Glasfaser-„Terror“ von Telekom: Die Klingel in Berlin-Mitte steht nicht still

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Sie werden oft als Klinkenputzer bezeichnet, wollen am Ende aber nur eines: Geschäfte an der Haustür abschließen – aktuell vor allem bei Glasfaser.

Es klingelt an der Haustür in Berlin-Mitte. Wer das wohl sein mag, mittags unter der Woche? Die Frage stellt sich eigentlich nicht mehr, denn nach den vergangenen vier Wochen ist klar: Haustürverkäufer machen erneut „Terror“, wie uns eine betroffene Leserin erzählt. Was sie anbieten: Glasfaser-Internet-Verträge.

Ein Namensschild in pinker Farbe soll auf Europas größtes Tele­kommunikations­unternehmen hinweisen: die Deutsche Telekom. Jedes Mal ist es ein anderer Mann, der unbedingt in die Wohnung eintreten und einen Internetvertrag abschließen will. Schafft man es, ihn schnell vor der Tür abzuwimmeln, heißt es dreist: „Ich komme wieder.“ Was hat es mit der Glasfaser-Plage auf sich?

Vor etwa vier Monaten hatte die Telekom in einem Mietshaus in Moabit, wo unsere Gesprächspartnerin wohnt, Glasfaser installiert. Nicht selten hängen nach einem solchen Ausbau Plakate an der Straße, die für einen neuen Internetvertrag werben. Auch die berühmten Haustürwerber gehen im Anschluss durch die Wohngegend und versuchen, Verträge zu verkaufen. Auf das „neueste“ Angebot der Vertreter, die mittlerweile bis zu viermal am Tag hier im Mietshaus Sturm klingeln, will sich die Frau dennoch nicht einlassen. Der Grund: Der neue Tarif wäre für sie zwar im ersten Jahr günstiger als ihr bestehender DSL-Vertrag. Auf die Jahre gerechnet würde sie damit aber auf einen Monatspreis von 70 Euro kommen – zehn Euro mehr als jetzt.

Das wollen die Vertreter nicht hören. Sie werben nicht nur mit schnellerem Surfen, sondern auch mit günstigeren Gebühren. Dabei trifft das in den meisten Fällen nur für die ersten Vertragsmonate zu. Beispielsweise kostet der Glasfaser-Tarif MagentaZuhause L mit 100 Megabit (Mbit) pro Sekunde monatlich 19,95 Euro. Ab dem siebten Monat aber erhöht sich der Monatspreis für Neukunden schon auf 47,95 Euro.

Verbraucherberater empfehlen schon jetzt den Umstieg auf Glasfaser als zukunftsfähiges Internet, obwohl der Preis im Monat nach Abzügen der Rabatte bei rund 50 Euro liegt. Warum? Glasfaser bietet wesentlich höhere Geschwindigkeiten und größere Bandbreiten als andere Internet-Optionen wie DSL oder Kabel, wie das Vergleichsportal Verivox zusammenfasst. Glasfaser sei im Vergleich zu DSL und Kabel zuverlässiger, da es weniger anfällig für Störungen und Leistungseinbußen über große Entfernungen sei. Außerdem unterstützte es gleichzeitig hohe Upload- und Download-Geschwindigkeiten, was für Anwendungen wie Videokonferenzen und Cloud-Dienste vorteilhaft sei.

Das schreit förmlich nach Fortschritt – und den es auch braucht, sagt die Sprecherin der Verbraucherzentrale Brandenburg, Annalena Marx, die gleichzeitig für die Verbraucherzentrale Berlin spricht, auf Anfrage. Dennoch: Laut Statista ist die Verbreitung von Glasfaseranschlüssen in Deutschland weiterhin relativ niedrig. Im Juni 2023 betrug der Anteil der Glasfaseranschlüsse an allen Breitbandanschlüssen rund zehn Prozent, das entspricht Platz 36 des OECD-Länderrankings.

Zum Vergleich: Im Mai 2024 gab es laut einer aktuellen Studie des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) deutschlandweit 18,9 Millionen mit Glasfaser versorgbare, versorgte und aktivierte Haushalte; also Haushalte, bei denen ein Glasfaseranschluss noch in Planung ist, bereits im Haus installiert ist oder schon vertraglich von den Bewohnern genutzt wird. „Dies entspricht rund 41 Prozent der Haushalte in Deutschland“, sagt die Leiterin für Strategie und Kommunikation beim Verband, Maria Schlechter, auf Anfrage der Berliner Zeitung. „Es bleibt also noch einiges zu tun“, denn im internationalen Vergleich beim Glasfaserausbau liege Deutschland deutlich zurück.

glasfaser-„terror“ von telekom: die klingel in berlin-mitte steht nicht still

Die Zukunft des Internets: Glasfaserkabel auf einer Baustelle – wie ist die Verbreitung der Anschlüsse in Deutschland?

Die VATM-Studie verrät auch, wie viele sich – wie die verärgerte Frau in Moabit – gegen einen Glasfaser-Internet-Vertrag entscheiden, obwohl der Anschluss im Haus bereits vorhanden ist: insgesamt 8,1 Millionen Haushalte. Interessant ist auch: Lediglich 29,6 Prozent werden dabei von der Telekom gestellt. Der Rest von anderen Wettbewerbern.

