Georgien im EM-Achtelfinale: Ein Team fürs Geschichtsbuch

georgien im em-achtelfinale: ein team fürs geschichtsbuch

Schon die Qualifikation für das Turnier in Deutschland galt als Sensation, nun steht Georgien im Achtelfinale.

Bei der ersten EM-Teilnahme qualifizieren sich Georgien und Trainer Willy Sagnol sofort fürs Achtelfinale. Das mag eine emotionale Sensation sein, eine fußballerische nicht unbedingt – das Team hat mindestens zwei herausragende Akteure.

Ein Team fürs Geschichtsbuch

Übernächsten Mittwoch bestreitet der Bundesligist VfL Bochum ein Saisonvorbereitungsspiel beim Fünftligisten SSVg Velbert. In einer Pressemitteilung haben die Bochumer vor ein paar Tagen geschrieben: „Für den Fall, dass die Nationalmannschaft von Georgien, die derzeit ihr EM-Quartier in Velbert bezogen hat, bei der Europameisterschaft das Finale erreichen sollte, würde die Partie im benachbarten Ratingen ausgetragen werden.“

Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder haben die Bochumer Humor – oder sie haben (eine) Ahnung. Beim VfL, kommende Saison im vierten Jahr nacheinander Erstligist, kennen sie sich mit der Rolle des unterschätzten Fußballzwergs jedenfalls ein wenig aus.

In Georgien interessiert selbstverständlich niemanden, wo der VfL Bochum am 10. Juli gegen Velbert spielt – aber Velbert, diese 85 000-Einwohner-Stadt südlich des Ruhrgebiets, ist auch in Georgien mittlerweile ein Begriff. Dort haben ihre heiß geliebten Fußballer das EM-Basis-Camp bezogen, dort trainieren sie im Stadion des örtlichen Fünftligisten und von dort sind sie am Mittwoch nach Gelsenkirchen gefahren, um im dritten und letzten EM-Gruppenspiel den (mit einer B-Mannschaft angetretenen) Weltranglistensechsten Portugal 2:0 zu besiegen. Georgien, EM-Debütant und 74. der Weltrangliste, hat sich durch diesen überraschenden Sieg als Gruppendritter für das Achtelfinale qualifiziert und trifft am Sonntagabend in Köln auf Spanien.

„Wir spielen hier für das georgische Volk“, sagt Torschütze Kwarazchelia

Bis zum Mittwoch war der bedeutendste Tag in der Geschichte des georgischen Fußballs jener 26. März 2024 gewesen, als man sich in Tiflis im Elfmeterschießen des EM-Playoff-Duells gegen die Griechen durchsetzte und für die EM qualifizierte. Nun wurde der 26. Juni 2024 hinzugefügt: der Tag, als man sich für das Achtelfinale qualifizierte. „Wir haben dem Geschichtsbuch des georgischen Fußballs eine weitere Seite hinzugefügt“, sagte Stürmer Chwitscha Kwarazchelia, 23, der vor einem Jahr mit der SSC Neapel italienischer Meister geworden ist und am Mittwoch gegen Portugal nach 91 Sekunden das wegweisende 1:0 erzielt hat.

Kwarazchelia, den sie in Neapel „Kwaradona“ nennen, wurde nach dem Sieg gegen Portugal als Spieler des Spiels ausgezeichnet und in die offizielle Pressekonferenz im Untergeschoss der Schalker Arena geführt. Als er dort den Saal betrat, applaudierten ihm georgische Journalisten, einige von ihnen trugen das georgische Nationaltrikot. Einer, der sich für eine Frage meldete, sagte zu Kwarazchelia ins Mikrofon: „Vielen Dank für die Freude, die ihr uns bei dieser EM macht.“ Kwarazchelia lächelte. „Wir spielen hier für das georgische Volk“, sagte er: „Wir tun alles, um Georgien wieder glorreich zu machen.“

So richtig um Fußball ist es nicht gegangen in dieser Pressekonferenz nach dem Spiel. Es ging um Stolz, Glorie und es ging um das Trikot von Cristiano Ronaldo, denn dieses hatte Kwarazchelia unbedingt gewollt. Ronaldo, 39, ist das Idol seiner Kindheit. „Ich habe sein Trikot!“, verkündete er stolz nach dem Spiel: „Ronaldo ist vor dem Spiel zu mir gekommen, um uns Glück zu wünschen, das war unglaublich für mich und hat mir viel bedeutet.“ Hatte Ronaldo damit gar Kwarazchelia derart motiviert, dass auch dies zu der georgischen Sensation beitrug?

