Geschäft mit EM-Fanartikeln Schwarz-rot-goldene Hasenohren für Deutschland

Eine Schaufensterpuppe mit großem Hut und verschiedene Artikel in den Nationalfarben Deutschlands

Fanartikel gehören zu Meisterschaften wie der Ball zum Spiel. Händler freuen sich auf hohe Umsätze, Kritiker beklagen das viele Plastik. Verbraucher sollten sich vor Lockangeboten in Acht nehmen.

Lucretia Gather

Von Lucretia Gather, SWR

Rosa Marotta hat gerade neue Auto-Fähnchen bekommen. Aus einem großen Karton räumt sie die frische Ware in ein Regal mit Fanartikeln, deren Anblick die Herzen von Fußballbegeisterten höher schlagen lassen dürfte: Hüte und Perücken in schwarz-rot-gold, Bikinis und Plastik-Armbänder, Rosenblätter für die Tischdeko, Bierdeckel oder Klapperhände in den Nationalfarben.

"Wir haben sogar Hasenohren in schwarz-rot-gold", sagt Marotta und schmunzelt. Sie ist Filialleiterin des Geschenkeladens Wicky in der Mainzer Innenstadt. "Die Leute kaufen sowas." Am besten aber gingen - wie immer bei Fußballgroßereignissen - Fahnen. Vor allem die deutsche. Aber auch die italienische, kroatische oder türkische Flagge seien sehr gefragt.

Doppelter Umsatz bei der WM 2014

Die Zentrale von Wicky hat ihren Sitz in Drensteinfurt in der Nähe von Münster. Inhaber Siegfried Kurzhals betreibt neun Filialen in ganz Deutschland. In der Geschichte seines Unternehmens hat er schon einige Welt- und Europameisterschaften erlebt und weiß, wie sehr solche Ereignisse das Geschäft ankurbeln: "Die WM 2014 war bombastisch", erinnert sich Kurzhals. "Die Nachfrage nach Fanartikeln wurden im Laufe des Turniers immer größer."

Sein Unternehmen habe damals, im Fußballsommer 2014, den Umsatz verdoppelt. Deswegen hat Kurzhals auch in diesem Frühjahr das Sortiment umgestellt und setzt wieder ganz auf die Fußballbegeisterung.

Geschäft hängt vom Erfolg im Turnier ab

Der Handelsverband Deutschland (HDE) schätzt die zusätzlichen Umsätze im Einzelhandel auf 3,8 Milliarde Euro. "Im Einzelhandel sorgen große Sportereignisse immer wieder für Umsatzimpulse", sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Eine Umfrage im Auftrag des Verbands habe ergeben, dass vor allem Lebensmittel und Fanartikel gefragt seien. Mehr als 31 Prozent der Befragten wolle Schals, Fahnen oder Dekoartikel kaufen. Ein Drittel der Befragten plane, zur Fußball-EM bis zu 200 Euro mehr für Einkäufe auszugeben.

Doch "die Entwicklung der Umsätze im Einzelhandel hängt auch vom Turnierverlauf ab", sagt Genth. "Wenn die deutsche Nationalmannschaft ein neues Sommermärchen erspielt und weit kommt, könnte das die Konsumstimmung spürbar steigern."

Blick auf einen Laden mit diversen Waren in den Nationalfarben Deutschlands

Der Wicky-Laden in Mainz verkauft eine Menge Fanartikel - vor allem Fahnen sind gefragt.

Verbraucherzentrale warnt vor Fakeshops

Nicht nur im lokalen Handel, auch im Netz boomt der Verkauf von Fanartikeln zur Europameisterschaft. Hier sei Vorsicht geboten, warnt die Verbraucherzentrale: Hinter auffallend günstigen Angeboten, etwa bei Trikots, steckten oft Fake-Shops. Das Original-Trikot der deutschen Nationalmannschaft koste im DFB-Fanshop 100 Euro, mit aufgedrucktem Spielernamen und Rückennummer 122 Euro.

