Witze über Katar und China? Magenta und Telekom schaffen es nicht, das Türkei-Spiel zu zeigen
Kein Anschluss unter dieser Nummer: Das Spiel Türkei gegen Österreich konnte man bei Magenta nur schwer empfangen.
Es ist eigentlich ohnehin schon eine Frechheit, dass einige Spiele der Europameisterschaft 2024 nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen sind. In Polen beispielsweise ist dies nicht der Fall. Haben die Polen einen besseren Deal mit der Fifa abgeschlossen oder wurde Deutschland einfach über den Tisch gezogen? Man kommt ins Grübeln. Die Telekom-Tochter Magenta TV jedenfalls sicherte sich einen attraktiven Deal für die EM. Unter anderem war das Achtelfinalspiel Österreich gegen Türkei nur auf dem Online-Sender zu sehen.
Kurzentschlossene, die sich das Spiel unbedingt ansehen und ein Abo abschließen wollten, erlebten den Horror der deutschen Rückschrittlichkeit. Es hat ewig gedauert, um den Bestellprozess durchzuführen. Gefühlt tausende Fenster mussten Neukunden ausfüllen und durchscrollen, bis der Bestellprozess beendet werden konnte.
Wer geduldig genug war und den komplizierten Ritt durch die Ausfüllkästchen überstanden und seine Kontonummer eingegeben bzw. Bezahlmethoden ausgewählt hatte, konnte sich trotzdem immer noch nicht dem Ziel nahe wähnen. Denn am Ende landeten Neukunden in einer Warteschleife, die wie eine Art Nirvana wirkte. Zehntausende Kunden erreichten das Nirgendwo und mussten frustriert auf ein Weiterkommen warten, während das spannende Spiel Österreich gegen die Türkei immer dramatischere Wendungen nahm. Zum Teil waren 50.000 Menschen in der Wartschlange gefangen.
Magenta TV muss wohl in einen Panikmodus verfallen sein. Denn schnell hieß es auf den Onlineseiten der Bild-Zeitung, dass der Streaming-Dienst-Anbieter die Übertragung des Spiels kostenlos auf YouTube anbieten würde. Wahrscheinlich, um den Zorn der Kunden zu mildern.
Schön und gut. Aber was sagt das über den Industriestandort Deutschland aus? Während besserwisserische Kommentatoren in Deutschland sich über böse chinesische und katarische Bandenwerbung lustig machen, bekommt eines der größten Digitalunternehmen in diesem Land die Liveübertragung eines Fußballspiels nicht hin. Das erinnert verdammt hart an die Deutsche Bahn. Etwa 30 Prozent der Telekom gehört staatlichen Strukturen. Das sagt viel aus über die Innovationskraft des Standorts Deutschland. Wird die Geschäftsführung von Magenta TV Konsequenzen ziehen? Oder der Telekom? Wohl kaum. In Deutschland richtet man sich eher gemütlich in der Unterdurchschnittlichkeit ein oder arbeitet sich an ausländischen Konkurrenten ab, anstatt profunde Selbstkritik zu betreiben, die das Land weiterbringt. Tut weniger weh.
PS: Für alle, die es nicht geschafft haben, aus der Wartschleife bei Magenta TV herauszufinden: Das Spiel Österreich gegen die Türkei konnten die Türken mit 1:2 für sich entscheiden.
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