Ein Hauch von Normalität
Royals
Ein Hauch von Normalität
Die Prinzessin von Wales am Samstag in London. J. TALLIS/AFP
Warum es so wichtig war, dass sich Prinzessin Kate wieder in der Öffentlichkeit gezeigt hat.
Das Timing hätte nicht besser sein können. Hatte es wenige Minuten zuvor noch in Strömen geregnet, riss die Wolkendecke kurz vor der Geburtstagsparade „Trooping the Colour“ zu Ehren des Monarchen auf. Die königliche Familie stand auf dem Balkon des Buckingham-Palastes Seite an Seite, niemand fehlte an diesem besonderen Tag: Sowohl das Staatsoberhaupt, König Charles III., als auch Prinzessin Catherine winkten am Samstagmittag der Menge zu.
Der britische Boulevard reagierte erwartbar euphorisch auf den überraschenden Auftritt der 42-Jährigen: „Es ist wunderschön, dich zu sehen“ titelte „The Daily Mail“. Die Sonntagszeitung „Sunday People“ schrieb: „Wir haben unsere Prinzessin wieder.“ Ihr Auftritt bei der Militärparade war der von vielen herbeigesehnte erste öffentliche Termin der 42-Jährigen seit ihrer Bauchoperation Anfang Januar und der anschließenden Krebsdiagnose, die – wie es hieß – mit einer vorbeugenden Chemotherapie behandelt wird.
Die Sorge um Kates Gesundheit spiegelte sich auch in Gesprächen wider, die am Samstag entlang der Prachtstraße geführt wurden. Alle wollten einen Blick auf sie erhaschen, als sie mit ihren Kindern George, Charlotte und Louis in einer Kutsche vorfuhr. Ist sie dünner geworden? Sieht sie blass aus? Aus der Ferne war sie nicht gut zu erkennen.
Ein paar Worte zur Chemo
Die Fernsehbilder der BBC zeigten eine sehr schlanke, aber auf den ersten Blick fitte Prinzessin. Sie habe „erstaunlich gut dafür ausgesehen“, dass sie mitten in der Chemotherapie stecke und „keine Anzeichen von Müdigkeit“ gezeigt, sagte Pauline Maclaran, Royal-Expertin an der Royal Holloway Universität in London, im Gespräch mit der FR. „Im Gegenteil, sie strahlte wie immer.“
Charles III., bei dem nach einer Prostataoperation im Januar ebenfalls Krebs diagnostiziert wurde, nimmt seit einigen Wochen wieder einzelne Termine wahr und nahm ebenfalls an der Parade teil. Anders als im Vorjahr saß der König jedoch nicht auf einem Pferd, sondern in einer Kutsche mit Königin Camilla. Seine bisherigen Fortschritte seien „sehr ermutigend“ und stimmten die Ärzte positiv, hieß es im April vonseiten des Palastes. Zum Auftritt des 75-Jährigen am Samstag sagte Maclaran, dass er etwas müde ausgesehen habe. Aber er erfülle seine Pflicht, obwohl er immer noch an Krebs leide. Das habe ihm in diesen Tagen viel Bewunderung eingebracht.
Pauline Maclaran zufolge könne die Relevanz des gemeinsamen Auftritts kaum überschätzt werden. „Weil sowohl Kate als auch der König bei der ‚Trooping the Colour‘-Zeremonie anwesend waren, wirkte es, als sei alles wieder normal“, betont sie. Die Widerstandsfähigkeit der Monarchie sei unterstrichen worden. „Sie wachsen über ihre Krankheit hinaus. Sie machen weiter“, so die Botschaft an die Öffentlichkeit. So interpretierte auch die den Royals zugewandte Zeitung „Daily Mail“ das Ereignis: „Die königliche Familie geht gemeinsam durch dick und dünn.“
Überhaupt feierte der Boulevard ihren Auftritt nach allen Regeln der Kunst, interpretierte Blickkontakte zwischen Prinz William und ihr als romantische Geste und lobte die 42-Jährige für ihren Umgang mit ihren Kindern und dafür, dass sie ihr Kleid, das sie bereits voriges Jahr getragen hatte, umnähen ließ und damit „recycelte“.
Die Menschen im Königreich schätzen Kate nicht nur als Mutter, sie bewundern ihre respektvolle Art und natürlich, dass sie sich in der Regel keine Fehltritte erlaubt und ihren königlichen Pflichten nachkommt. Außerdem verleihe sie der Monarchie durch ihre bürgerliche Herkunft eine realistischere Dimension, so Maclaran. „Vor allem aber repräsentiert sie als Ehefrau des künftigen Königs und Mutter des Thronfolgers die Zukunft der Monarchie.“
Die Prinzessin hatte am Freitag ein lang erwartetes Update zu ihrem Gesundheitszustand gegeben. Sie mache „gute Fortschritte“, aber es gebe „gute und schlechte Tage“, erklärte sie. Ihre Behandlung sei noch nicht abgeschlossen, sie hoffe aber, im Laufe des Sommers einige öffentliche Auftritte absolvieren zu können.