Georgiens Einzug ins Achtelfinale mag eine emotionale Sensation sein, eine fußballerische ist es nicht unbedingt. Beim 1:3 gegen die Türkei zum Auftakt war die Auswahl einem Remis schon sehr nahe gewesen, beim 1:1 gegen Tschechien holten sie einen verdienten Punkt – und nun gegen Portugal den ersten EM-Sieg. Kwarazchelias Sturmpartner Georges Mikautadze, 23, vom FC Metz erzielte per Elfmeter in der 57. Minute das 2:0. Er ist mit drei Treffern vorerst alleiniger bester Torjäger dieser EM. Portugals Trainer Roberto Martinez schwärmte von den Georgiern: „Diese Georgier spielen auf höchstem Niveau mit dem großartigen Torwart Giorgi Mamardaschwili und dem Topdribbler Kwarazchelia. Sie haben Struktur, eine starke Defensive und einen riesigen Glauben.“ Wie passend, dass georgische Fans am Rande des Spiels ein Banner aufgehängt hatten mit der Aufschrift: „Believe!“ Ach ja, und einen „großartigen Trainer“, fügte Martinez hinzu, hätten die Georgier auch.

Willy Sagnol leistet nicht nur Trainerarbeit, sondern auch Entwicklungshilfe

Dieser Trainer ist der 47 Jahre alte Franzose Willy Sagnol, der, als er Mittwochnacht den Presseraum betrat, selbstredend ebenfalls Applaus erhielt. Sagnol war von 2000 bis 2009 beim FC Bayern München ein sehr guter Rechtsverteidiger, jetzt leistet er seit drei Jahren in Georgien nicht nur sehr gute Trainerarbeit, sondern auch relevante Fußball-Entwicklungshilfe. Der georgische Verbandspräsident Lewan Kobiaschwili, 46, einst Bundesligaspieler bei Freiburg, Schalke und Hertha, sagt über Sagnol: „Wir haben vor drei Jahren extra einen solchen Trainer gesucht, einen, der für die Mentalität unserer Spieler wichtig ist, einen, der selbst mal Spieler war, der hungrig ist und noch am Anfang seiner Karriere steht. Willy war ein sehr erfolgreicher Spieler, der weiß, wie man Spiele gewinnt – und sogar, wie man Titel gewinnt.“

Womit man wieder beim VfL Bochum ist und dieser absurd anmutenden Eventualität, dass Georgien das EM-Endspiel am 14. Juli erreichen könnte. Die Griechen, die sie vor drei Monaten in den Playoffs besiegt haben, wurden 2004 ja sensationell Europameister. Willy Sagnol sagt: „Wir sind bei dieser EM die ‚kleine‘ Mannschaft, die nichts zu verlieren hat, deren Spieler kein Gewicht auf ihren Schultern spüren und von denen niemand etwas erwartet.“ Der Stürmer Kwarazchelia sagt jedenfalls über den Achtelfinalgegner Spanien: „Spanien gehört genauso wie Portugal zu den besten Mannschaften dieser EM – aber wir haben gezeigt, was gegen solche Mannschaften alles möglich ist.“

Womöglich sollten sie sich Ratingen zumindest einmal zart auf die Möglichkeit vorbereiten, am 10. Juli ein Freundschaftsspiel zwischen dem VfL Bochum und der SSVg Velbert auszurichten.

OTHER NEWS

1 hour ago

Angebot von PSG abgelehnt: Der BVB führt offenbar Rennen um Rayan Cherki von Olympique Lyon an

1 hour ago

Unfassbares Bild! So knapp war das Dänen-Abseits

1 hour ago

"Hat der Schiri das Spiel entschieden? Definitiv nicht!"

