Türkei: Ausschreitungen gegen syrische Einrichtungen in Kayseri
In der türkischen Stadt Kayseri soll ein geflüchteter Syrer ein Kind belästigt haben. Nach seiner Festnahme kam es zu Ausschreitungen gegen syrische Einrichtungen. Geschäfte und Wohnhäuser wurden angegriffen.
Türkei: Ausschreitungen gegen syrische Einrichtungen in Kayseri
In der Türkei leben Hunderttausende syrische Geflüchtete. Immer wieder sorgt das für soziale Spannungen. Nun ist die Lage in der Stadt Kayseri eskaliert. Eine Gruppe von Männern hat am Sonntagabend von Syrern betriebene Einrichtungen angegriffen, nachdem zuvor ein Syrer wegen mutmaßlicher Belästigung eines Kindes festgenommen worden war. In Onlinediensten veröffentlichte und von der Nachrichtenagentur AFP überprüfte Videos zeigen, wie Männer die Schaufenster eines angeblich von Syrern betriebenen Lebensmittelgeschäfts einschlagen und es in Brand setzen.
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Auf anderen Aufnahmen sind junge Männer zu sehen, die mit Steinen und Metallobjekten Fahrzeuge in dem Viertel im Süden von Kayseri angreifen, wo viele vor dem Krieg ins Nachbarland Türkei geflohene syrische Staatsbürger untergebracht sind.
Auch andere Geschäfte und Besitztümer von Syrern wurden von den Randalierern ins Visier genommen, wie die private türkische Nachrichtenagentur DHA berichtete. »Wir wollen keine Syrer mehr, wir wollen keine Ausländer mehr!«, hört man einen Mann in einem Video rufen. Auf Aufnahmen von DHA ist ein großes Polizeiaufgebot zu sehen.
Der Gouverneur von Kayseri rief die Einwohner zur Zurückhaltung auf und erklärte, dass das Opfer von Belästigungen gewordene fünfjährige Kind ebenfalls die syrische Staatsangehörigkeit besitzt.
Gerüchte lösten mehrfach fremdenfeinliche Übergriffe aus
Die Türkei hat rund 3,2 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen. In den vergangenen Jahren ist es mehrfach zu fremdenfeindlichen Vorfällen gekommen, die nicht selten durch in Onlinenetzwerken kursierende Gerüchte ausgelöst wurden.
Während des Wahlkampfs für die Präsidentschaftswahl im Mai 2023 hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan versprochen, die »freiwillige« Rückkehr einer Million Syrer »vorzubereiten«. Innerhalb eines Jahres sind mehr als 100.000 Syrer in ihre Heimat zurückgekehrt, seit 2016 mehr als 650.000, wie der Innenminister Ali Yerlikaya Mitte Juni erklärte.