"Offizielle Trikots der deutschen Nationalmannschaft zu weniger als dem halben Preis, alles sofort verfügbar und kostenloser weltweiter Versand: Angebote, die zu gut klingen, um wahr zu sein", schreibt die Verbraucherzentrale in einer Mitteilung. Kunden müssten damit rechnen, dass diese Ware nie ankommt - und das Geld weg ist.

Gefälschte Trikots - Vorsicht beim Kauf

Internet-Shops böten auch gefälschte Trikots an, oft versehen mit dem Zusatz "Thai-Qualität". Dies weise auf "Billig-Produkte" hin, so die Verbraucherzentrale.

Zwar sehe das deutsche Recht beim Kauf gefälschter Produkte keine Strafen vor. Würden diese aber aus dem Ausland geliefert, könnte die Markenfälschung vom Zoll beschlagnahmt werden. Dann könnten weitere Kosten entstehen, wie etwa Einfuhrumsatzsteuern. Nicht zuletzt seien diese Produkte meist von "schlechter Qualität und könnten im schlimmsten Fall schadstoffbelastet sein".

Wie Großereignisse zum Konsum verleiten

Erik Maier hat den Lehrstuhl für Marketing und Handel an der Leipzig Graduate School of Management inne und beschäftigt sich in seiner Forschung auch mit der Frage, warum Menschen Kaufentscheidungen treffen. Eine Europameisterschaft im eigenen Land verlocke Kunden aus verschiedenen Gründen dazu, Fanartikel oder offizielle Merchandise-Produkte zu kaufen.

"Einen großen Effekt hat die gesteigerte Aufmerksamkeit für das Event", erläutert der Wissenschaftler. Damit verbinde sich auch mehr Aufmerksamkeit für bestimmte Konsumbedürfnisse. Das beziehe sich auch auf Produkte, die nur indirekt mit dem Thema Fußball verbunden sind: "Wenn Sie zusammen mit Freunden EM schauen, dann haben sie möglicherweise das Bedürfnis, mehr Bier, mehr Chips oder mehr Grillgut zu konsumieren."

Außerdem gebe es vor und während einer Europameisterschaft deutlich mehr Ware, die mit dem Thema Fußball verknüpft werde, etwa durch so genanntes "Co-Branding". Wer durch den Supermarkt geht, wird Getränke oder Süßigkeiten entdecken, die mit dem FIFA- oder dem DFB-Logo versehen sind. "Und nicht zuletzt wird während einer EM insgesamt viel mehr Werbung gemacht als sonst, auch das hat einen Effekt auf den Konsum", sagt Maier.

Wie viel landet auf dem Müll?

Das Geschäft mit dem Fußballfieber sehen Umweltverbände kritisch. Rolf Buschmann, Abfallexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, macht darauf aufmerksam, dass - anders als teure Trikots - die meisten billigen Fanartikel eine sehr kurze Lebensdauer haben: "Solche eventbezogenen Produkte wie Fähnchen oder Halsketten werden meist schnell wieder weggeworfen", sagt Buschmann. Er bezweifle, "dass sie immer in einem Mülleimer landen oder sogar ins Recycling-System gelangen".

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) macht auf die Produktionsbedingungen von Trikots, T-Shirts oder Fußbällen aufmerksam und mahnt, diese Artikel würden meist nicht im Nicht-EU-Ausland produziert, vor allem in Asien. Umwelt- und Sozialstandards würden dort häufig nicht eingehalten.

"Wenn beispielsweise Fan-Trikots mit besonders schädlichem Kohlestrom in Asien und dazu noch aus fossil basiertem Neuplastik hergestellt werden, dann verhagelt das die Klimabilanz und verträgt sich nicht mit dem Anspruch an die nachhaltigste Europameisterschaft aller Zeiten", sagt die Bundesgeschäftsführerin der DUH, Barbara Metz.

Rosa Marotta in Wickys Geschenkeladen in der Mainzer Innenstadt freut sich auf die kommenden vier Wochen und auf viele fußballverrückte Kunden. Sie selbst hat sich auch schon mit Fahnen und Fanartikeln eingedeckt. Bei ihr zuhause werden während der Europameisterschaft zwei Fahnen wehen: die deutsche und die italienische.

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