EM: Türkei-Torschütze Demiral zeigt rechtsextremen Wolfsgruß
Was für ein Abend für die Türkei! Mit 2:1 (1:0) gewann das Team überraschend sein Achtelfinale bei der EM 2024 gegen die als Geheimfavorit geltenden Österreicher. Umjubelter Mann des rauschenden Türkei-Abends war Merih Demiral vom saudi-arabischen Klub Al-Ahli. Der 26-Jährige traf in Leipzig schon nach 57 Sekunden und lieferte damit das schnellste Tor in der K.o.-Runde einer Fußball-Europameisterschaft. In der 59. Minute legte er dann den Treffer zum 2:0 nach, der Anschlusstreffer von Michael Gregoritsch (66.) kam für Österreich zu spät.
Doch der gefeierte Doppeltorschütze Demiral sorgte auch aus einem unschönen Grund für Aufsehen. Als er nach seinem zweiten Treffer zum Jubel abdrehte und sich den zahlreichen Fans zuwandte, reckte er seine beiden Arme in die Höhe und formte mit den Fingern den sogenannten Wolfsgruß. Dieses Handzeichen gilt als Symbol der „Grauen Wölfe“.
Merih Demiral zeigt nach seinem Treffer zum 2:0 für die Türkei den umstrittenen Wolfsgruß. © dpa | Hendrik Schmidt|Merih Demiral zeigt nach seinem Treffer zum 2:0 für die Türkei den umstrittenen Wolfsgruß. © dpa | Hendrik Schmidt
So werden die Anhänger der rechtsextremistischen „Ülkücü-Bewegung“ genannt, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan.
„Graue Wölfe“ vom Verfassungsschutz beobachtet
Zentrale Merkmale der türkisch-rechtsextremistischen „Ülkücü“-Bewegung sind nach Einschätzung der deutschen Sicherheitsbehörden ein ethnischer Nationalismus, der die türkische Nation überhöht und andere Volksgruppen und politischen Gegner abwertet. „Aufgrund dieses extremen nationalistischen Gedankenguts bestehen tatsächliche Anhaltspunkte für den Verdacht, dass es sich bei der Ülkücü-Bewegung um eine Gruppierung handelt, die sich gegen den Gedanken der Völkerverständigung beziehungsweise gegen das friedliche Zusammenleben der Völker richtet“, heißt es vom Verfassungsschutz NRW.
Demirals Jubel könnte noch Folgen haben. Da es sich um eine politische Geste handelt, ist es möglich, dass die Europäische Fußball-Union mit dem Fall – der durch zahlreiche Fotos sehr gut dokumentiert ist – beschäftigt. Schon einmal hat die Uefa bei dieser EM wegen eines politischen Statments eingegriffen und den albanischen Stürmer Mirlind Daku für zwei EM-Partien gesperrt.
Uefa sperrte Albaner nach nationalistischen Gesängen
Der 26-Jährige hatte nach dem 2:2 im Vorrundenspiel gegen Kroatien in Hamburg am 9. Juni mit den Fans offenbar nationalistische Gesänge angestimmt. Laut Uefa habe er mit seinem Fehlverhalten „den Fußball in Verruf“ gebracht, Daku habe den Sport benutzt, um Botschaften nicht-sportlicher Natur zu vermitteln. Nach der Partie war zu sehen gewesen, wie Daku mit einem Megafon vor den albanischen Fans stand und entsprechende Lieder sang.
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Der albanische Verband musste zudem eine Geldstrafe in Höhe von 25.000 Euro zahlen, „weil er provokative Botschaften verbreitet hat, die nicht zu einer Sportveranstaltung passen“, teilte die Uefa mit.
Sollte die Uefa im Fall von Merih Demiral ähnlich urteilen, würde er mindestens das Viertelfinale am Samstag gegen die Niederlande in Berlin verpassen. Der große Abend hätte für die Türkei dann noch ein Nachspiel.
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