Augenfarbe mit Tropfen verändern? Ein Arzt rät dringend ab

Du hättest gern hellere, strahlende Augen? Via Social Media verspricht ein Unternehmen, mit Tropfen helfen zu können. Wir haben bei einem Augenarzt nachgefragt, ob das sicher ist.

Ob waldgrün, strahlend blau oder leuchtend türkis: Wer mit der eigenen Augenfarbe unzufrieden ist, soll sie mittels Tropfen ganz einfach in helle Trendfarben umändern können. Das verspricht das Unternehmen Fancydrops und verprasst dafür massenhaft Marketing-Budget – auf Instagram und Tiktok finden sich Hunderte Videos unter den entsprechenden Hashtags, alle zeigen die angeblichen Traum-Resultate.

Fragt in der Kommentarspalte jemand nach Risiken, versichert das Unternehmen: «Unsere Produkte sind 100 Prozent sicher, risikofrei und ohne Nebenwirkungen.» Ist am Versprechen wirklich etwas dran? Augenarzt PD Dr. med. Hans Peter Iseli klärt es.

Was bestimmt unsere Augenfarbe?

Ob deine Augen blau, grün oder braun sind, hängt mit ihrer Melanin-Konzentration zusammen. Dr. Iseli erklärt: «Das Pigment hinter der Iris entscheidet über die Augenfarbe. Ist viel Melanin enthalten, sind die Augen dunkel, bei wenig Melanin erscheinen sie blau.»

Ein Augenarzt warnt vor den angesagten Fancydrops.

Inwieweit ist es möglich, die Augenfarbe zu verändern?

Grundsätzlich ist es nicht unmöglich, die Augenfarbe zu verändern. «Mit einem Laser kann zum Beispiel das Melanin aus der Iris teilweise zerstört werden, sodass die Iris heller wird. Auch die Hornhaut kann für einen ähnlichen Effekt tätowiert werden – ob solche drastischen Eingriffe die Risiken wert sind, ist nochmal eine andere Frage.» Die Tropfen hingegen können, so Dr. Iseli, mit grosser Wahrscheinlichkeit nichts ausrichten.

Was ist das Problem bei den Tropfen?

«Bei der Entwicklung neuer Produkte geht die Wissenschaft von einzelnen theoretisch gesicherten Ãœberlegungen aus, etwa davon, dass gewisse Inhaltsstoffe die Pigmentproduktion unter Laborbedingungen hemmen», so der Augenarzt. «Verpackt man diese Idee in Augentropfen, ist man zwei Fragen gegenübergestellt. Einerseits muss getestet werden, welche Konzentration für einen Effekt benötigt wird. Andererseits muss die Formulierung so aufgebaut sein, dass sie durch entsprechende Moleküleigenschaften in der Lage ist, durch die Hornhaut ins Auge einzudringen.» Dringen die Tropfen nicht ins Auge ein, könnten statt der Iris zum Beispiel die Augenlider heller werden.

Probeläufe sind daher sehr wichtig – zumindest in der Theorie. «Solche Untersuchungen braucht man, um von der FDA (Anm. d. Red.: Die US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel) bewilligt zu werden.» Doch die Tropfen gelten nicht als Medikament. «Sie brauchen daher keine Bewilligung und keine Studien über ihre Wirksamkeit. Die Hersteller können einfach irgendetwas behaupten.»

Was sind die Risiken?

Ohne Tests bzw. die Klassifizierung der Augentropfen als Medikament sind auch die Risiken unklar. PD Dr. Iseli geht davon aus, dass die Tropfen die Iris nicht erreichen und daher unwirksam sind. Sollten sie das doch tun, drohen Konsequenzen: «Wenn die Tropfen tatsächlich durch die Hornhaut ins Auge dringen, besteht potenziell die Gefahr, dass sie die Netzhaut ebenfalls erreichen und diese schädigen.»

Dazu besorgt den Experten die Anwendungsdauer – auf der Website empfiehlt der Hersteller eine tägliche Anwendung über sechs Monate oder mehr. «Melanin hat man nicht nur in der Iris. Bei so einem langen Zeitraum könnte auch das Melanin hinter der Netzhaut angegriffen werden und Augenschäden verursachen. Man weiss durch die fehlenden Untersuchungen schlichtweg nicht, welche Risiken lauern.» Der Arzt rät daher von der Nutzung der Tropfen dringend ab.