Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Radiohead – Essay von Dave Matthews
Selbst wenn sie live einmal das Visier runterlassen, verlieren sie nie ihre Vision.
Radiohead
Selbst wenn sie live einmal das Visier runterlassen, verlieren sie nie ihre Vision.
Jedes Mal, wenn ich ein Radiohead-Album kaufe, geht mir durch den Kopf: „Vielleicht kommt dieses Mal ja der große Durchhänger.“ Aber es gibt keine Durchhänger! Ich beginne mich schon zu fragen, ob sie überhaupt etwas Zweitklassiges abliefern können.
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Ganz schlechte Nachrichten für Radiohead-Fans
Ihre Musik kann zu dir sprechen, und zwar in sehr realer Art und Weise. Sie nimmt dich an die Hand, geht mit dir eine verschwiegene Straße entlang – um plötzlich eine musikalische Bombe auf dich abzuwerfen. Sie kann sich in ein derart komplexes Konstrukt versteigen, dass man schon Angst hat, es würde unter seinem eigenen Gewicht zusammenbrechen – bis dann Thom Yorke des Weges kommt und eine Melodie singt, die dir das Herz aus der Brust reißt.
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Es gibt eine Passage auf „Kid A“, die mich klaustrophobisch macht, hoffnungslos verheddert in einem Dschungel aus Stacheldraht – und plötzlich falle ich heraus und sitze an einem Pool und höre Vögel zwitschern. Radiohead können all diese Dinge in Bruchteilen von Sekunden visualisieren.
Yorkes Lyrics treiben mich zur Verzweiflung
Radiohead geben mir das Gefühl, sie seien Mozart, während ich mich mit der Rolle des Salieri abgeben muss. Yorkes Lyrics treiben mich zur Verzweiflung: Nicht in meinen kühnsten Träumen könnte ich mir vorstellen, etwas so Wundervolles zu kreieren, wie es ihnen in einem einzigen Song gelingt.
Ganz zu schweigen, dass sie ein ganzes Album damit füllen. Nach „OK Computer“, ihrem meistbeklatschten Album, schlugen sie mit „Kid A“ einen Haken, wie er im Bilderbuch steht. Ich glaube nicht, dass ihnen die Meinung anderer Menschen gleichgültig ist; es steht nur nicht in ihrer Macht, die Eigendynamik ihrer Musik zu kontrollieren.
Selbst wenn sie live einmal das Visier runterlassen und die Zügel etwas schleifen lassen, verlieren sie nie ihre Vision. Es gibt keinen Punkt, an dem sich Jonny Greenwood oder Ed O’Brien entgeistert anschauen und sagen: „Scheiße, wohin haben wir uns denn jetzt verlaufen?“ Debakel sind ein Fremdwort: Jedes Album, jeder Gig ist ein Stich ins Herz.
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