Russland: Vize-Generalstabschef offenbar wegen Korruptionsverdachts festgenommen
Innerhalb weniger Wochen wurden in Russland mehrere hochrangige Militärs festgenommen. Nun muss der stellvertretende Generalstabschef der russischen Armee in Untersuchungshaft. Ihm wird offenbar Bestechung vorgeworfen.
Zum wiederholten Male seit Ende April ist in Russland ein hochrangiger Vertreter aus dem Verteidigungsbereich wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen worden. Staatliche Nachrichtenagenturen berichteten, dass der stellvertretende Generalstabschef der Armee, Wadim Schamarin, auf Anordnung des Militärgerichts zunächst für zwei Monate in Haft bleiben müsse. Dem bisher für Kommunikation zuständigen Vize-Generalstabschef wird demnach die Annahme von Bestechungswerten in großem Umfang zur Last gelegt. Darauf stehen in Russland bis zu 15 Jahre Haft.
DER SPIEGEL fasst die wichtigsten News des Tages für Sie zusammen: Was heute wirklich wichtig war - und was es bedeutet. Ihr tägliches Newsletter-Update um 18 Uhr. Jetzt kostenfrei abonnieren.
Der Kreml teilte mit, die gehäuften Festnahmen hochrangiger Armeeangehöriger im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen seien kein Zeichen für eine Säuberungsaktion im Militär. »Der Kampf gegen Korruption ist eine anhaltende Arbeit, keine Kampagne«, sagte Regierungssprecher Dmitrij Peskow. »Das ist Teil der Arbeit unserer Sicherheitskräfte.«
Russische Militärblogger begrüßten die Festnahme Schamarins. Korruption führe letztlich auch zu militärischen Rückschlägen, schrieben einige. »Korruption im Militär und bei Geheimdiensten ist Staatsverrat«, schrieb die Bloggerin Anastasia Kaschewarowa im Onlinedienst Telegram.
In den vergangenen Wochen waren bereits der stellvertretende Verteidigungsminister Timur Iwanow und der im Verteidigungsministerium für Personal zuständige General Jurij Kusnezow ebenfalls wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen worden.
Am Dienstag war zudem die Festnahme des russischen Generals Iwan Popow gemeldet worden, der früher Befehlshaber eines in der Südukraine stationierten Großverbands der russischen Streitkräfte war. Ihm wird Betrug zur Last gelegt. Popow war von seinem Posten in der Ukraine entbunden worden, nachdem er die Schwierigkeiten der russischen Armee an der Front öffentlich gemacht hatte.
Am 12. Mai war der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu nach mehr als zehn Jahren im Amt überraschend entlassen und zum Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates ernannt worden. Zu seinem Nachfolger wurde der Ökonom Andrej Beloussow bestimmt.
Korruption in den höchsten Rängen der russischen Armee war auch ein wiederkehrender Vorwurf des ehemaligen Chefs der paramilitärischen Wagner-Gruppe, Jewgenij Prigoschin. Dieser war im vergangenen Jahr zwei Monate nach einem gescheiterten Aufstand gegen die Militärführung bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.