Windstrom, Kohle, Importe - Deutschlands erste Strombilanz für 2024 zeigt drei verblüffende Trends

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Ein großes Solarkraftwerk in Deutschland: Der Ausbau der Erneuerbaren Energien schreitet voran Bim/Getty Images

Woher bekommt Deutschland seinen Strom? Eine erste Zwischenbilanz für 2024 zeigt: Unser Strom wird immer sauberer - und kommt zunehmend aus dem Ausland. Ein langjähriger Favorit verschwindet dafür in rasend schnellem Tempo.

Wo steht Deutschland bei der Energiewende? Ein neuer Bericht des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) gibt Aufschluss. Das ISE betreibt  die Statistik-Plattform „Energy-Charts“ , die viele Branchenvertreter mittlerweile in ihrer Arbeit nutzen, und veröffentlicht alle sechs Monate seinen neuen Bericht zum deutschen Strommarkt. Die wichtigsten Trends im Überblick:

1. Wind und Solar machen Deutschlands Strom so sauber wie nie

Im Jahr 2023 überschritt der Anteil der Erneuerbaren Energien erstmals die 50-Prozent-Marke - und das Wachstum geht weiter. Insgesamt 65 Prozent des Stroms, der in Deutschland aus der Steckdose kommt, stammte in der ersten Jahreshälfte 2024 aus erneuerbaren Energieträgern. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht das einem Wachstum von 7,6 Prozentpunkten.

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Den Löwenanteil nimmt die Windenergie mit insgesamt 34,1 Prozent ein, es folgen die Solarenergie mit 15,1 Prozent, Biomasse mit 9,7 Prozent sowie die Wasserkraft mit 4,9 Prozent. Sowohl Wind als auch Solar legten im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2023 noch einmal zu. Das Wachstum könnte aber stärker sein, sagt Experte Bruno Burger vom ISE. „Bei der Solarenergie haben wir hohe Zubauzahlen“, erklärt Burger. „Das läuft gerade gut. Beim Wind hängt der Ausbau aber deutlich den Zielen hinterher. Da müssen wir besser werden.“

Tatsächlich erlebt Deutschland gerade einen wahren Solar-Boom, ausgelöst durch bürokratische Erleichterungen der Politik und rasante Preisverfälle für Solarmodule auf den Weltmärkten. Im abgelaufenen Jahr baute Deutschland insgesamt 15,3 Gigawatt an Solar-Leistung zu, ein absoluter Rekord. In keinem Jahr war Deutschland bislang über 8 Gigawatt hinausgekommen. In der ersten Jahreshälfte 2024 beträgt der Zubau auch schon 6,2 Gigawatt, ungefähr dieselbe Summe soll bis Jahresende noch einmal hinzukommen. Auch bei Batteriespeichern, um den ganzen erzeugten Strom zwischenlagern zu können, „haben wir gerade eine neu einsetzende Dynamik und einen Trend zu mehr Großspeichern“, sagt Burger.

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2. Das Ende der Kohle-Ära naht

Jahrzehntelang war Deutschland ein Kohle-Land, in der Stromerzeugung war die Bundesrepublik auf die schmutzige Braun- und Steinkohle angewiesen. Noch 2014 stammte knapp die Hälfte des deutschen Stroms auf der Kohle. Seitdem passiert aber etwas Erstaunliches: Die Erneuerbaren Energien verdrängen die Kohle in rasend schnellem Tempo aus dem Strommix. Nur noch 20,9 Prozent des deutschen Stroms kamen in der ersten Jahreshälfte 2024 aus der Kohle, ein historischer Tiefstwert. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht das nochmal einem Rückgang um sechs Prozentpunkte.

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Der Grund: Die Kohle ist preislich einfach nicht mehr konkurrenzfähig. Die Erzeugungspreise für Wind und Solar sinken, während sie bei der Kohle durch den CO2-Preis stetig steigen. Auf dem Markt hat es der Kohlestrom dadurch immer schwerer, die Kraftwerke produzieren weniger.

