Alex Jones: Richter zwingt Verschwörungstheoretiker zum Verkauf seiner Vermögenswerte
Verschwörungstheoretiker Alex Jones verbreitete infame Lügen über das Schulmassaker von Sandy Hook. Angehörigen der Opfer schuldet er deshalb 1,5 Milliarden Dollar Schadensersatz. Nun gibt es Hoffnung, dass sie tatsächlich Geld bekommen.
Alex Jones: Richter zwingt Verschwörungstheoretiker zum Verkauf seiner Vermögenswerte
Der rechte US-Verschwörungstheoretiker Alex Jones muss angesichts von Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe sein persönliches Vermögen liquidieren und unter anderem eine Ranch im Wert von rund 2,8 Millionen Dollar (2,6 Millionen Euro) verkaufen. Der Erlös aus dem Verkauf soll unter den Angehörigen der Opfer des Sandy-Hook-Massakers aufgeteilt werden, denen Jones 1,5 Milliarden Dollar (mehr als 1,4 Milliarden Euro) Schadensersatz schuldet. Das entschied ein texanisches Insolvenzgericht am Freitag, wie US-Medien übereinstimmend berichten.
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Alex Jones ist Gründer des rechten Onlineportals »Infowars« und gilt als Amerikas oberster Verschwörungstheoretiker. Der 50-Jährige behauptet etwa, dass sich angebliche globale Eliten gegen die USA verbündet haben und dass gleichgeschlechtliche Ehen eine Verschwörung eines globalen Geheimbundes sind. Und er ist – wenig überraschend – ein lautstarker Unterstützer des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.
Im Jahr 2022 wurde Jones in mehreren Prozessen wegen Falschbehauptungen zum Blutbad an der Sandy-Hook-Grundschule zu Schadensersatz in Höhe von insgesamt knapp 1,5 Milliarden Dollar verurteilt worden. Das Geld schuldet er unter anderem mehreren Eltern, deren Kinder bei dem Massaker getötet worden sind. Jones hatte über Jahre behauptet, das Schulmassaker habe gar nicht stattgefunden. Es sei vielmehr vorgetäuscht worden, um eine Verschärfung des Waffenrechts durchzusetzen. Trauernde Eltern seien nur Schauspieler. Dagegen hatten die Angehörigen geklagt.
Als die Fälle 2022 vor Gericht verhandelt wurden, meldete die Firma von Jones Konkurs an und er kurz darauf Privatinsolvenz.
Jones verdient sein Geld hauptsächlich mit dem Verkauf von dubiosen Nahrungsergänzungsmitteln über seine Website »Infowars«. Laut »New York Times« wird in den Gerichtsunterlagen der Wert seines persönlichen Vermögens auf weniger als fünf Milliarden Dollar geschätzt. Für jeden der Kläger, der Anspruch auf Schadensersatz hat, blieben so weniger als 250.000 Dollar – und dabei seien noch nicht die erheblichen Rechts- und Verwaltungskosten eingerechnet, rechnet die Zeitung vor.
Das Onlineportal »Infowars« darf Jones weiterbetreiben – sehr zum Ärger einiger Angehöriger der Sandy-Hook-Opfer. Sie hatten angekündigt, sich auch mit einer niedrigeren Schadenersatzsumme einverstanden zu erklären, sollte er die Seite schließen. Bei dieser Frage seien die Familien aber tief gespalten, schreibt die »New York Times«. Manche möchten Jones lieber finanziell abstrafen. Damit ist ein Dilemma entstanden: Denn um das Geld aufzubringen, muss Jones es erst verdienen.
Ob und wann die Angehörigen nun von ihm ausgezahlt werden, ist aber weiterhin ungewiss, denn Alex Jones hat in den Verfahren Berufung eingelegt. Die »Washington Post« berichtete außerdem, Jones habe vor den Gerichtsverfahren Millionensummen an andere Firmen überwiesen, die Familie und Freunden gehören.
Erst in dieser Woche war die Tragödie von Sandy Hook in den USA wieder sehr präsent. Am Mittwoch nahmen Dutzende Schülerinnen und Schüler, die das Massaker vor zwölf Jahren überlebt und teils bis heute mit schweren Traumata zu kämpfen haben, an der Abschlussfeier ihres Jahrgangs teil.