1 hour ago

Medien: James will den Lakers vertraglich entgegenkommen

1 hour ago

Sie baut eine der wenigen "Apps auf Rezept" – warum sie ihr Startup jetzt verkauft und andere nachziehen könnten

1 hour ago

Wetter in Niedersachsen: Experten sprechen Klartext – „Ist kaum möglich“

1 hour ago

Viessmann muss Angestellte in Kurzarbeit schicken – Heizungsgesetz schuld?

1 hour ago

Speyer: U17 - Ausgemustertes U-Boot kommt ins Museum

1 hour ago

Invasion der Plagegeister: Kamikaze-Stechmücken terrorisieren Land

2 hrs ago

England – Slowakei live: Hier läuft das EM-Achtelfinale im TV & Stream

2 hrs ago

Wie bitte?! Die ikonischste Szene eines legendären 90er-Jahre-Horrorfilms wurde von einem Kind inszeniert

2 hrs ago

Achtelfinale gegen Türkei für Laimer "etwas Besonderes"

2 hrs ago

Deutsche nach jahrelanger Haft in Venezuela wieder frei

2 hrs ago

Türken tönen: Wir haben auf Österreich gewartet

2 hrs ago

Füllkrugs Teambuilding-Maßnahme: Was bei Havertz' Elfmeter am Spielfeldrand passierte

2 hrs ago

ORF-„Pressestunde“: Sobotka zu Gewessler: „Normalerweise würde es um eine Entlassung gehen“

2 hrs ago

Leuten mit weniger Glück helfen: Buffetts Kinder sollen seine Milliarden spenden

2 hrs ago

Juli Ausblick: 4 Ereignisse, die den Markt und die KI-Rallye beeinflussen

2 hrs ago

Job weg, EM-Star! Der Hype um den Saxophon-Mann

2 hrs ago

Marko und Wolff sind sich einig: 'Nur etwas Außergewöhnliches kann Verstappen stoppen'.

2 hrs ago

Hat SK Sturm Graz nächstes Eigengewächs der SV Ried am Radar?

2 hrs ago

Davina Geiss zeigt tiefen Ausschnitt: Mit der Reaktion von Mama Carmen rechnet sie nicht!

2 hrs ago

So sollte man ein Smartphone niemals aufladen

2 hrs ago

BVB-Trainer Nuri Sahin erlebt wohl nächste Transfer-Pleite

2 hrs ago

Primera Division: Offiziell: Diese drei Spieler verlassen den FC Barcelona

2 hrs ago

„Erstmal hinten anstellen“: FC-Teenies bei den Profis: Szenen-Applaus, Zweikampfstärke und Papa-Doping

2 hrs ago

Nudelauflauf alla Mamma: Einfaches Rezept ganz ohne Fertig-Tütchen

2 hrs ago

Für 129 Euro bei Aldi: Kluge Putzhilfe erledigt zwei Aufgaben auf einmal

2 hrs ago

Vier Tote nach Erdrutsch im Schweizer Tessin

2 hrs ago

Hohe Wahlbeteiligung bei französischer Parlamentswahl

2 hrs ago

Keine Porsche-Dienstautos mehr für Volkswagen-Topmanager

2 hrs ago

Achtelfinal-Schlager Frankreich-Belgien gegen Formkrisen

2 hrs ago

Niederländer Depay hat keine Zukunft bei Atletico Madrid

2 hrs ago

England – Slowakei im Liveticker: „Three Lions“ unter Druck – gelingt der Slowakei die große Sensation?

2 hrs ago

Inter-Post über Sommer erhitzt Gemüter

2 hrs ago

EM 2024: Bastian Schweinsteiger in der ARD ohne Esther Sedlaczek

2 hrs ago

Schalke-Trainer: Einstellung von Sidney Sam überrascht Karel Geraerts

2 hrs ago

"Die verrückteste Torwartleistung": Neuer, Algerien und die Revolution des Spiels

2 hrs ago

Großer Andrang in deutschen Fanzonen - Unwetter in Dortmund

2 hrs ago

Fußball-EM 2024: Videobeweis als "saurer Apfel" - Gündogan zwiegespalten