen im Einsatz. Auch die Bergrettung, die Polizei und der Landesforstdienst waren vor Ort. „Die Rauchentwicklung ist aufgrund des Windes schwer einzuschätzen“, erklärte Robert Pusterhofer vom Bereichsfeuerwehrverband Mürzzuschlag. Ebenso ist es im Bereich Pogusch zu einem Waldbrand gekommen. Bäume sind dort auf Stromleitungen gestürzt.
Zugverkehr unterbrochen, Zug evakuiert
Auf der Planai und am Galsterberg wurde am Montag der Skibetrieb eingestellt. Sowohl zwischen Schladming und Haus als auch zwischen Steeg-Gosau und Stainach-Irdning wurde der Zugverkehr wegen Unwetterschäden unterbrochen. „In Haus wurde ein Zug mit 90 Personen evakuiert“, so Schlüßlmayr. Die ÖBB haben bereits den Schienenersatzverkehr eingerichtet. Die Streckenunterbrechung zwischen Steeg-Gosau und Stainach-Irdning werde voraussichtlich bis Dienstagmittag andauern, heißt es seitens der ÖBB.
Das weitere Wetter
Verantwortlich für die angespannte Wetterlage ist laut Meteorologe Paul Rainer ein „recht kräftiges Tief“, das über Westeuropa hängt. Neben der stärksten Böe in Mariazell mit 101 km/h gab es auch in Fischbach (89 km/h), Bad Mitterndorf (87 km/h) und Deutschlandsberg (85 km/h) kräftigen Wind.Das Tief sollte von der Obersteiermark in Richtung Süden und Osten mit mitunter kräftigen Regenschauern durchziehen und damit dem Wind ein Ende setzen. „Es gibt eine deutliche Entspannung, wenn die Kaltfront durch ist“, sagt Rainer.
Am Dienstag dürfte es dann eher schwächere „nordföhnige Geschichten“ geben, im Süden steigen die Temperaturen wieder auf 18 Grad, im Enns- und im Murtal sind um die 13 Grad zu erwarten, in Bruck und Leoben eher 15 Grad. Die Woche geht weiter mit wechselhaftem Wetter, zu erwarten sind aber mehr sonnige Phasen und kaum Regenschauer. Zum Wochenende hin soll es wieder „sehr warm“ werden, sagt Rainer. Der Hochdruckeinfluss von Westen bringt milde Luftmassen und damit bis zu 26 Grad. „Also wird es fast sommerlich“, sagt Rainer.
Der März war wie schon auch der Februar „deutlich zu warm“, es dürfte einer der wärmsten März-Monate in der Messgeschichte gewesen sein, sagt Rainer mit Blick auf die vorläufigen Daten. Bereits am heutigen 1. April konnte in der Steiermark bei den Wetterstationen in Leibnitz-Wagna, Hartberg, Deutschlandsberg sowie in Graz-Straßgang als auch bei der Universität Graz ein Sommertag (Temperaturen über 25 Grad Celsius) gemessen werden.