Bewohner von Tessiner Val Bavona reagierten nur halbherzig auf Unwetter-Warnung: «Wir leben mit ständigen Alarmen»

Bei Ernstfällen informieren die Behörden die Bevölkerung mit einer App oder Sirenen. Bei den verheerenden Umweltkatastrophen in den letzten Wochen gingen diese los – doch nicht alle waren sich der Gefahr bewusst, wie ein Besuch vor Ort zeigt.

bewohner von tessiner val bavona reagierten nur halbherzig auf unwetter-warnung: «wir leben mit ständigen alarmen»

«Wir leben mit ständigen Alarmen»

Die Sirenen heulten, die Alertswiss-App poppte im Maggiatal auf. Doch die Bewohnerinnen und Bewohner waren sich trotz behördlicher Warnung nicht bewusst, wie lebensbedrohlich die Lage tatsächlich werden würde. Die heftigen Gewitter, die in der Nacht auf Sonntag im Tessin niedergingen, brachten in wenigen Stunden 200 Millimeter Wasser.

Eine unglaubliche Zerstörung brach mit dem Wetter über das Tal herein, welche Leben kostete.

Zu den Todesopfern der Unwetter am Wochenende zählen drei deutsche Touristinnen, die ausserhalb ihres verschütteten Rusticos im Val Bavona gefunden wurden. Was die Alarmierung der Behörden bedeutet, sollen sie nicht gewusst haben, sagte der Verantwortliche des Tessiner Notfallstabs, Antonio Ciocco, zu den Medien.

Anders ging es Dusca Schindler (48) aus Cevio, sie hörte die Sirenen. Das erzählt sie Blick in Val Bavona, als sie über Geröll klettert und sich nach dem Zustand ihres Ferienhauses umsieht. Auch die Meteowarnung hat sie auf ihrem Smartphone erhalten, dennoch hat sie die Dramatik der Lage nicht erkannt. Die App Alertswiss legte Personen in Flussnähe nahe, ihre Häuser zu evakuieren und sich in höhere Lagen zu begeben.

«Wir leben ständig mit solchen Alarmen», erzählt Schindler. Gerade in den letzten Monaten habe es immer wieder solche gegeben. Man sei es gewohnt, mit der Natur und dem Wasser zu leben. «Nie hätten wir gedacht, dass auf diesen einen Alarm eine solche Zerstörung folgt.» Es sei nicht so gewesen, dass die Bewohner gar nicht reagiert hätten, er zählt sie. Viele Leute seien einfach ruhig in den Häusern geblieben.

Kommt bald ein neues Warnsystem?

Die Schweiz setzt derzeit auf einen Mix aus Sirenen, Radio, Fernsehen und der Warnapp. Die behördliche Information via Handy beschränkt sich hierzulande bisher auf die freiwillige Alertswiss-App. Diese wird allerdings nur 2,2 Millionen Personen genutzt – das ist nur rund ein Viertel der heute knapp 9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz.

Die verheerenden Unwetterereignisse in den letzten Wochen haben nun erneut eine Debatte über öffentliche Warnsysteme ausgelöst. So wird das Thema Cell Broadcast aktuell. Dieses System kann Textnachrichten von einem Mobilfunkmast aus an alle Mobiltelefone senden, die sich in dessen Zelle befinden. Ausländische Behörden setzen dies bereits bei Notlagen wie etwa Naturkatastrophen oder Amokläufen ein, um die Bevölkerung zu schützen.

In der Schweiz fehlt ein solches System bisher, doch das könnte sich bald ändern, wie der «Tagesanzeiger» berichtete. Der Vorteil: Es würde etwa Touristen warnen, die nicht die Warnapp installiert haben.

System ist nicht günstig zu haben

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs) hat Cell Broadcast vor zehn Jahren getestet. Es kam damals zur Einschätzung, dass die Technik in der Schweiz nicht eingeführt werden sollte. Denn auf den meisten Handys war der Empfang von Cell Broadcast noch nicht möglich. Das hat sich inzwischen geändert – und das Parlament hat einen Vorstoss von FDP-Nationalrätin Maja Riniker (46) gutgeheissen, welches die Einführung fordert, um Leben zu retten.

Das entsprechende Bundesamt arbeitet seit letzten Jahr an einer Strategie für die Weiterentwicklung der Information, Warnung und Alarmierung der Bevölkerung, teilt ein Sprecher gegenüber Blick mit. Diese soll noch diesen Sommer dem Bundesrat vorgelegt werden. Die Einführung von Cell Broadcast ist Teil dieser Strategie.

«Aus der Sicht des Babs würde Cell Broadcast eine weitere Verbesserung der Warnung und Alarmierung der Bevölkerung darstellen», teilt ein Sprecher weiter mit. Die Einführung des neuen Systems kostet voraussichtlich 12 Millionen Franken, dazu kämen jährlichen Betriebskosten von rund 5,5 Millionen Franken obendrauf.

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