Die momentane Schwächephase der deutschen Industrie macht der Kohle ebenfalls zu schaffen. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage, aber auch aufgrund von Einsparmaßnahmen in Privathaushalten sinkt derzeit der Strombedarf in ganz Europa, Deutschland ist keine Ausnahme. Wenn weniger Strom benötigt wird, verdrängt das den teuersten Energieträger zuerst vom Markt - und das ist derzeit oft die Kohle.

Nicht wenige Expertinnen und Experten vermuten daher, dass die Kohle auf dem Markt schon obsolet sein könnte, wenn bis spätestens 2038 der politisch festgelegte Kohleausstieg erfolgen soll. Bis dahin ist es zwar noch ein weiter Weg, denn die Kohle ist tief in der deutschen Energie-Infrastruktur verwurzelt. Viele Kohlekraftwerke sind derzeit noch systemkritisch für die Stabilität der Stromnetze oder liefern dank der sogenannten „Kraft-Wärme-Kopplung“ gleichzeitig Wärme an Zehntausende Haushalte. Aber das Ende der Kohle-Ära ist bereits deutlich erkennbar.

3. Deutschland holt sich immer mehr Strom aus dem Ausland

Im aktuellen Jahrtausend war Deutschland stets ein sogenannter Netto-Exporteur von Strom - die Bundesrepublik verkaufte mehr Strom ins Ausland, als sie von dort importierte. Im letzten Jahr hat sich das erstmals geändert, die Bundesrepublik kaufte damals insgesamt 11,7 Terawattstunden mehr Strom an, als sie verkaufte. Auch im ersten Halbjahr 2024 beträgt das Saldo bereits 11,2 Terawattstunden, das entspricht knapp fünf Prozent der deutschen Stromproduktion.

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Kann sich Deutschland nicht mehr selbst mit genügend Strom versorgen? „Technisch hätten wir den Strom auch selbst zu jeder Zeit produzieren können, so dass wir null Importe gehabt hätten“, sagt Burger. „Das wäre aber teurer geworden.“ Für das Kohleland Deutschland ist es günstiger geworden, andere die Arbeit machen zu lassen. „Kohlestrom ist an vielen Stunden des Jahres einfach teurer als importierter Strom.“

Dieser Trend werde sich fortsetzen, sagt Burger - denn auch die deutschen Nachbarländer bauen derzeit Erneuerbare Energien in großen Mengen zu. Die beiden wichtigsten Exportländer nach Deutschland sind mittlerweile Dänemark und Frankreich. Die Dänen erzeugen ihren Strom zu 84 Prozent aus Erneuerbaren Energien, vor allem aus Windkraft. Frankreich hingegen setzt hauptsächlich auf Atomkraft.

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Spannend: Die Bundesrepublik geht vor allem in den warmen Monaten auf Einkaufstour, im Januar war Deutschland noch Nettoexporteur. Das hängt damit zusammen, dass Deutschlands Nachbarländer in den warmen Monaten gewissermaßen „zu viel“ Strom erzeugen, den sie dann günstig abgeben. Die französischen Kernkraftwerke haben sich von ihrer Krise aus dem Pannenjahr 2022 wieder erholt, gleichzeitig wächst der Anteil an Erneuerbaren Energien stetig. Hinzu kommt die wirtschaftliche Flaute, die in ganz Europa den Strombedarf der Industrie sinken lässt. „Frankreich hat zumindest im Sommer viel Strom übrig“, sagt Burger. Tatsächlich verkaufen die Franzosen an Länder wie Belgien, die Schweiz, Italien oder Großbritannien noch mehr Strom als an Deutschland. Auch die dänischen Windparks in der Nordsee sind im Sommer dankbar für Abnehmer.

Sollten die Herbst- und Wintermonate aber wieder kälter ausfallen, dreht sich der Spieß schnell um: Frankreich heizt viel mit elektrischen Widerstandsheizungen, der Strombedarf steigt daher in kalten Wintern rasant. Traditionell hilft dann Deutschland mit Kohle- und Windstrom dem westlichen Nachbarland aus. „Das ist auch der große Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich“, sagt Burger. „Deutschland hat genügend Erzeugungskapazität, um auch ohne Importe auszukommen. Frankreich nicht."

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