Viele Haushalte seien zwar mit ihren bisherigen Anschlüssen ohne Glasfaser zufrieden – die Erfahrung zeige aber, dass mit den Jahren immer größere Brandbreiten nötig seien, erklärt Marx von der Verbraucherzentrale in Brandenburg. „Selbst der Aufruf normaler Webseiten braucht inzwischen deutlich höhere Bandbreiten als vor einigen Jahren“, sagt sie. Hinzu kämen Videotelefonie, Streamen oder die Arbeit im Homeoffice. Ein Glasfaseranschluss rüste die Nutzer also vor allem für die zukünftig benötigte schnelle Internetverbindung.

Braucht der Endverbraucher aber tatsächlich Internetleitungen mit 1000 Mbit? Immerhin sagt der Referent für Telekommunikation bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, Michael Gundall, beim rbb24 Inforadio etwas anderes. Zum Beispiel hat die Zentrale in Rheinland-Pfalz einen Glasfaseranschluss mit „nur“ 500 Mbit. „Da greifen über 100 Mitarbeiter drauf zu und der ist lange nicht am Ende der Fahnenstange“, sagt er. Für ein Paar, das nicht von zu Hause aus im Internet arbeite, würden 50 bis 100 Mbit reichen. Bei einer Familie mit zwei, drei Kindern und Homeoffice wären 200 bis 300 Mbit ausreichend.

In einem sind sich die Verbraucherberater auf jeden Fall einig: Abschließen sollte man die Verträge nicht über Vertreter an der Haustür. Dennoch sollte man dort, wo noch kein Glasfasernetz liegt, auf Aushänge oder Klinkenputzer achten, rät Gundall. Denn auch wenn noch keine Leitung liegt, kann und sollte man schon einen Vertrag abschließen. Der jeweilige Anbieter baue nämlich ein Gebiet oft erst dann aus, wenn beispielsweise 30 Prozent aller Haushalte Vorverträge unterschrieben hätten. „Von daher sollte man gleich zu Anfang einen Vertrag abschließen, damit auch diese Quote zusammenkommt“, sagt er.

Zudem könnten neben Eigentümern auch Mieter einen Glasfaseranschluss bestellen. Hierfür werde aber die Zustimmung des Vermieters benötigt. Der Referent erklärt, dass man dem Vermieter die Vorteile eines Glasfaseranschlusses leicht verdeutlichen könne: Der Anschluss steigere den Wert einer Immobilie erheblich.

So schmackhaft die Glasfaser-Option aber sei: Immer wieder berichteten Verbraucher der Zentrale in Brandenburg, sie seien an der Haustür unter Druck gesetzt worden. „Auch unsere Erfahrung in der Rechtsberatung zeigt, dass sie in dieser Situation Verträge zum eigenen Nachteil abschließen“, sagt Annalena Marx. Immerhin arbeiten die Vertriebsmitarbeiter auf Provisionsbasis.

Wie verteidigt Telekom die Haustürgeschäfte aber? Der Direktvertrieb, auch Door2Door genannt, sei ein wichtiger Kanal, der Kunden eine umfassende Beratung und einen Service bei sich zu Hause biete und daher sehr geschätzt werde, sagt der Telekom-Sprecher Georg von Wagner auf Anfrage. „Die Telekom macht das in Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern und nach ganz klaren Regeln.“ Ein Glasfaseranschluss komme nicht von allein ins Haus, und Verbraucher, Immobilienbesitzer und Mieter hätten berechtigte Fragen und Anliegen dazu. „Schließlich geschieht da Wichtiges unmittelbar vor der eigenen Haustür“, betont er.

Im Vorfeld werden laut von Wagner die örtliche Polizei und die Kommune über den Einsatz der Kundenberater informiert. Zudem dürften die Direktvermarkter die Wohnungen nur betreten, wenn sie dazu aktiv aufgefordert werden. „Dass Mitarbeiter sich aggressiv verhalten oder Druck ausüben, tolerieren wir gar nicht, das ist ein No-Go“, bekräftigt von Wagner. Beschwerden nehme die Telekom sehr ernst. Bei konkreten Fällen könne man sich direkt per Mail an [email protected] wenden und Adresse und Datum nennen. „Es wird dann sofort Kontakt aufgenommen, mit dem verantwortlichen Mitarbeitenden gesprochen und konsequent nachgesteuert“, sagt er. Die Maßnahmen würden von Nachschulungen bis hin zu personalrechtlichen Konsequenzen reichen. Im schlimmsten Fall bis zur Entlassung.

Laut Marx von der Verbraucherzentrale Brandenburg aber ist es bei Haustürgeschäften meist so, dass sich Verbraucher überrascht und überrumpelt fühlen und sich im Vorfeld kaum zu alternativen Möglichkeiten informieren konnten. „Solche unabhängigen Informationen sind aber wichtig, beispielsweise um zu wissen, welche Vertragsart für den eigenen Bedarf passend oder welche Bandbreite nötig ist“, sagt sie.

Wichtig zu wissen ist zum Schluss: Wer von DSL auf Glasfaser umsteigt, sollte nicht selbst kündigen, sondern das den neuen Anbieter erledigen lassen. Dieser ist dann dafür verantwortlich, dass keine Versorgungslücke entsteht. Und wer doch an der Haustür unterschrieben hat, weil die Vertreter wie derzeit in Moabit so dreist sind, der kann den Vertrag grundsätzlich binnen 14 Tagen widerrufen. Ansonsten ist Durchhalten angesagt, denn so oder so ist bei der Dreistigkeit sicher: Sie kommen wieder.

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